Wohnimmobilienpreise in Deutschland weiter gestiegen

Trotz der Corona-Pandemie zeichnet sich keine abrupte Korrektur der Wohnimmobilienpreise in Deutschland ab, so die Einschätzung der Bundesbank. Dies setze allerdings voraus, dass die Konjunkturerholung nicht „gravierend“ gestört werde. Die Pandemie habe bislang kaum Spuren am Wohnimmobilienmarkt hinterlassen. „Die Preisentwicklung bei Wohnimmobilien verlief in der Coronavirus-Krise bislang robust. Insbesondere weist sie bisher keine Bremsspuren auf“, heißt es im jüngs­ten Mo­nats­be­richt.

Wohnimmobilienpreise  weiter gestiegen

Im zweiten Vierteljahr 2020 stiegen die Wohnimmobilienpreise gemäß den Angaben des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und damit nicht schwächer als im Vorjahr. 2019 waren die Preise etwas weniger stark als in den Vorjahren gestiegen. In den sieben Großstädten zog die Rate im zweiten Vierteljahr mit 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal laut Angaben des vdp etwas an. Sie lag aber wie bereits 2019 im Vergleich zu den Jahren davor auf bereits deutlich niedrigerem Niveau.

Zwar habe die Zahl der Baugenehmigungen zu Beginn der Pandemie in Deutschland mehr oder weniger stagniert, jedoch sei bereits im Mai ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen gewesen. „Im Zeitraum von März bis einschließlich August übertraf die Zahl der Baugenehmigungen ihren Stand des Vorjahreszeitraums“, so die Autorinnen und Autoren des Berichts. Auch die Auftragseingänge im Wohnungsbau reichten zuletzt nach dem Einbruch in den Monaten März und April wieder an ihr Vorkrisenniveau heran.

Anzeichen für abgeschwächte Wohnraumnachfrage

Die Expertinnen und Experten schließen in ihrem Bericht nicht aus, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien etwas nachgelassen haben könnte. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte habe im zweiten Quartal stagniert, zudem sei die Unsicherheit weiterhin hoch, was Anzeichen für eine abgeschwächte Wohnraumnachfrage sein könnten. „Die Erschwinglichkeit des kreditfinanzierten Erwerbs von Wohneigentum dürfte sich – angesichts des anhaltenden Preisauftriebs – trotz der nach wie vor überaus günstigen Finanzierungskonditionen im Durchschnitt verschlechtert haben“, heißt es im Bericht. Sollte die abgeschwächte Einkommensentwicklung allerdings nur vorübergehend sein, dürfte sich die Nachfrage nach Wohnraum nur geringfügig verändern. Zudem dürften Wohnimmobilien im Niedrigzinsumfeld eine attraktive Anlagealternative bleiben.

Konjunkturaufschwung bedingte Preisanstiege bei Wohnimmobilien in den vergangenen Jahren

Der Bericht geht auch dem Preisanstieg bei Wohnimmobilien seit 2010 auf den Grund. Dieser sei nach Ansicht der Bundesbank vor allem auf den Konjunkturaufschwung der deutschen Wirtschaft zurückzuführen. Durch die erhöhte Nachfrage nach Wohnimmobilien hätten sich auch die Bauleistungen kräftig verteuert. „Stärker legten noch die Grundstückspreise zu, deren Beitrag zur Verteuerung von Wohnimmobilien in den zurückliegenden Jahren deutlich zunahm“, schreiben die Fachleute.

Kaum noch Unterschiede zwischen Stadt und Land bei der Preisdynamik

Zudem sei die Verteuerung von Wohnraum bis 2015  auf die Städte begrenzt gewesen. Seit dem Jahr 2015 habe der kräftige Preisauftrieb bei Wohnimmobilien auch auf die ländlichen Gebiete übergegriffen. „Im Jahr 2019 bestanden kaum noch Unterschiede in der Preisdynamik zwischen den städtischen und ländlichen Gegenden“, schreiben die Ökonominnen und Ökonomen. Nach Bun­des­bank-Be­rech­nun­gen auf Basis von An­ga­ben der bul­wi­en­ge­sa AG stie­gen die Prei­se für Wohn­im­mo­bi­li­en in Deutschland insgesamt bis 2015 um 4¼ Prozent im Durchschnitt des Zeitraums, während sie zwischen 2015 und 2019 im Durchschnitt um 7¾  Prozent gestiegen waren. Auch bei den Mieten habe es bei der Teuerung im vergangenen Jahr kaum noch regionale Abweichungen gegeben. „Allerdings übertraf das Ausmaß der Preiszuwächse beim Immobilienkauf dasjenige der Mietanhebungen bei Neuverträgen deutlich“, so die Fachleute.