Aufsatz über den dämpfenden Einfluss der Corona-bedingten Fiskalmaßnahmen der Europäischen Union auf die TARGET2-Salden im „ifo Schnelldienst“

Constantin Drott ©Bert Bostelmann
Constantin Drott
Stefan Mitzlaff ©Bert Bostelmann
Stefan Mitzlaff
Jan Paulick ©Alexandra Lechner
Jan Paulick
Die Entwicklung der TARGET2-Salden ist von den grenzüberschreitenden Zahlungsströmen in Zentralbankgeld innerhalb der dezentralen Struktur des Eurosystems abhängig. Die Salden reflektieren Entwicklungen auf den Finanzmärkten und in der geldpolitischen Implementierung. Ihre Entwicklung lässt sich in unterschiedliche Phasen unterteilen. Während die Salden zeitweise ein Indikator für Anspannungen im europäischen Finanzsystem waren, wurde zuletzt der stetige Aufwärtstrend maßgeblich durch die Wertpapierankaufprogramme des Eurosystems getrieben.

Constantin Drott, Stefan Mitzlaff und Jan Paulick fanden jedoch heraus, dass nunmehr auch die Corona-bedingten Fiskalmaßnahmen der Europäischen Union (Support to mitigate Unemployment Risks in an Emergency (SURE) und NextGenerationEU) einen substantiellen Einfluss auf die Entwicklung der TARGET2-Salden haben dürften. Aufgrund der Effekte beider Fiskalprogramme wurde etwa der Anstieg der deutschen TARGET2-Forderungen bis November 2021 schätzungsweise um 80 Milliarden Euro gedämpft. Neben diesen langfristig strukturellen Faktoren, beeinflussen kurzfristige Effekte die TARGET2-Salden. Nachdem der deutsche TARGET2-Saldo etwa aufgrund bilanzieller Stichtagseffekte im Dezember 2021 mit 1.261 Milliarden Euro einen neuen Höchststand markierte, sank er im Verlauf des Januars 2022 wieder und betrug per Monatsultimo Februar 1.150 Milliarden Euro.

Ihre Erkenntnisse veröffentlichten die drei Analysten aus dem Bereich Strategie, Politik und Überwachung des Zentralbereichs Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme kürzlich im ifo Schnelldienst.

Grafik zum Target2-Saldo: Schätzung und Projektion der Entwicklung