Fintech Gruppenfoto ©Denis Faber

Fintechs verändern das Finanzsystem – Herausforderungen erkennen und meistern

In den letzten Jahren dringen verstärkt Technologieunternehmen als sogenannte „Fintechs“ in den Markt für Finanzdienstleistungen und stehen dabei im Wettbewerb mit klassischen Anbietern wie Geschäftsbanken. Die innovativen Technologien haben das Potenzial die Kosten für Konsumenten zu senken und das Produktangebot am Markt nachhaltig zu erweitern. Das hieraus resultierende, zusätzliche Wirtschaftswachstum steht jedoch im Spannungsfeld zu möglichen Risiken auf die Finanzstabilität. Die Fragen, die sich Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden weltweit im Umgang mit diesen neuen Marktteilnehmern stellen, lagen im Fokus des dreitägigen Expertenpanels zum Thema „Fintech and their impact on central banking“.

Am ersten Tag wurde die gegenwärtige Situation in den verschiedenen Teilnehmerländern erläutert. Mehrere Teilnehmende gaben einen Einblick in das gegenwärtige Aufkommen von Fintechs in ihren Heimatländern und deren Umgang als Aufsichtsbehörde. Die Anwesenden diskutierten die verschiedenen Ansätze in der Begleitung der neuen Technologien und wie regulatorische Arbitrage bei gleichzeitiger Innovationsförderung vermieden werden kann. So kann beispielsweise die Finanzaufsicht als Innovation Hub nicht-bindende Auslegungen im Vorfeld zur Verfügung stellen. Ebenfalls wurde die Verwendung einer „regulatory Sandbox“, in denen eine Geschäftsart auf Basis eines genau abgegrenzten Planes getestet werden kann, diskutiert. Im Kern befürworten alle Teilnehmenden eine grundsätzliche Neutralität gegenüber der eingesetzten Technik, jedoch gibt es international Unterschiede in der aufsichtlichen Begleitung, etwa durch den Einsatz von Ermessenspielräumen und der regulatorischen Beratung der Unternehmen.

Der zweite Tag begann mit der Präsentation des Unternehmens BitBond . Das Unternehmen führt im Rahmen eines internationalen Peer-To-Peer-Netzwerkes KMU-Kreditnehmer und Investoren zusammen. Die technische Abwicklung erfolgt anschließend auf Basis der Blockchain-Technologie. In einer Podiumsdiskussion wurden die betriebswirtschaftlichen und regulatorischen Fragestellungen aus der Sicht eines FinTechs erörtert. Auch wurde besprochen, welche positiven Effekte aus einem engen Austausch mit der Finanzaufsicht, etwa durch eine höhere Planbarkeit in den regulatorischen Anforderungen, gewonnen werden können.

Es folgte eine Präsentation zu Innovationen im Zahlungsverkehr, im Rahmen dessen über den künftigen Einfluss von Kryptotoken auf die Arbeit von Zentralbanken debattiert wurde. Am Beispiel des Whitepaper zum „Libra“ des US-Konzerns Facebook diskutierten die Teilnehmenden das nach ihrer Ansicht nach hohe Potential im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Es wurde jedoch allgemein betont, dass gegenwärtig eine Vielzahl an technischen sowie rechtlichen Fragen unbeantwortet bleiben.

Schwerpunkt des letzten Diskussionstages waren die weiteren Auswirkungen von Fintechs auf die geldpolitische Implementierung. Die gegenwärtige Zinssteuerung über die Bereitstellung von Zentralbankliquidität gegenüber Geschäftsbanken wäre bei einer umfassenden Adaption der Marktteilnehmer anzupassen. Die Einführung des Libra war auch hier Gegenstand der Diskussion. Die Teilnehmenden sahen unterschiedliche Herausforderungen, die sich aus der Unterlegung der Kryptotoken mit einem Währungskorb ergeben. U.a. würde dessen Zusammensetzung zu Nachfrageverschiebungen zwischen einzelnen Währungen führen. Deutliche Änderungen auf Wechselkurse, Zinssätze und Inflationsraten wären die Folge.

Zum Abschluss der Veranstaltung bestand große Einigkeit zwischen den Teilnehmenden, dass die besprochenen Finanzinnovationen die Finanzmärkte signifikant verändern können und dass dieser Wandel eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Notenbanken und Finanzaufsichtsbehörden auf internationaler Ebene erfordert.

Text: Florian Naunheim