Neue Technologien für die Abwicklung DLT-basierter Transaktionen in Zentralbankgeld – Vorbereitungen für praktische Erprobungen des Eurosystems mit Marktteilnehmern laufen auf Hochtouren
Der Trend zur Digitalisierung unserer gesamten Lebensbereiche ist ungebrochen. Dieses gilt auch für den Finanzsektor. Viele Marktakteure beschäftigen sich deshalb mit der Frage, wie innovative Technologien und Konzepte, etwa Distributed Ledger Technology (DLT)/Blockchain, sinnvollerweise zum Einsatz kommen können. In der Praxis wird an einer ganzen Reihe unterschiedlicher Machbarkeitsstudien (Proof-of Concepts) gearbeitet, zunehmend aber auch an produktionsnahen Lösungskonzepten für einzelne Geschäftsfälle. In der Regel bedingen relevante Geschäftsfälle in der Finanzwirtschaft auch eine geldliche Verrechnungsfunktionalität, die im Einzelnen unterschiedlich ausgestaltet sein kann. Aus Sicht der Notenbanken ist unter Finanzstabilitätsgesichtspunkten von besonderer Bedeutung, dass Finanztransaktionen mit Systemrelevanz in sicherem und risikofreiem Zentralbankgeld abgewickelt werden, vornehmlich um existente Kredit-und Liquiditätsrisiken zu minimieren.
In unserer Newsletterausgabe vom Juni 2023 haben wir über den aktuellen Stand der Eurosystemaktivitäten hinsichtlich einer Verrechnung DLT-basierter Transaktionen in Zentralbankgeld berichtet (Stichwort „New technologies for wholesale central bank money settlement (ntw CeBM settlement“). Diese sollen in einer nächsten Stufe um Erprobungen mit interessierten Marktteilnehmern angereichert werden. Ziel der für das kommende Jahr geplanten Erprobungen ist es, zusätzliche praktisch fundierte Erkenntnisgewinne zu erlangen. Interessierte Marktteilnehmer, die die dedizierten Zulassungsvoraussetzungen des Eurosystems für die Teilnahme in dieser Erprobungsphase erfüllen, können neben reinen Experimenten auch in eingeschränktem Rahmen echtes finales Zentralbankgeldsettlement (sogenannte Trials) durchführen. Für die Erprobungen wird das Eurosystem drei Lösungsansätze, darunter die Trigger-Lösung der Bundesbank, zur Verfügung stellen. Alle Lösungsansätze sind auf Interoperabilität mit verschiedenen Market DLT Operators / Asset Chains aus dem Finanzsektor ausgerichtet. Von Bundesbankseite bieten wir mit der Trigger-Lösung einen attraktiven Ansatz für die Erprobungsphase an, der Market DLT / Asset Chains mit dem traditionellen T2-Service auf denkbar einfache Art verbindet. Nutzer der Trigger-Lösung können somit insbesondere von effizienten Liquiditätspoolingmöglichkeiten, umfassenden TARGET-Services-Funktionalitäten sowie einem unmittelbar finalen Zentralbankgeldsettlement profitieren.
Indikative Stimmungsbilder sowohl auf Eurosystem- als auch auf nationaler Ebene bestätigen das beträchtliche Interesse der Marktteilnehmer an diesem Thema. Deshalb dürften zahlreiche Finanzmarktakteure daran interessiert sein, sich praktisch an den kommenden Erprobungen des Eurosystems im Allgemeinen und an der Trigger-Lösung im Besonderen zu beteiligen. Die positive Resonanz spiegelt sich auch in den vielfältigen vorgelegten Geschäftsfällen, die den beteiligten Parteien bedeutende Vorteile versprechen. Darunter sind auch einige interessante Konzepte aus dem deutschen Finanzmarkt. Von Seiten der Bundesbank freuen wir uns insbesondere über das große Interesse an unserer Trigger-Lösung, sowohl von Seiten der Market DLT-Plattformbetreiber / Asset Chains als auch der Teilnehmer.
Das Eurosystem hat am 13.12.2023 das offizielle Interessenbekundungsverfahren für die Erprobungsphase gestartet, damit anschließend ausreichend Zeit für alle vorbereitenden Aktivitäten verbleibt. Alle interessierten Unternehmen sind eingeladen, offiziell ihr Teilnahmeinteresse nebst aller für die Teilnahme relevanten Informationen zu erklären (bis Ende Januar 2024 für das erste Erprobungsfenster bzw. für das zweite Erprobungsfenster bis Ende April 2024). Anschließend startet der schrittweise Onboardingprozess der vom Eurosystem zugelassenen Teilnehmer, der unter anderem auch verschiedene verpflichtende Testaktivitäten umfassen wird. Der Startschuss für die eigentliche Erprobungsphase soll nach aktueller Planung im Mai 2024 fallen, wobei das zweite, verkürzte Erprobungsfenster im Juli 2024 beginnen wird. Die Erprobungsaktivitäten sollen dann voraussichtlich bis Ende November 2024 andauern. Die gesammelten Ergebnisse werden anschließend detailliert und mit Blick auf die vom Eurosystem vorab definierten primären Lernziele analysiert. Das Eurosystem hat die Kernpunkte der Erprobungsphase und die drei Interoperabilitätslösungen, darunter die Trigger-Lösung der Bundesbank, einem breiten Publikum im Rahmen einer öffentlichen Eurosystem Information Session am 15.12.2023 vorgestellt.
Weiterführende Informationen
teilweise in englischer Sprache