Weidmann über Bargeld: Kein anderes Zahlungsmittel kann all seine Eigenschaften nachbilden
„Mit Bargeld zu bezahlen, ist vor allem einfach, sicher und schnell“
, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann, als er mit einer Videobotschaft das fünfte Bargeldsymposium der Bundesbank in Berlin eröffnete. Die Veranstaltung richtete sich an Teilnehmende aus Wirtschaft, Politik und öffentlicher Verwaltung und wurde auch per Livestream übertragen. Neben Reden und Vorträgen hochrangiger Vertreter aus diesen Bereichen wurde das Programm durch Podiumsdiskussionen und Gesprächsrunden ergänzt, in deren Rahmen Fragen zum Thema Bargeld diskutiert wurden.
„Bargeld ist auch ganz wichtig für viele Menschen, die nicht so technikaffin sind, oder für jene, die in ihrer Sehkraft eingeschränkt sind“
, beschrieb Weidmann die weiteren Vorzüge von Münzen und Scheinen. Zudem besäßen Schätzungen zufolge 13,5 Millionen Erwachsene im Euroraum kein Bankkonto: „Sie sind im Wesentlichen auf Bargeld angewiesen.“
Bargeld erhöhe auch die Ausgabenkontrolle, weil man beim Bezahlen das Geld aus dem Portemonnaie ziehen müsse. Und es erfülle zudem eine pädagogische Funktion: „Es ermöglicht, Kinder an den Umgang mit Geld heranzuführen.“
Diese Eigenschaften könne ein digitaler Euro, dessen Einführung das Eurosystem derzeit in Erwägung zieht, nicht in gleicher Weise bieten, so Weidmann. Er würde zwar einige wichtige Merkmale mit Bargeld teilen, aber sich in anderen Facetten unterscheiden. Insgesamt würde er so neue Möglichkeiten eröffnen. Zu Recht schätzten viele Menschen Bargeld sehr, fasste Weidmann am Ende seiner Rede zusammen. Kein anderes Zahlungsmittel könne alle seine Eigenschaften nachbilden.
In den Podiumsdiskussionen diskutierten Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Politik ebenfalls über die Zukunft des Bargeldes und gingen der Frage nach, ob diese künftig analog oder digital sei.
Wahlfreiheit gewünscht
Diesen Faden nahm Johannes Beermann, im Bundesbankvorstand zuständig für Bargeld, in seiner Abschlussrede auf: „Der digitale Euro soll das Bargeld ergänzen und nicht ersetzen. Digitale und analoge Geldformen – das ist nicht eine Frage von Entweder-oder, sondern eher ein Sowohl-als-auch. Die Menschen wünschen Optionen und Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr.“
Beermann verdeutlichte, dass gerade in der Corona-Krise dank dem guten Zusammenspiel aller beteiligten Akteure der bare Zahlungsverkehr reibungslos funktioniert habe: „Das war wichtig. Denn Bargeld erfüllt in Zeiten der Krise und gesamtwirtschaftlichen Unsicherheit eine besondere stabilisierende Rolle.“
Während Bargeld damals vor allem zur Wertaufbewahrung genutzt worden sei, ziehe mittlerweile, so Beermann, auch die Nachfrage nach „kleinen“ Stückelungen wieder an, die besonders für Transaktionszwecke genutzt werden.