Leere Stühle in einem Biergarten ©Jerome / AdobeStock

Pandemie belastet Produktion und Geschäftstätigkeit vieler Unternehmen

In der Corona-Pandemie sind Produktion und Geschäftstätigkeit vieler Unternehmen in Deutschland zurückgegangen. Zwischen den einzelnen Branchen gibt es dabei jedoch große Unterschiede, wie eine repräsentative Befragung von mehr als 30.000 Unternehmen in Deutschland zeigt. Insgesamt berichteten 48 Prozent der Unternehmen im Januar beziehungsweise Februar 2021 von einem Rückgang, 38 Prozent von keiner Veränderung und 14 Prozent von einer Steigerung der Geschäftstätigkeit infolge der Corona-Pandemie. „Differenziert nach Branchen waren die Gastronomie, das Verkehrs- und Lagereiwesen sowie sonstige Dienstleistungsbranchen besonders stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen“, heißt es im jüngsten Monatsbericht der Bundesbank.

Die Unternehmensbefragung, die im Auftrag der Bundesbank durchgeführt wird, zielt darauf ab, die allgemeine Informationslage zu Einschätzungen und Erwartungen im deutschen Unternehmenssektor zu verbessern. „Frühzeitig verfügbare Kenntnisse zur aktuellen Lage von Unternehmen in Deutschland sind gerade in der Corona-Pandemie und dem sich dadurch rasch ändernden Umfeld sehr wertvoll für die Wirtschafts- und Geldpolitik. Denn so lassen sich die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und die Wirkung der zu ihrer Eindämmung ergriffenen Maßnahmen zeitnah verlässlich abschätzen und bewerten,“ schreiben die Autorinnen und Autoren. Zwischen Juni 2020 und Februar 2021 wurden dafür in bisher vier Befragungsrunden mehr als 30.000 Unternehmen mit Sitz in Deutschland befragt, wobei knapp 10.000 davon mehrmals teilnahmen. Die Bundesbankstudie hebe sich von anderen Unternehmensbefragungen in Deutschland ab, da die Befragungsinhalte sowie die Befragungsintervalle unmittelbar auf den Bedarf der Bundesbank zugeschnitten werden könnten und eine Verknüpfung der Befragungsdaten mit weiteren administrativen Datensätzen der Bundesbank möglich sei, erläutern die Expertinnen und Experten das Alleinstellungsmerkmal der Befragung. Darüber hinaus erlaubt die Online-Erhebung es, die Ergebnisse zeitnah für Analysen und Forschung zu nutzen. Künftig will die Bundesbank die Umfrage, ebenso wie die Befragung von privaten Haushalten, monatlich durchführen und die Ergebnisse regelmäßig veröffentlichen.

Erhöhte Kreditnachfrage durch Pandemie

Die Unternehmen wurden auch danach befragt, ob sie derzeit Kreditverhandlungen führen oder ob sie bedingt durch die Pandemie planen, neue Kredite aufzunehmen. Der Anteil an Unternehmen, die unabhängig von der Corona-Krise Kreditverhandlungen mit Banken führten, blieb der Befragung zufolge zwischen März und Dezember 2020 in etwa konstant bei rund 10 Prozent. Demgegenüber hätten gut 20 Prozent der Unternehmen im Frühjahr 2020 Kreditverhandlungen aufgrund der Pandemie aufgenommen. Zwar habe die Nachfrage nach Krediten über die Sommermonate wieder abgenommen, ein großer Teil der Kreditnachfrage sei aber weiterhin auf die Pandemie zurückzuführen, heißt es im Monatsbericht. Zudem seien coronabedingte Kreditanträge häufiger abgelehnt worden. Im Sommer wurden 41 Prozent der Kreditverhandlungen, die aufgrund der Pandemie geführt wurden, ohne Abschluss beendet. Bei den Verhandlungen, die unabhängig von der Pandemie geführt wurden, lag dieser Anteil nur bei 13 Prozent.

Befragt nach ihren Liquiditätsreserven, gab ein Viertel der Unternehmen an, grundsätzlich über ausreichend Liquidität zu verfügen. Für 36 Prozent der Unternehmen drohte im Februar 2021 innerhalb der kommenden zwei Monate ein Liquiditätsengpass, 38 Prozent sahen diesen in den nächsten drei bis zwölf Monaten auf sich zukommen. Insbesondere bei denjenigen Unternehmen, denen Liquiditätsengpässe drohten, seien die Kreditverhandlungen deutlich schlechter ausgefallen, schreiben die Bundesbank-Fachleute.

Vor allem Gastgewerbe beantragte Hilfsmaßnahmen

Um die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft einzudämmen, wurden im Verlauf des Jahres 2020 verschiedene staatliche Hilfemaßnahmen entwickelt. Wie die Umfrage zeigt, wurde vor allem die Kurzarbeit häufig in Anspruch genommen. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen nutzen dieses Instrument. Rund 40 Prozent der Unternehmen nahmen Soforthilfen in Anspruch, während steuerliche Stundungsmöglichkeiten (24 Prozent), das KfW-Sonderprogramm (12 Prozent), Zuschüsse im Rahmen der Überbrückungshilfe (12 Prozent) sowie die November-Dezember-Hilfen (10 Prozent) weniger häufig in Anspruch genommen wurden. Unternehmen aus dem Gastgewerbe haben besonders häufig Unterstützung beantragt. Etwa 80 Prozent von ihnen nutzten jeweils die Überbrückungshilfe, die November-Dezember-Hilfen sowie das Kurzarbeitergeld. Der Großteil dieser Unternehmen gab an, dass sie ein Auslaufen der jeweiligen Programme nur schwer verkraften könnten.