Ökonomieprofessor Benjamin M. Friedman zu Gast bei der Bundesbank
Der Kampf gegen die Inflation – Welche Implikationen ergeben sich daraus für die Geldpolitik? Zu diesem Thema hat Benjamin M. Friedman, Professor für Politische Ökonomie an der Harvard University, einen Fachvortrag gehalten. Eingeladen hatte das Forschungszentrum der Bundesbank, dessen Leiter Falko Fecht, durch die Veranstaltung führte.
Analyse der Geldpolitik im Euroraum: Forward Guidance, Inflation und Marktvolatilität
In seinem Vortrag beleuchtete Friedman die aktuellen Herausforderungen für Zentralbanken und die Geldpolitik, insbesondere in den USA und im Euroraum. Er ging dabei auf den Zusammenhang von Beschäftigung und Inflation ein, auf die Risiken einer Preis-Lohn-Spirale und auf die Wirksamkeit der sogenannten „Forward Guidance“. Dieses geldpolitische Instrument nutzen Zentralbanken, um ihre künftigen geldpolitischen Absichten zu kommunizieren. Friedman verwies auf eine Studie, die zeige, dass Forward Guidance unter bestimmten Umständen die Volatilität an den Finanzmärkten nicht senken, sondern sogar erhöhen könnte.
Friedman betonte außerdem, dass das geldpolitische Handeln an den Treibern der Inflation auszurichten sei, da zum Beispiel nachfrage- oder angebotsseitige Inflationstreiber unterschiedlich auf die Preisentwicklung und Beschäftigung wirken könnten. Auch die Inflationserwartungen spielten eine wichtige Rolle in der Inflationsbekämpfung, denn die Erwartungen über die zukünftige Entwicklung der Inflation seien ein wichtiger Indikator zur Beurteilung der Wirksamkeit und der Glaubwürdigkeit der Geldpolitik. Rechnen die privaten Haushalte zum Beispiel mit einer hohen Inflation in der Zukunft, fordern sie auch meist mehr Lohn und Gehalt, was die Inflation weiter anheizen könnte. Die Bundesbank veröffentlicht jeden Monat die Ergebnisse einer eigenen Haushaltsbefragung zu den Erwartungen über künftige Inflationsraten und der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands.
Angesichts der weltweit hohen Inflation bezeichnete der US-Ökonom den derzeit von der US-amerikanischen Notenbank verfolgten Ansatz, das Inflationsziel im Durchschnitt über die Zeit zu erreichen, als faktisch tot. Denn man könne wohl kaum fordern, wegen der derzeit überschießenden Inflation zum Ausgleich zukünftig zeitweise Inflationsraten von weniger als zwei Prozent anzustreben. Friedman unterstützte in diesem Zusammenhang auch die Forderung einiger Ökonomen, das Inflationsziel der Notenbanken auf die aktuellen Gegebenheiten hin anzupassen.
Bundesbankpräsident betont gemeinsame Ziele von Geld- und Fiskalpolitik im Kampf gegen Inflation
Im Anschluss an den Vortrag fand eine Podiumsdiskussion mit Bundesbankpräsident Joachim Nagel, Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW-Bankengruppe, und Jens Ulbrich, Leiter des Zentralbereichs Volkswirtschaft der Bundesbank, statt. Falko Fechts Fragen behandelten beispielsweise das Zusammenwirken von Geld- und Fiskalpolitik. Hier betonte Joachim Nagel, wie wichtig es aktuell sei, dass beide Akteure beim Kampf gegen die hohe Inflation zusammenwirken. Die Geldpolitik und die Fiskalpolitik sollten nicht gegeneinander ankämpfen
, so der Bundesbankpräsident. Europa braucht robuste fiskalische Regeln. Das wird den Zentralbanken bei ihrem Kampf gegen die Inflation helfen
, sagte Nagel. Dafür setze er sich ein.
Rund 80 interessierte Gäste, darunter Professorinnen und Professoren, Studierende sowie Journalistinnen und Journalisten hatten im Anschluss die Möglichkeit, Fragen an die Panellisten zu stellen. Friedman gab Antworten zu seiner Sicht auf Inflation, den Arbeitsmarkt in Europa und die Zukunft der Geldpolitik. Die Veranstaltung fand in englischer Sprache statt. Die Podiumsdiskussion ist als Aufzeichnung verfügbar.
Aufzeichnung der Podiumsdiskussion
in englischer Sprache