Patricia Staab folgt auf Bernhard Sibold
Patricia Staab wird zum 1. Oktober 2019 neue Präsidentin der Hauptverwaltung der Bundesbank in Baden-Württemberg. Die bisherige Abteilungsleiterin im Zentralbereich Statistik folgt auf Bernhard Sibold, der nach 39 Jahren bei der Bundesbank in den Ruhestand geht. Bis zum Ende seines langen Berufslebens sei Sibold immer offen gewesen für Neuerungen, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann bei einer Feier in Stuttgart vor 400 geladenen Gästen. Veränderungen habe er stets umsichtig gestaltet, getreu nach dem Motto: "Man muss Veränderungen zulassen, wenn man Verbesserungen erreichen will",
sagte Weidmann.
Umbau zu einer modernen Organisation mitgestaltet
Wesentliche, einschneidende Veränderungen in seiner Zeit in Stuttgart waren dabei vor allem die Strukturreform der Bundesbank Anfang der 2000er Jahre als notwendige Anpassung auf die Gründung des Eurosystems. Laut Weidmann hat Sibold den Umbau der Bundesbank zu einer modernen und effizienten Organisation vorangetrieben und dabei immer die Bedürfnisse der Beschäftigten im Blick gehabt. Später gestaltete Sibold auch die Umsetzung der einheitlichen europäischen Aufsicht mit viel Sachkenntnis mit. Die Anstrengungen hätten sich gelohnt, so Weidmann: "Die Qualität der Aufsicht hat ein neues Niveau erreicht. Und die gemeinsame Aufsicht ist ein wichtiger Baustein der europäischen Integration."
Seiner Nachfolgerin, Patricia Staab, übergebe er eine sehr gut funktionierende Hauptverwaltung mit ihren sechs Filialen. Die 47-jährige Mathematikerin bringt aus Sicht Weidmanns für das neue Amt wichtige Voraussetzungen mit: Sie sei aufgeschlossen, kommunikativ und zupackend, und im Bereich Digitalisierung habe sie sich bereits einen Namen gemacht. Damit werde sie die Bundesbank auch beim digitalen Wandel begleiten können.
Weidmann sieht Entscheidung des EZB-Rates kritisch
Neben der Würdigung der beiden Amtsträger ging Weidmann in seiner Rede auf die gegenwärtige Schwäche der Konjunktur und die jüngsten Entscheidungen im EZB-Rat ein. Er verwies dabei auf die für den Euroraum nach unten korrigierten EZB-Projektionen für Wirtschaftswachstum und Inflation: Eine nachhaltige Rückkehr der Inflationsrate in den Zielbereich von unter, aber nahe 2 Prozent rücke etwas weiter in die Zukunft.
Vor diesem Hintergrund habe der EZB-Rat die ohnehin sehr expansiv ausgerichtete Geldpolitik abermals gelockert, so Weidmann. Unter anderem sei deutlich gemacht worden, dass mit einem Zinsanstieg für geraume Zeit nicht zu rechnen sei, und der Einlagesatz wurde nochmals um 10 Basispunkte auf 0,5 Prozent gesenkt. Den Zinsschritt habe er angesichts des verschlechterten Inflationsausblicks für angemessen gehalten, sagte der Bundesbankpräsident. Der EZB-Rat habe aber ein Paket an Maßnahmen beschlossen, das er als zu weitgehend empfinde: "Dabei sehe ich vor allem die Wiederaufnahme der Nettokäufe von Wertpapieren kritisch, die auch die Zinsen für langfristige Anleihen noch weiter in den negativen Bereich drücken sollen."
Durch den umfangreichen Ankauf von Staatsanleihen drohe die Trennlinie zwischen Geldpolitik und Fiskalpolitik zu verschwimmen. Er warnte, dass die Disziplinierung durch die Marktkräfte zunehmend schwächer werde, und Anreize zum soliden Haushalten schwinden würden.
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