Weidmann: Nationale Anleihemärkte in Afrika entwickeln

Jens Weidmann während seiner Rede ©Thomas Koehler / BMF
Jens Weidmann während seiner Rede
Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat sich für die Entwicklung nationaler Anleihenmärkte in afrikanischen Ländern ausgesprochen. "Nationale Anleihemärkte sind das erste Mittel der Wahl, um sich privates Investitionskapital zu beschaffen", sagte er bei der "Afrika-Partnerschaft"-Konferenz in Berlin. Die Veranstaltung ist Teil der unter deutscher G20-Präsidentschaft gestarteten Initiative "Compact with Africa".

Besonders hilfreich ist aus Sicht des Bundesbankpräsidenten, Kapital in der heimischen Währung zu beschaffen, um Investitionen nicht durch Wechselkursschwankungen aufs Spiel zu setzen. "Existiert ein solcher Markt für Anleihen in Landeswährung, wird dadurch zudem die Glaubwürdigkeit der nationalen Währung betont", sagte Weidmann.

In Südafrika, Ägypten und Nigeria seien solche Märkte bereits recht weit entwickelt. "Ich bin davon überzeugt, dass andere afrikanische Länder von den Erfahrungen dieser drei Staaten profitieren könnten", sagte Weidmann. Anleihemärkte in lokaler Währung haben Weidmann zufolge noch einen weiteren positiven Effekt. So habe beispielsweise in Südafrika ein großer und liquider Markt für heimische Staatsanleihen die Verschuldung in fremder Währung begrenzt, sogar in Zeiten hoher Defizite in der Leistungsbilanz.

Einfluss der Digitalisierung

Große Bedeutung sieht Weidmann auch in digitalen Technologien. Diese könnten die Entwicklung lokaler Anleihenmärkte unterstützen und darüber hinaus in Entwicklungsländern als treibende Kraft für die finanzielle Teilhabe wirken. Eine wichtige Rolle spiele dabei die wachsende Verfügbarkeit von Mobiltelefonen, mit der insbesondere südlich der Sahara die Beliebtheit sogenannter Mobile-Money-Konten gestiegen sei. In einigen Ländern verfügten bereits mehr Erwachsene über ein solches konventionelles Konto als über ein traditionelles Bankkonto. "Im Bereich der Digitalisierung von Finanzgeschäften könnte die G20 noch etwas von Afrika lernen", so Weidmann.

Gute Infrastruktur unerlässlich

Weidmann betonte in seiner Rede zudem die Bedeutung der Infrastruktur als Fundament für eine florierende Wirtschaft. "Verkehr und Energiedienstleistungen sind wichtige Kanäle, durch die der Lebenssaft einer Volkswirtschaft hin zum privaten Sektor fließt", so Weidmann. Eine funktionierende Infrastruktur erhöhe die Rentabilität privater Investitionen.

Großen Wert legt der "Compact with Africa" Weidmann zufolge auf die Schaffung eines stabilen gesamtwirtschaftlichen Umfelds, verlässlicher Rechtsordnungen sowie angemessener Regulierungs- und Aufsichtsrahmen. Eine Patentlösung dafür gebe es jedoch nicht. "Jedes Land muss diese Grundausrichtung seinen individuellen Belangen entsprechend gestalten", sagte der Bundesbankpräsident.

Die Investitionspartnerschaft "Compact with Africa" der G20 wirkt Weidmann zufolge wie ein Verstärker: "Afrikanische Länder, die sich an der Partnerschaft beteiligen, senden damit ein Signal aus, dass sie Investitionen mobilisieren möchten und bereit sind, die notwendigen Reformen umzusetzen", sagte er. "Die G20 verstärkt dieses Signal, erhöht dessen Wahrnehmung und Glaubwürdigkeit".