Skyline Frankfurt am Main ©Olaf Dziallas

Monatsbericht: Entwicklung der Unternehmenskredite in Deutschland

Die Entwicklung der Unternehmenskredite in Deutschland war laut aktuellem Monatsbericht in den vergangenen Jahren geprägt durch ein ungewöhnlich starkes Auf und Ab. Obwohl die Geldpolitik auf die 2021 stark gestiegene Inflation mit einer kräftigen Straffung reagierte, habe sich das Kreditwachstum bis Oktober 2022 zunächst weiter auf knapp 14 Prozent beschleunigt. Ab dem vierten Quartal 2022 sei es dann aber stark rückläufig gewesen und hätte sich zuletzt um Werte nahe Null bewegt. Die Entwicklung zog sich durch alle Bankengruppen, Laufzeiten und Wirtschaftszweige, heißt es in dem Aufsatz.

Geringes Kreditwachstum auf schwieriges wirtschaftliches Umfeld zurückzuführen

Die Autorinnen gehen im Monatsbericht der Frage nach, ob diese Kreditentwicklung gemessen an der Entwicklung von Konjunktur und Zinsen außergewöhnlich war, und welche Rolle dabei Kreditangebots- und -nachfragefaktoren gespielt haben. Dabei zeigt sich, dass der zunächst betrachtete Anstieg des Kreditwachstums zu einem wesentlichen Teil auf 2022 vergebene staatliche Stützungskredite an ausgewählte Energieversorger zurückzuführen ist. Von den Expertinnen genutzte Modelle sprechen dafür, dass der Ende 2022 einsetzende Abschwung und die derzeitige Stagnation der Nettokreditvergabe insbesondere auf das schwierige wirtschaftliche Umfeld zurückzuführen sind. Dieses war insbesondere von einer konjunkturellen Abschwächung, hohen Inflationsraten und kräftigen Zinsanstiegen geprägt, schreiben die Expertinnen. Die Banken hätten auf den kräftigen Anstieg der geldpolitischen Leitzinsen mit einer entsprechenden Erhöhung der Kreditzinssätze und angesichts des gestiegenen Kreditrisikos mit einer restriktiveren Kreditvergabe reagiert. Dagegen lieferten die Modelle keine Hinweise auf eine nennenswerte Einschränkung der Kreditangebotspolitik aufgrund rein bankseitiger Faktoren. 

Schwache Wirtschaft und Unsicherheit dämpfen Nachfrage

Auf der Nachfrageseite dämpften das schwierige wirtschaftliche Umfeld und die erhöhte Unsicherheit über die wirtschaftlichen und geopolitischen Aussichten die Investitionstätigkeit der Unternehmen und reduzierten damit den Finanzierungsbedarf. Zudem hätten viele Unternehmen auch in Folge der hohen Gewinne der vergangenen Jahre über ausreichende interne Finanzierungsmittel verfügt. Der durch diese Einflussfaktoren bedingte Rückgang der Kreditnachfrage war zwar relativ stark, bewegte sich laut den Modellberechnungen insgesamt aber weitgehend gemäß historischer Muster, so die Autorinnen.

Bundesbank erwartet Zunahme des Kreditwachstums im Verlauf des Jahres

In der zweiten Jahreshälfte 2024 erwarten die Volkswirtinnen eine allmählich einsetzende Belebung bei den Unternehmenskrediten. Sie gehen davon aus, dass die laut der Deutschland-Prognose von Juni langsam wieder Tritt fassende deutsche Wirtschaft und die an den Finanzmärkten erwartete schrittweise Rücknahme der Zinserhöhungen durch die Geldpolitik das Kreditwachstum stützen. Jedoch dürfte die Kreditwachstumsrate nur langsam zunehmen, da Unternehmen typischerweise im Konjunkturaufschwung erst auf noch vorhandene Innenfinanzierungsmittel zurückgriffen. Zudem dürfte das zunächst noch schwierige Investitionsumfeld die Kreditnachfrage dämpfen.