Neue Bezahlverfahren brauchen Vertrauen
"Die Digitalisierung hat den Bankensektor verändert",
sagte Carl-Ludwig Thiele bei einer Konferenz im Rahmen der Euro Finance Week in Frankfurt am Main. Die großen Veränderungen liegen nach Einschätzung des Bundesbank-Vorstands aber noch in der Zukunft. Banken stünden derzeit seitens der Angebots- und der Nachfrageseite stark unter Druck, schnelle und sichere digitale Zahlmethoden zu entwickeln. "Insbesondere junge Kunden, die neue Technologien und Apps nutzen, möchten auch ihre Bankgeschäfte mit Hilfe von Apps durchführen",
so Thiele. Sie seien gewohnt, in Echtzeit zu kommunizieren und würden diesen Anspruch auf neue Zahlmethoden übertragen. Auf der Angebotsseite setzten junge Start-ups aus dem Finanzsektor, sogenannte Fintech-Unternehmen sowie Telekommunikations- und Internetfirmen die Bankenbranche mit neuen Produkten unter Druck. Diese Unternehmen bieten Verbrauchern beispielsweise an, ohne eine Bank direkt über das Internet Geld anzulegen oder einen Kredit aufzunehmen, und entwickeln beispielsweise auch neue Bezahl-Apps.
Die Digitalisierung ermögliche es diesen Unternehmen, Angebote aus der Kette der Übertragungen von Zahlungen, die vormals nicht ohne Banken möglich war, Stück für Stück zu übernehmen. Sie könnten so Leistungen anbieten, zu denen vormals ausschließlich Banken in der Lage waren. "Wenn diese Unternehmen Zugang zu Kunden und ihren Daten haben, sind sie in der Lage, selbst anzubieten", so Thiele. Im Wettbewerb um Marktanteile bei neuen Technologien werde sich aber letztendlich nur durchsetzen, wer das Vertrauen der Kunden gewinnen könne. "Nur Anbieter, die Vertrauen aufbauen und erhalten können, werden langfristig Erfolg haben"
, sagte Thiele. Bankenaufsichts- und Kartellbehörden stünden in der Pflicht zu überwachen, dass der Wettbewerb zwischen den Anbietern fair bleibe.
Paydirekt ist ein sicheres und effizientes Bezahlverfahren
Die Bundesbank unterstütze die Kreditinstitute dabei, neue Bezahlverfahren zu entwickeln. Jochen Metzger, bei der Bundesbank für den Bereich Zahlungsverkehr zuständig, lobte bei der gleichen Veranstaltung die Vorzüge des neuen Internet-Bezahlverfahrens Paydirekt, das von den deutschen Banken und Sparkassenbetrieben wird. "Uns gefällt dass wir mit Paydi-rekt ein sicheres und effizientes Bezahlverfahren haben, das der Bankenaufsicht unterliegt. Uns gefällt auch, dass kein externer Dienstleister dazwischen geschaltet, sondern das Verfahren direkt mit dem Girokonto verbunden ist", so Metzger. Er habe die Hoffnung, dass Paydirekt zu mehr Wettbewerb bei den Zahlungsverfahren im Internet sorge.
Bitcoin-Technologie im Zentrum der Aufmerksamkeit
Bei seiner Rede kam Thiele auch auf die Blockchaintechnologie, die hinter der virtuellen Währung Bitcoin steht, zu sprechen. Sie ermögliche es, einen Betrag ohne den Umweg über einen Mittelsmann direkt von A nach B zu senden. "Im Grunde genommen ist das Banking ohne Banken"
, so Thiele. Finanzinstitute, Fintechs und in manchen Fällen sogar Zentralbanken prüften derzeit, wie sie diese Technologie nutzbar machen können, sagte Thiele. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stünde somit nicht mehr die virtuelle Währung selbst, die manchen als Zukunft des Bezahlens gelte. Einige Akteure würden verkennen, dass Geld und Währungen nur funktionierten, wenn sie stabil seien, so Thiele. Die virtuelle Währung Bitcoin hatte in der jüngsten Vergangenheit starken Schwankungen unterlegen.