Thiele: Blockchain-Technologie positiv gegenüberstehen

Bei einer Rede auf dem Frankfurter Finanzgipfel hat sich Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele dafür ausgesprochen, der sogenannten Blockchain-Technologie grundsätzlich zuversichtlich gegenüberzustehen. Diese Technologie steht hinter virtuellen Währungen wie dem Bitcoin. Sie stellt ein öffentliches Transaktionsregister dar, in dem die Daten über die Transaktionen aller Teilnehmer dezentral gespeichert werden.

Blockchain-Technologie bietet Vorteile

Thiele sagte, dass sich viele Banken bereits intensiv mit der Technologie beschäftigten. "Es wird erwartet, dass 80 Prozent aller Banken bis 2017 mindestens ein Blockchain-Projekt beginnen", erklärte das Vorstandsmitglied der Bundesbank angesichts des wachsenden Interesses der Institute aufgrund der Vorteile der Technologie. "Alle Beteiligten arbeiten in arbeitsteiligen Prozessen auf einer einheitlichen Datenbasis", so Thiele. Dadurch entfielen Übermittlungsfehler und nachträgliche Abstimmungsrunden. Zudem kann laut Thiele mit einer Blockchain die relativ schnelle Abwicklung von Transaktionen verschiedener Geschäftsbereiche möglich werden. Weil die Daten über alle Transaktionen bei allen oder vielen Teilnehmern gespeichert würden, gebe es außerdem mehr Absicherung gegen Datenverlust und einen Schutz vor nachträglicher Änderung, beschrieb Thiele weitere Vorteile.

Diese Eigenschaften können nach Einschätzung von Experten beispielsweise bei Handelsfinanzierungen oder in der Wertpapierabwicklung, die den Abschluss und die Erfüllung eines Börsengeschäfts zwischen zwei oder mehreren Parteien darstellt, von Vorteil sein. Mit einer Blockchain-Anwendung sei hierbei eine einheitliche, sofortige Datenvorhaltung bei allen Marktteilnehmern erreichbar, erklärte Thiele. Auf diese Weise könnten Ineffizienzen reduziert werden, die aus seiner bei der Wertpapierabwicklung durch fehlende Schnittstellen zwischen den Abwicklungsunternehmen bestehen.

Noch bestehen viele Nachteile

Noch steht der Nutzung der Blockchain-Technologie bei Zahlungen im Finanzsektor allerdings eine Reihe von Nachteilen im Weg. Um diese auszuräumen, muss ihre Basisversion, mit der bislang ausschließlich Bitcoins überwiesen werden, weiterentwickelt werden. So bereitet beispielsweise die Struktur der gegenwärtigen Blockchain-Version noch Probleme: Hier entscheidet praktisch die Mehrheit der Teilnehmer darüber, ob eine Transaktion bestätigt oder gar storniert wird. Dieses Vorgehen ist für Zahlungen im Finanzsektor nicht akzeptabel. Denn hierbei erwartet der Kunde, dass eine Überweisung an einen anderen nach der Abwicklung rechtsgültig ist, also final, und nicht storniert werden kann. Bereits die Kenntnis Dritter von der Überweisung sowie ihre Mitsprache bei der Gültigkeit einer Überweisung ist bei Zahlungen im Finanzsektor inakzeptabel.

"Wir brauchen in der finanzwirtschaftlichen Realität verbindliche Rechtssicherheit", forderte Thiele in seiner Rede. Wenn zwei Parteien einen Handel abgeschlossen hätten, sollten andere nicht über dessen Gültigkeit abstimmen dürfen, sagte er. Thiele gab auch zu bedenken, dass mit der Basisversion bislang nur relativ wenige Transaktionen je Minute durchgeführt werden können. Für Anwender bestünden außerdem erst einmal hohe Investitionskosten, etwa für die Programmierung des Systems, den Aufbau entsprechender Rechnerkapazitäten und die Verbindungen mit anderen Systemen. Thiele machte auch darauf aufmerksam, dass die bisherigen Verfahren noch nicht ausreichend benutzerfreundlich seien, um massentauglich zu sein.