Russischer Angriff schwächt wirtschaftliche Erholung erheblich
Die wirtschaftliche Lage habe sich im 1. Quartal 2022 vor der Invasion Russlands trotz der Omikron-Welle zunächst besser dargestellt als erwartet, schreibt die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. Die Umsätze im Einzelhandel sowie im Gastgewerbe hätten sich im Januar etwas von dem kräftigen Rückgang im Dezember erholen können. Zudem seien die Materialengpässe weiter zurückgegangen, woraufhin die Produktion in der Industrie auch aufgrund der nach wie vor hohen Nachfrage zulegen konnte. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich laut ifo Institut im Januar und Februar breitflächig aufgehellt und die Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie würden schrittweise gelockert.
Deutlich schwächere Erholung im zweiten Quartal erwartet
Die Auswirkungen des Angriffs Russlands auf die Ukraine dürften die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland ab März jedoch spürbar belasten, heißt es in dem Bericht weiter. Die Probleme in den Lieferketten dürften sich wieder verstärken. Außerdem seien die Preise für Energierohstoffe massiv gestiegen. Dies werde den Konsum der privaten Haushalte und die Produktion energieintensiver Industrien voraussichtlich dämpfen. Hinzu kämen absehbare Beeinträchtigungen des Außenhandels sowie erhöhte Unsicherheit. „Die für das zweite Vierteljahr angelegte starke Erholung dürfte aus heutiger Sicht deutlich schwächer ausfallen“
, schreiben die Fachleute. Das Ausmaß der Auswirkungen des Konflikts sei jedoch sehr ungewiss und vom weiteren Fortgang der Geschehnisse abhängig.
Beschäftigung legt zu Jahresbeginn kräftig zu
Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt sei zu Jahresbeginn durch die Omikron-Welle nicht erkennbar beeinträchtigt worden. „Die Beschäftigung wuchs im Januar saisonbereinigt sogar ausgesprochen kräftig“
, so die Expertinnen und Experten. Mit einem Plus von 80.000 Personen gegenüber dem Vormonat sei die Zunahme etwas stärker gewesen als in den Monaten des zweiten Halbjahres 2021. Die registrierte Arbeitslosigkeit habe sich im Februar saisonbereinigt weiter spürbar um 33.000 Personen vermindert. „Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 5,0 Prozent und erreichte damit wieder das ausgesprochen niedrige Vorkrisenniveau“
, schreibt die Bundesbank.
Preise für Rohöl und Erdgas steigen sprunghaft
Der seit Längerem anhaltende Anstieg der internationalen Rohölpreise verstärkte sich nach Angaben der Bundesbank nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine ab Ende Februar nochmals sprunghaft. Ein Fass der Sorte Brent habe zwischenzeitlich 134 US-Dollar gekostet und damit über 37 Prozent mehr als vor dem 24. Februar 2022. Seitdem hätten die Preise etwas nachgegeben und lägen zum Abschluss des Berichts bei 111 US-Dollar. Die Preise für Erdgas hätten nach einem Höchststand von über 240 Euro pro Megawattstunde zuletzt bei 105 Euro gelegen und damit 22 Prozent über dem Niveau vor Kriegsbeginn.
Inflationsrate steigt im Februar weiter an
Die Verbraucherpreise gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) seien im Februar erneut kräftig um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Hier spiele die russische Invasion allerdings noch keine Rolle, da die Preiserhebung üblicherweise in den ersten drei Wochen eines Monats erfolge, erklären die Fachleute. Die Inflationsrate habe 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr betragen und läge damit um 0,4 Prozentpunkte höher als im Januar. Mit Ausnahme der Dienstleistungen sei bei allen Komponenten ein stärkerer Preisauftrieb zu beobachten. „Aufgrund des Krieges in der Ukraine dürfte die Inflationsrate in den nächsten Monaten noch etwas weiter steigen, was insbesondere den Energiepreisen geschuldet sein dürfte“
, schreiben die Expertinnen und Experten. Allerdings lasse sich die weitere Entwicklung an den Energiemärkten besonders schwer einschätzen. Sie erwarten zudem zusätzlichen Auftrieb der Preise für Nahrungsmittel und Industriegüter. Grund dafür seien der Einbruch der Weizenexporte aus der Ukraine und Russland beziehungsweise neue Störungen der Lieferketten.