Prognose: Deutsche Wirtschaft bleibt auf solidem Wachstumskurs

Das solide Wachstum der deutschen Wirtschaft dürfte nach Einschätzung der Bundesbank trotz des Dämpfers im dritten Quartal 2018 vorerst weiterhin anhalten. Der leichte Rückgang der Wirtschaftsleistung im vergangenen Quartal sei vor allem auf vorübergehende angebotsseitige Schwierigkeiten in der Automobilindustrie zurückzuführen und sollte rasch überwunden werden, heißt es in ihrer jüngst veröffentlichten Herbstprognose. Die Bundesbank rechnet mit einem kalenderbereinigten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das laufende Jahr von 1,5 Prozent und mit jeweils 1,6 Prozent für 2019 und 2020. Im Jahr 2021 könnte es um 1,5 Prozent zulegen. „Im Vergleich zur Projektion vom Juni 2018 wird nun für das kommende Jahr erwartet, dass die deutsche Wirtschaft nur geringfügig stärker wächst als das Produktionspotenzial“, kommentierte Bundesbankpräsident Jens Weidmann die neuen Schätzungen. Die bereits hohe Auslastung der Wirtschaft wird sich der Prognose zufolge damit in den kommenden Jahren wohl nur noch leicht erhöhen. 

Konsum treibt die Binnennachfrage

Ein prägender Faktor für die nächsten Jahre ist laut Weidmann die zunehmende Alterung der Gesellschaft, die zu zunehmenden Engpässen am Arbeitsmarkt führt und die Wachstumsmöglichkeiten bremst. Außerdem dämpft sie den Bedarf an Wohnraum und die Investitionsneigung der Unternehmen. Dass die Binnennachfrage dennoch lebhaft ausfällt, ist den Bundesbank-Ökonominnen und Ökonomen zufolge dem privaten Konsum zu verdanken. Die gute Konjunktur und die angespannte Lage am Arbeitsmarkt führten zu kräftigen Lohnsteigerungen, was wiederum den privaten Konsum antreibe. Insbesondere 2019 wird die Binnennachfrage den Bundesbank-Fachleuten zufolge zusätzlich von der expansiven Fiskalpolitik gestützt. Vor allem in den Bereichen Rente, Gesundheit und Pflege sowie für Bildung, Verkehrsinfrastruktur, innere Sicherheit und Verteidigung seien Mehrausgaben geplant. Neben der guten Binnenkonjunktur sorgten die Exporte für positive Wachstumsaussichten. 

Inflationsrate 2019 vorübergehend gedrückt

Die Inflationsrate – gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – wird nach Einschätzung der Bundesbank-Ökonominnen und Ökonomen zunächst von 1,9 Prozent im laufenden Jahr auf 1,4 Prozent im Jahr 2019 sinken, bevor sie 2020 und 2021 wieder jeweils 1,8 Prozent erreicht. Ausschlaggebend für den Umschwung von 2018 auf 2019 seien die Preise für Energie und Nahrungs­mittel. „Während sie im laufenden Jahr kräftig steigen, legen sie 2019 nur wenig zu“, sagte Weidmann. „Dadurch wird verdeckt, dass sich andere Waren und Dienstleistungen vor dem Hintergrund des hohen gesamt­wirtschaftlichen Auslastungsgrades und erheblich steigender Lohnstückkosten zunehmend stärker verteuern“, erläuterte er. Ohne Energie und Nahrungsmittel gerechnet dürfte die Preissteigerungsrate den Bundesbank-Expertinnen und Experten zufolge von 1,2 Prozent im laufenden Jahr auf 1,8 Prozent im Jahr 2020 anziehen. 2021 könnte diese Kernrate der Inflation 2,0 Prozent erreichen.

Risikobeurteilung

Insgesamt hat sich die Unsicherheit für den gesamtwirtschaftlichen Ausblick nach Auffassung der Fachleute der Bundesbank im Vergleich zur Juni-Projektion etwas verringert, bleibt aber dennoch hoch. Abweichungen von der Prognose könnten sich beispielsweise durch unvorhergesehene Entwicklungen bei den zukünftigen internationalen Handelsbeziehungen oder im Falle eines ungeordneten Brexit ergeben, heißt es dazu.