Monatsbericht: Deutsche Wirtschaft kämpft weiter mit Gegenwind
Die deutsche Wirtschaftsleistung ging im zweiten Vierteljahr 2024 entgegen den Erwartungen leicht zurück
, schreibt die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank gegenüber dem Vorquartal saisonbereinigt um 0,1 Prozent. Trotz sich stabilisierender Nachfrage nahm die Industrieproduktion im zweiten Quartal ihren im Vorquartal unterbrochenen Abwärtstrend wieder auf. Den Fachleuten zufolge hat etwa die Produktion von Vorleistungsgütern wieder ins Minus gedreht. Hier ist insbesondere die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen wie Elektromotoren und Generatoren gesunken. Die fortgesetzte Schwäche der Investitionsgüterproduktion fiel vor allem auf den Maschinenbau zurück. Demgegenüber haben immerhin die Hersteller von Kfz und Kfz-Teilen das erste Mal seit über einem Jahr wieder ein Produktionsplus vorweisen können.
Nach einer leichten Steigerung im Vorquartal ist die Bauproduktion im zweiten Quartal wieder gesunken, heißt es weiter im Bericht. Grund dafür sei auch eine Normalisierung nach günstigen Witterungseinflüssen im Vorquartal gewesen. Ohne den zusätzlichen Anschub durch eine überdurchschnittlich günstige Witterung war die Bautätigkeit im zweiten Quartal wieder rückläufig. Wie in der Industrie leide das Baugewerbe außerdem unter einer schwachen Nachfrage: Zwar habe sich der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Mittel von April und Mai im Vergleich zum Vorquartal etwas erhöht. Er bleibe laut des Berichts aber nach wie vor deutlich hinter dem Stand des ersten Quartals 2022 zurück.
Im Dienstleistungssektor könnte sich der moderate Aufwärtstrend aus dem Vorquartal fortgesetzt haben. Zwar liegen für das zweite Quartal noch keine Monatswerte für die Dienstleistungsproduktion vor. Die entsprechenden Stimmungsindikatoren des ifo Instituts und von S&P Global weisen aber auf eine positive Entwicklung hin. Der private Konsum dürfte dazu wohl nur begrenzt beigetragen haben. Denn die Fachleute stellten gleichzeitig eine weiterhin erhöhte Sparneigung bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern fest: Die Einkommenserwartungen stiegen im zweiten Quartal zwar merklich an, die Anschaffungsneigung profitierte davon jedoch kaum.
Kaum Dynamik im Arbeitsmarkt
Angesichts der ausbleibenden konjunkturellen Erholung verbesserte sich der Arbeitsmarkt kaum. Zwar erhöhte sich die Beschäftigung im zweiten Quartal moderat. Gleichzeitig stieg durch die Zuwanderung aber auch die Zahl an Erwerbspersonen und die registrierte Arbeitslosigkeit erhöhte sich. Die Arbeitslosenquote erreichte zum Ende des zweiten Quartals 6,0 Prozent und lag damit um 0,1 Prozentpunkte über dem Vorquartalsdurchschnitt. Die anhaltende wirtschaftliche Schwäche drücke sich zudem in moderat zunehmender Kurzarbeit und einem langsam sinkenden Stellenangebot aus. An dieser Entwicklung dürfte sich, laut Einschätzung der Autorinnen und der Autoren, kurzfristig wenig ändern.
Inflationsrate erhöhte sich leicht
Die Verbraucherpreise (HVPI) stiegen im Frühjahr wie schon im Winterquartal saisonbereinigt merklich um 0,8 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Quartal
, heißt es im Monatsbericht. Zwar sei der Preisauftrieb bei den Industriegütern ohne Energie zum Erliegen gekommen. Demgegenüber verteuerten sich aber die Preise einiger Dienstleistungen kräftig, zum Beispiel in der Pflege. Auch die Mieten seien erneut stärker als im langfristigen Durchschnitt angehoben worden.
Die Autorinnen und Autoren rechnen aus heutiger Sicht wieder mit vorübergehend etwas höheren Inflationsraten gegen Jahresende. Zum einen würden sich die zuvor negativen Teuerungsraten bei Energie dann ins Positive verkehren. Zum anderen könnten die gegenwärtig gedrückten Gewinnmargen bei Mineralölprodukten allmählich wieder steigen.
Bundesbank erwartet leichte Expansion der Wirtschaftsleistung
Die Bundesbankfachleute erwarten, dass die Schwäche im Baugewerbe und in der Industrie, letzteres bedingt vor allem durch die schwache Auslandsnachfrage, noch weiter anhalten werde. Im dritten Quartal dürften aber der private Konsum und die Dienstleister wachsen, heißt es im Monatsbericht. Mit weiter steigenden Realeinkommen der privaten Haushalte sollten sich, wenn auch zögerlich, die Konsumausgaben erhöhen. So habe etwa das GfK-Konsumklima im Juli über dem Durchschnitt des Vorquartals gelegen und damit seine Aufwärtstendenz der letzten Monate fortgesetzt.