Wuermeling: Noch keine Entwarnung für Banken in der Corona-Krise
Bundesbankvorstand Joachim Wuermeling zufolge ist es in der aktuellen Situation noch zu früh, um Entwarnung für den Bankensektor zu geben. „Die Wirtschaft erholt sich, aber auf die Banken wirkt sich die Krise erst verzögert aus“
, sagte er beim 12. European SSM Round Table in Berlin. Bisher seien die Bankbilanzen eher vereinzelt von der Corona-Krise betroffen. Jedoch kann es in kurzer Frist aufgrund von Insolvenzen zu Kreditausfällen und damit Wertberichtigungsbedarf bei den Banken kommen. Dies tritt voraussichtlich dann ein, wenn Moratorien, Staatshilfen und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht auslaufen. Insgesamt seien die Kreditinstitute für die Auswirkungen der aktuellen Krise aber gut aufgestellt.
Die Pandemie beeinträchtige die Wirtschaft in Europa weiterhin ernsthaft, so Wuermeling. Seit dem Tiefpunkt im April habe sich die Wirtschaftsleistung zwar erholt, allerdings würden die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und die Ungewissheit über die Zukunft einer vollständigen Erholung im Wege stehen. Daher sei ein merklicher Anstieg an notleidenden Krediten zu erwarten. Dies sei für die Banken zwar voraussichtlich beherrschbar, würde aber weiteren Druck auf die Profitabilität ausüben, sagte Wuermeling.
Banken profitieren von Reformen
Bundesfinanzminister Olaf Scholz, der ebenfalls an der Veranstaltung mit dem Titel “Covid-19 and its Impact on the Financial Sector” teilnahm, verwies darauf, dass die Banken nun von ihrer soliden Kapitalausstattung und den Puffern profitierten, die maßgeblich aufgrund der Reformen der vergangenen Jahre aufgebaut worden seien. Analysen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der deutschen Bankenaufsicht zeigten, dass der Bankensektor dem durch die Pandemie ausgelösten Stress im Aggregat standhalten könne, bestätigte auch der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Felix Hufeld. Im Falle einer Verschärfung der Lage könne sich die Kapitalausstattung der Banken dennoch deutlich verschlechtern, so Hufeld.
Neuer Schwung für die Kapitalmarktunion
Finanzminister Scholz, der aktuell im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft auch den Vorsitz des ECOFIN-Rates der EU-Finanzminister innehat, sprach sich zudem für weitere Schritte hin zu einer Kapitalmarktunion aus. Offene Märkte in Kombination mit einer europaweit schlagkräftigen Aufsichtsbehörde seien enorm wichtig, so Scholz. Wuermeling sicherte Unterstützung zu: „Ich hoffe, dass die jüngsten Vorschläge der Europäischen Kommission die nötige Dynamik schaffen werden, um echte Fortschritte zu erzielen.“
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie machten es umso wichtiger, eine europäische Kapitalmarkt- und Bankenunion zu verfolgen, betonte er.