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Inflation bezeichnet einen über mehrere Perioden anhaltenden Anstieg des allgemeinen Preisniveaus. Preise für Waren und Dienstleistungen ändern sich ständig – manche Preise steigen, während andere fallen. Erhöhen sich nicht nur die Preise einzelner Produkte, sondern die Preise allgemein, so spricht man von Inflation. Der Anstieg der Preise wird über die Inflationsrate – auch Preissteigerungs- oder Teuerungsrate genannt – gemessen. Sie gibt an, um wie viel Prozent das Preisniveau in einer bestimmten Zeitspanne von beispielsweise einem Monat oder einem Jahr gestiegen ist. Eine jährliche Inflationsrate von zum Beispiel 4 % bedeutet also, dass Güter und Dienstleistungen heute im Durchschnitt 4 % mehr kosten als ein Jahr zuvor. Durch Inflation sinkt somit der Wert des Geldes, da man mehr Geld ausgeben muss als zuvor, um die gleichen Produkte zu kaufen. Das bedeutet, dass die Kaufkraft des Geldes abnimmt. Über einen längeren Zeitraum betrachtet kann der Kaufkraftverlust beträchtliche Ausmaße annehmen, auch wenn die Inflationsrate auf den ersten Blick als recht gering erscheinen mag.
Wie die Grafik zeigt, haben 100 Euro bei einer jährlichen Inflationsrate von 4 % in zehn Jahren nur noch eine Kaufkraft von knapp 68 Euro heute. Nach 50 Jahren erhält man bloß noch Güter im heutigen Gegenwert von 14 Euro.
Das Gegenteil von Inflation stellt eine Deflation dar. Unter Deflation versteht man ein allgemeines, anhaltendes Sinken des Preisniveaus.
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Die Inflationsrate gibt Auskunft über die Veränderung des Preisniveaus, also des Durchschnitts aller Preise in der Volkswirtschaft. Es ist jedoch faktisch unmöglich, die Millionen Einzelpreise aller Waren und Dienstleistungen in einem Wirtschaftsraum zeitnah zu erheben. Daher wird stattdessen ein repräsentativer Warenkorb genutzt, um die Inflationsrate zu ermitteln. Dieser Warenkorb enthält eine geeignete Auswahl von rund 650 Güterarten aus 12 Güterkategorien, die das typische Konsumverhalten eines Haushaltes abbilden sollen. Daher umfasst er ganz verschiedene Dinge wie Lebensmittel und Kleidung, Wohnungsmieten und Versicherungsprämien, ebenso Dienstleistungen wie etwa Friseurbesuche, aber auch selten gekaufte Güter wie Autos und Waschmaschinen. Innerhalb der entsprechenden Güterarten (wie z.B. Dosensuppe, Damensportbekleidung oder Hörhilfen) werden für die monatliche Erhebung dann jeweils konkrete Einzelprodukte ausgewählt, deren Preise gemessen werden.
Der Warenkorb bildet die Grundlage für die Berechnung des Verbraucherpreisindex (VPI) für Deutschland. Dieser misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Seine Veränderungsrate in Prozent stellt die Inflationsrate dar. Mit ihr lässt sich beobachten, wie sich die Verbraucherpreise im Zeitverlauf im Durchschnitt verändern.
- Der Preis des Warenkorbes ergibt sich, indem man für alle enthaltenen Güter die zugehörige Menge mit dem jeweiligen Preis multipliziert und die Ergebnisse addiert (Ausgabensumme).
- Die Veränderungen der Ausgabensummen werden mithilfe des Preisindex angegeben. „Dafür wird die Ausgabensumme des ersten Jahres (Basisjahr) auf 100 gesetzt (300 € entsprechen 100). Dieser Wert dient als Bezugsgröße für die folgenden Jahre.“
- Basierend darauf wird für die Folgejahre der Preisindex berechnet. Dazu wird der Wert des Warenkorbes in jedem darauffolgenden Jahr durch den Wert des Warenkorbes im Basisjahr geteilt. Das Ergebnis wird mit 100 multipliziert und man erhält den Preisindex. Für Jahr 3:
450,00 € ÷ 300,00 € ×100 = 150 - „Die Preissteigerungsrate (Inflationsrate) stellt die relative Preisänderung bezogen auf das Vorjahr dar.“ Sie wird folgendermaßen ermittelt:
Der Preisindex des betreffenden Jahres abzüglich des Preisindex des Vorjahres (für Jahr 3: 150 − 120) geteilt durch den Preisindex des Vorjahres (120), multipliziert mit 100:
( 150 − 120 ) ÷ 120 × 100 = 25 %
Beim Verbraucherpreisindex fließen die Preise der einzelnen Güterarten mit unterschiedlichem Gewicht in die Berechnung ein. Das entsprechende Gewicht orientiert sich dabei an dem Anteil der Konsumausgaben, der auf die zugehörige Güterkategorie entfällt. Dazu werden verschiedene Güterarten zu Güterkategorien zusammengefasst.
Unterschieden wird in 12 Güterkategorien, welche zusammen mit den entsprechenden Ausgabenanteilen im Wägungsschema zusammengefasst sind.
Der Warenkorb wird auf der Ebene der Einzelprodukte laufend aktualisiert. Hingegen hält das Statistische Bundesamt beim Berechnen des Verbraucherpreisindex das Wägungsschema eines Basisjahres bewusst für fünf Jahre konstant, denn der Preisindex soll nur die Preisänderungen und nicht geänderte Ausgabengewohnheiten widerspiegeln.“
Abzugrenzen vom Verbraucherpreisindex (VPI), der in dieser Form nur in Deutschland zur Inflationsmessung genutzt wird, ist der sogenannte Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI). Dabei handelt es sich um einen EU-weit berechneten Preisindex, mit dem die Entwicklung der Verbraucherpreise im Euroraum gemessen wird. Um diesen zu ermitteln, berechnet jedes Euro-Land nach einer gemeinsam abgestimmten Methode – ergänzend zum jeweiligen nationalen Inflationsmaßstab – einen weiteren, gesonderten Verbraucherpreisindex. Die monatlich erhobenen Ergebnisse melden sie anschließend an das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat). Dieses fasst die übermittelten nationalen Inflationsdaten zum Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) zusammen. Die einzelnen Länderdaten fließen dabei mit unterschiedlichen Gewichten ein. Die Gewichte sind abhängig davon, welchen Anteil jedes Land an den gesamten Konsumausgaben des Euroraums hat.
Die in Prozent gemessene Veränderung des HVPI bildet die Inflationsrate im Euroraum. Der HVPI ist somit die entscheidende Messlatte, um die Preisentwicklung und hiermit die Entwicklung der Kaufkraft im Euroraum beurteilen zu können.
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Wirtschaftsakteure handeln zukunftsgerichtet. Sie treffen Entscheidungen nicht nur auf Basis der aktuellen, sondern auch auf Basis der erwarteten zukünftigen Entwicklungen. Erwartungen über die zukünftige Inflation nehmen hier eine bedeutende Rolle ein. Inflationserwartungen sind nämlich ein wichtiger Einflussfaktor für die Konsum- und Sparentscheidungen privater Haushalte und für die Investitionsentscheidungen von Unternehmen. Daneben beeinflussen Inflationserwartungen auch die Lohn- und Preissetzung.
Das, was Haushalte und Unternehmen erwarten, beeinflusst aber nicht nur die eigenen Entscheidungen, sondern auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung: Wenn alle Akteure stark steigende Preise erwarten, dann werden viele geplante Käufe vorziehen, solange die Preise noch nicht so stark gestiegen sind. Diese erhöhte Nachfrage wird dann in der Regel zu steigenden Preisen führen. Auf diesem Wege beeinflussen Inflationserwartungen letztlich auch die tatsächliche Inflation selbst. Dauerhafte Preisstabilität ist daher nur dann möglich, wenn die Inflationserwartungen stabil und niedrig sind.
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Um hohe Inflationsraten und die durch diese hervorgerufenen Kaufkraftverluste zu vermeiden, verfolgt das Eurosystem aus Europäischer Zentralbank (EZB) und den am Euro teilnehmenden nationalen Zentralbanken wie die Deutsche Bundesbank das Ziel, Preisstabilität zu gewährleisten. Der EZB-Rat als Entscheidungsgremium des Eurosystems sieht die Preisstabilität als gegeben an, wenn der jährliche Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) auf mittlere Sicht geringer als 2 % gegenüber dem Vorjahr ist. Beim Streben nach Preisstabilität zielt der EZB-Rat mit seinen geldpolitischen Maßnahmen dann konkret darauf ab, die Inflationsrate mittelfristig zwar unter, aber doch nahe 2 % zu halten. Indem der EZB-Rat seine Vorstellung von Preisstabilität offen und transparent darlegt, liefert er auch der Öffentlichkeit einen Maßstab, anhand dessen der Erfolg seiner Geldpolitik beurteilt werden kann.
Das Inflationsziel gegenüber der Öffentlichkeit transparent darzulegen, ist auch ein Mittel, um die Inflationserwartungen der Wirtschaftsakteure zu beeinflussen. Diese Inflationserwartungen sollen niedrig und fest verankert sein. Inflationserwartungen gelten dabei dann als fest verankert, wenn sie nicht vom Preisstabilitätsziel der Zentralbanken abweichen. Eine „Entankerung“ der Inflationserwartungen, beispielsweise in Form erwarteter höherer Inflation, kann die Preisstabilität gefährden (siehe auch: Die Rolle von Inflationserwartungen). Das Verankern der Inflationserwartungen gilt daher als ein Kernelement vieler geldpolitischer Strategien.
Neben der Verankerung von Inflationserwartungen verfügt eine Zentralbank über weitere Instrumente, um Preisstabilität zu gewährleisten. Das wichtigste geldpolitische Instrument ist dabei der Leitzins. Dies ist jener Zins, zu dem sich Banken von der Zentralbank Geld leihen können.
Der Leitzins beeinflusst, zu welchen Zinssätzen sich Banken untereinander Geld leihen (Geldmarktzinsen). Steigende oder sinkende Geldmarktzinsen geben Banken in der Regel gleichgerichtet an ihre Kunden weiter, die Veränderung der Geldmarktzinsen beeinflusst somit auch die Zinsen für Bankkredite.
Von der Höhe der Zinsen für Bankkredite hängt maßgeblich die Nachfrage nach solchen Krediten ab. Konkret: Wenn Bankkredite für Unternehmen und Haushalte teurer werden, geht die Nachfrage nach solchen Krediten in der Regel zurück – bei günstiger werdenden Krediten gilt der umgekehrte Mechanismus. Der Preis und die Verfügbarkeit von Krediten wiederum beeinflusst letztlich, wie viel Geld Haushalte und Unternehmen für Konsumausgaben und Investitionen haben. Davon hängt die Güternachfrage und somit letztlich die Preisentwicklung ab. Über Leitzinsänderungen haben Zentralbanken also die Möglichkeit, die Inflationsrate zu erhöhen oder zu senken, um die Preisstabilität sicherzustellen.
Gleichzeitig ist der Leitzins aber auch ein Element, um die Erwartungen der Wirtschaftakteure zu beeinflussen. Eine Leitzinserhöhung kann dabei als Signal für eine zukünftig sinkende Inflationsrate, eine Leitzinssenkung als Signal für eine zukünftig steigende Inflationsrate verstanden werden. Leitzinsänderungen können somit die Inflationserwartungen beeinflussen, die sich wiederum auf die Löhne, auf die Nachfrage auf Gütermärkten, auf die Preise und damit auf die Inflationsrate auswirken.
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Als Inflationsunsicherheit kann die Ungewissheit über die zukünftige Entwicklung der Inflation bezeichnet werden. Sie beschreibt also die Unsicherheit über das Niveau der erwarteten Inflation. Inflationsunsicherheit äußert sich darin, dass sich Wirtschaftsakteure nicht sicher sind, welche Inflationsrate sie für die Zukunft erwarten. Darauf basierend wird unterschieden zwischen der individuellen Inflationsunsicherheit und der gesamtwirtschaftlichen Inflationsunsicherheit.
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Die individuelle Unsicherheit beschreibt die persönliche Unsicherheit einzelner, für sich betrachteter Wirtschaftsakteure. Um deren Unsicherheit zu bestimmen, enthalten die Fragebögen zur Erwartungsstudie der Bundesbank eine Frage zur subjektiven Wahrscheinlichkeitsverteilung der erwarteten Inflationsrate. Konkret heißt dies, dass die Teilnehmer gebeten werden, verschiedenen Inflationsszenarien beziehungsweise verschiedenen Inflationsraten eine Wahrscheinlichkeit zuzuordnen.
Dies erfolgt, indem sie 100 Punkte auf die möglichen Inflationsszenarien verteilen. Dabei ist es auch möglich, einem Szenario null Punkte zuzuordnen. Je mehr Punkte dem Szenario zugeordnet werden, desto wahrscheinlicher ist das Eintreten einer Inflations-/ Deflationsrate in diesem Größenbereich für den Befragten.
Basierend auf dieser Frage kann die individuelle Unsicherheit aus der Anzahl genutzter Intervalle ermittelt werden. Das bedeutet, auf je mehr Inflationsszenarien der Befragte seine 100 Punkte verteilt, desto größer ist seine individuelle Unsicherheit über das zukünftige Niveau der Inflationsrate.
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Die gesamtwirtschaftliche Inflationsunsicherheit geht über die Ebene der einzelnen Wirtschaftsakteure hinaus und beschreibt die aggregierte Unsicherheit über die zukünftige Inflationsrate. Gesamtwirtschaftliche Unsicherheit kann daher auch als Uneinigkeit der Wirtschaftsakteure über das zukünftige Inflationsniveau angesehen werden. Sie kann als Standardabweichung der vorherrschenden Inflationserwartungen dargestellt werden. Zur Berechnung wird die Standardabweichung der Punktschätzungen Befragter für die zukünftige Inflationsrate gebildet. Die Standardabweichung beschreibt dabei die Streuung der verschiedenen geschätzten Inflationsraten um den Mittelwert dieser Punktschätzungen. Einfach gesagt, misst sie die durchschnittliche Entfernung aller erfassten Punktschätzungen für die zukünftige Inflationsrate vom Mittelwert dieser. Somit stellt sie ein geeignetes Maß für die Messung der Unsicherheit und Uneinigkeit der Inflationserwartungen dar.
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Wie unsicher eine einzelne befragte Person darüber ist, wie sich die Inflationsrate entwickeln wird, ist eine für die Bundesbank sehr wichtige Information. Denn mit dem Ansteigen dieser individuellen Inflationsunsicherheit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Inflationserwartungen verändern. Und auch individuelle Spar- und Ausgabenentscheidungen werden dadurch beeinfluss.
Das Ausmaß der Unsicherheit über die Inflationserwartungen gibt darüber hinaus auch Hinweise auf die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik. Erhöhte gesamtwirtschaftliche Unsicherheit kann die Durchführung geldpolitischer Maßnahmen erschweren. Und sie kann sich im Zusammenhang damit negativ auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung übertragen.
Aus diesen Gründen ist es für Zentralbanken von großer Bedeutung, Inflationsunsicherheit zu erfassen und ihre Entwicklung zu verstehen. Dafür kommt der Beobachtung von Inflationserwartungen und von Inflationsunsicherheit über Befragungen eine wichtige Rolle zu.
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