Vorstandsmitglied - Dr. Sabine Mauderer ©Tim Wegner

Mauderer: Zentralbanken als Katalysator für nachhaltigeres Finanzsystem

Nachhaltigkeitskriterien werden im Portfoliomanagement von Zentralbanken immer wichtiger. Zu diesem Ergebnis kommt ein neues Handbuch des Network for Greening the Financial System (NGFS), das Bundesbankvorständin Sabine Mauderer im Rahmen der IWF-Jahrestagung in Washington vorstellt. Ziel des NGFS Handbuchs ist es aufzuzeigen, ob und wie SRI (Sustainable und Responsible Investment)-Kriterien im Portfoliomanagement der Zentralbanken berücksichtigt werden können. Laut des Handbuchs, das auf einer Umfrage unter 27 Zentralbanken beruht, nehmen Zentralbanken weltweit eine aus ethischer, sozialer und ökologischer Sicht nachhaltige Anlage zunehmend ernst und wollen dies den Finanzmarktteilnehmern auch signalisieren. „Unsere Umfrage zeigt, dass 25 von 27 teilnehmenden Zentralbanken bereits SRI-Kriterien im Portfoliomanagement berücksichtigen oder planen, dies in Zukunft zu tun“, sagte Mauderer. Ein Hauptmotiv für die stärkere Berücksichtigung von SRI-Aspekten sei die Vorbildfunktion der Zentralbanken. Sie wollen der Umfrage zufolge mit gutem Beispiel vorangehen, ihr Rendite-Risiko-Profil verbessern, sich gegen Nachhaltigkeitsrisiken absichern und Reputationsrisiken meiden. Mauderer ist Leiterin der NGFS-Arbeitsgruppe „Scaling up green finance“. Unter ihrer Federführung hat das NGFS nun ein Handbuch mit Best Practices zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien im Portfoliomanagement von Zentralbanken herausgegeben.

Zentralbanken können Katalysatoren sein

Das Thema Nachhaltigkeit hat unter Zentralbanken weltweit klar an Stellenwert gewonnen. „Wir brauchen eine weltweite Allianz für den Klimaschutz“, so die Vorständin. „Zentralbanken können insbesondere Katalysatoren sein, indem sie Markttransparenz fördern und den öffentlichen Diskurs ankurbeln.“ Auch die Bundesbank sei dabei, Wege auszuloten, wie sie ihre Euro-Eigenanlagen nachhaltiger anlegen könne. In ihrer Rolle als Vermögensverwalterin unterstützt die Bundesbank zudem ihre Mandatsgeber dabei, nachhaltige Anlagestrategien umzusetzen. „Insgesamt investieren zehn unserer 16 Fiskalkunden bereits nachhaltig oder sind auf dem Weg, dies zu tun“, sagte Mauderer. Für die 16 Mandatsgeber wie Bund und Bundesländer legt die Bundesbank laut Mauderer einen „hohen zweistelligen Milliardenbetrag“ an, von dem ein „hoher einstelliger Milliardenbetrag“ Nachhaltigkeitsprinzipien folge.

Klimawandel bringt auch finanzielle Risiken mit sich

Der Grund für das verstärkte Engagement der Bundesbank im Bereich Green Finance sei, dass der Klimawandel auch finanzielle Risiken mit sich bringe. „Klimarisiken sind auch finanzielle Risiken und können Geschäftsmodelle einzelner Unternehmen oder ganzer Industrien in Frage stellen“, sagte Mauderer. Zudem gebe es „Transitionsrisiken“, die sich aus dem Übergang hin zu einem klimafreundlicheren Wirtschaftsmodell ergeben. „Für uns ist es wichtig, dass wir die finanziellen Risiken adressieren und dass das Kapital effizient allokiert wird. Dazu brauchen die Investoren die erforderlichen Informationen“, so Mauderer.