Wie künstliche Intelligenz die Sprache der Zentralbanken entschlüsselt
Die Bundesbank hat mit MILA (Monetary-Intelligent Language Agent) ein innovatives Modell entwickelt, das mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) die Kommunikation von Zentralbanken analysiert. Öffentliche Aussagen von Notenbanken beeinflussen die Markterwartungen zur künftigen Geldpolitik – ähnlich wie klassische Instrumente wirken sie auf gesamtwirtschaftliche Nachfrage und Inflation. Entscheidend dabei ist, ob die Kommunikation eine restriktive auch falkenhaft genannte, oder expansive, auch taubenhaft genannte Politik signalisiert. Auch der Tonfall spielt eine Rolle.
Präzise Analyse dank KI
MILA nutzt modernste Sprachmodelle, um geldpolitische Aussagen transparent, granular und konsistent zu bewerten. Das Modell analysiert Sätze einzeln, berücksichtigt den wirtschaftlichen Kontext und begründet jede Klassifikation nachvollziehbar. Durch diese Satz-für-Satz-Analyse bleibt die Auswertung für Menschen verständlich, sodass die Expertinnen und Experten der Bundesbank die Ergebnisse direkt prüfen und hinterfragen können.
Detaillierte Bewertung geldpolitischer Kommunikation
In einem ersten Schritt leitet MILA aus EZB-Pressekonferenzen den Inflationskontext ab, der als Hintergrundinformation für die eigentliche Klassifikation dient. Im Anschluss analysiert MILA die Aussagen über geldpolitische Instrumente und bewertet, ob diese eher falkenhaft oder taubenhaft sind. In einem dritten Schritt untersucht MILA durch Klassifikation individueller Sätze aus der Pressekonferenz, wie falkenhaft oder taubenhaft das wirtschaftliche Narrativ ist. Zusätzlich analysiert MILA auf Satzebene die Tonalität der gesamten "Erklärung zur Geldpolitik" und bestimmt, ob diese eher positiv, neutral oder negativ ist. Zusätzlich können mit Hilfe von MILA die Reden von Mitgliedern des EZB-Rats analysiert werden.
Chancen und Risiken der KI-Analysen
Aus Zentralbanksicht bietet die Integration von KI in die Analyse geldpolitischer Texte das Potenzial, die eigene Kommunikation besser zu gestalten. Doch mit dieser Entwicklung gehen auch Herausforderungen einher: Eine übermäßige Abhängigkeit von KI-Analysen könnte die Vielfalt der Marktmeinungen verringern, zu unerwarteten Marktreaktionen führen und die Kommunikation für Zentralbanken komplexer machen, schreiben die Expertinnen und Experten der Bundesbank.
Setzen sowohl Zentralbanken als auch Marktakteure verstärkt auf KI, droht eine Zukunft, in der Maschinen miteinander kommunizieren – mit potenziell unkalkulierbaren Folgen. Daher bleibt eine kritische Auseinandersetzung essenziell, um die Chancen von KI zu nutzen, ohne die Risiken aus den Augen zu verlieren.