Weidmann: Anleihekäufe nicht länger als notwendig
Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat bei einer Konferenz bekräftigt, dass substanzielle Anleihekäufe des Eurosystems über den vereinbarten Zeitraum hinaus nicht mehr notwendig sein werden, wenn die konjunkturelle Erholung im Euroraum weiter anhalte. Mit Blick auf den gedämpften Preisdruck im Währungsraum sei eine expansive Geldpolitik derzeit aber angemessen, sagte er auf einer Konferenz in Frankfurt am Main. Im Mittelpunkt der Konferenz, die gemeinsam vom European Money and Finance Forum (SUERF), dem Global Interdependence Center (GIC) und der Bundesbank ausgerichtet wurde, stand die Geld- und Wirtschaftspolitik in Europa und den USA.
Er erinnerte daran, dass auch nach einem Ende des Kaufprogramms die Geldpolitik weiter expansiv bleibe. Der positive konjunkturelle Ausblick lasse zudem steigende Löhne und damit einen stärkeren Preisdruck in Richtung der vom EZB-Rat angestrebten Teuerungsrate von unter, aber nahe 2 Prozent erwarten. "Die jüngsten Tarifabschlüsse in der Metall- und Elektroindustrie in Deutschland passen in dieses Bild"
, sagte Weidmann. Die aktuelle Aufwertung des Euro dürfte schließlich aus seiner Sicht den wirtschaftlichen Aufschwung nicht gefährden: "Dies ist – zumindest teilweise – eine Reaktion auf die positiven Wachstumsaussichten im Währungsraum"
, sagte Weidmann. Aktuelle Forschungsergebnisse würden zudem darauf hindeuten, dass der Effekt von Wechselkursbewegungen auf die Preisentwicklung abgenommen habe. Auch sinkende Kurse an den Börsen geben Weidmann zufolge kein Anlass zur Sorge. Die Aktienkurse seien über eine längere Zeit gestiegen, ohne dass es eine Korrektur gegeben habe. Dies sei ungewöhnlich gewesen angesichts hoher Bewertungen.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kam Peter Praet, Direktoriumsmitglied und Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank. Auf einem Panel der Konferenz sagte er, dass auch große Ausschläge an den Finanzmärkten verkraftbar seien. "Aber wir müssen sicher sein, dass die Folgen für die Finanzstabilität begrenzt sind"
, so Praet.
De Galhau: Es geht nicht um eine Transferunion
Ein weiterer Redner auf der Konferenz war der französische Notenbankpräsident François Villeroy de Galhau. Dieser betonte die Notwendigkeit nationaler Reformen in den Mitgliedstaaten des Euroraums. "Geldpolitik kann und sollte nicht die einzige Lösung sein, um die Währungsunion weiter zu stabilisieren"
, sagte de Galhau und verwies auf das Reformprogramm der französischen Regierung, etwa im Bereich der öffentlichen Finanzen oder des Arbeitsmarktes.
Die nationalen Reformen müssten konsistent mit Reformen auf europäischer Ebene sein, so der Präsident der Banque de France. Diese seien ebenfalls notwendig: "Wenn wir die Eurozone jetzt nicht reformieren, dann besteht die Gefahr, dass in der nächsten Krise die Geldpolitik überfordert wird"
, sagte de Galhau. Bei diesen Reformen zur Stärkung des europäischen Währungsraums gehe es nicht um eine Transferunion oder Eurobonds. Nötig seien unter anderem eine Kapitalmarktunion mit Anreizen für grenzüberschreitende Investitionen und eine Vollendung der Bankenunion.
Strukturelle Reformen in den USA nötig
Den Fokus auf die US-Wirtschaft legte Robert Kaplan, Präsident der Federal Reserve Bank of Dallas. Für 2018 erwartet er, dass die amerikanische Wirtschaft um 2 bis 3 Prozent wachsen wird. Danach werde die Dynamik aber zurückgehen: Gründe dafür seien die unvorteilhafte demographische Entwicklung, Probleme im Bereich der Bildung und der Produktivität sowie das Ausgabeverhalten und die Verschuldung der öffentlichen Hand. Strukturelle Reformen seien nötig, um diese Probleme zu lösen, so Kaplan. Mit Blick auf Kryptowährungen wie Bitcoin sagte Kaplan, dass die Möglichkeit der Anonymität eine wichtige Rolle für deren Erfolg spiele. Kryptowährungen würden nicht mehr verschwinden. Notenbanken täten gut daran, sich mit ihnen zu beschäftigen und sie noch besser zu verstehen.
Axel Weber, Verwaltungsratspräsident der UBS und ehemaliger Bundesbankpräsident, sprach bei der Konferenz über aktuelle Trends in der Bankenregulierung. Aus seiner Sicht ist die Eurozone heute besser gegen Schocks geschützt als in der Zeit vor der Finanzkrise. Wichtig sei nun, dass die Basel-III-Regeln überall gleich umgesetzt würden, um für die Banken identische Bedingungen zu schaffen. Gelinge dies nicht, würden Risiken dorthin wandern, wo die Regeln am nachsichtigsten angewendet würden. Dies könne zu einer Gefahr für die Finanzstabilität werden, warnte Weber.
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