Weidmann trifft Schüler

Kann die Wirtschaft in Deutschland weiterhin wachsen? Warum ist der Leitzins so niedrig? Wie wird man Präsident der Deutschen Bundesbank? Zur Veranstaltung "Weidmann trifft Schülerinnen und Schüler" waren rund 140 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 17 bis 25 Jahren aus ganz Deutschland nach Frankfurt am Main gereist, um ihre Fragen an Bundesbankpräsident Jens Weidmann zu stellen. Insgesamt nahmen acht Schulklassen teil, 120 Klassen hatten sich um das Treffen in der Zentrale der Deutschen Bundesbank beworben. Manche Klassen hatten dafür sogar ein Video gedreht. 

Gleich zu Beginn der zweistündigen Fragestunde sagte Weidmann wie wichtig ein umfangreiches ökonomisches Allgemeinwissen sei. "Ein gutes Wirtschaftsverständnis kann zu guten Entscheidungen führen", sagte er. "Das gilt für den Handyvertrag genauso wie für die Altersvorsorge."

Der Bundesbankpräsident antwortete auf die Fragen der Schüler ausführlich und auch für Nicht-Ökonomen verständlich. "Woher weiß die Europäische Zentralbank, wie viel Geld im Umlauf ist und wann neues gedruckt werden muss?", wollte etwa eine Schülerin aus Lörrach wissen. Dazu würden Experten sich Statistiken anschauen, erklärte Weidmann. Um diese zu erstellen, werde beispielsweise bei den Banken erfragt, wie hoch ihre Kundeneinlagen seien, so Weidmann. Der Bundesbankpräsident nutzte das Gespräch auch, um den jungen Menschen geldpolitische Zusammenhänge grundlegend zu erklären. Notenbanken wie die Bundesbank seien in ihrem Handeln vollkommen unabhängig, sagte der Präsident. Dass eine solch machtvolle Instanz nicht gewählt werde, sei für eine Demokratie eher ungewöhnlich. Damit ihre Macht trotzdem gerechtfertigt sei, müssten sich Notenbanken streng an ihrem Auftrag orientieren, die Preise stabil zu halten. "Unabhängigkeit ist nur mit einem engen Mandat vereinbar", betonte der Bundesbankpräsident.

Verteilungswirkung keine Richtschnur für das Handeln von Notenbanken

Eine kritische Frage zur aktuellen lockeren Geldpolitik des Eurosystems stellte ein Schüler aus Augsburg. "Wie wirkt sich die Niedrigzinspolitik auf die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit aus?", fragte er. Wer in Aktien investiert habe, profitiere derzeit mehr als jemand, der beispielsweise Spareinlagen halte, sagte Weidmann. Er machte aber deutlich, dass solche Verteilungswirkungen keine Richtschnur für das Handeln von Notenbanken darstellten. "Darüber kann man toll streiten, wenn man diese Debatte aufmacht, überfrachtet man aber die Notenbank", sagte Weidmann. Notenbanken sollten sich vielmehr auf ihr Preisstabilitätsziel konzentrieren.