Kroatien wird Mitglied der Währungsunion
Am 1. Januar 2023 führt Kroatien den Euro als Bargeld ein und wird damit das 20. Mitglied der Europäischen Währungsunion. Die etwa 3,9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Kroatiens werden fortan in Euro zahlen. Auch Besucherinnen und Besucher aus anderen Euro-Ländern müssen ihre Euro künftig nicht mehr vorab gegen die bisherige nationale Währung Kroatiens, die Kuna (HRK), eintauschen. Über 10 Millionen Menschen verbrachten 2021 ihren Urlaub in dem Land am Adriatischen Meer.
Von der Kuna zum Euro
Ein Teil der Kuna bleibt dennoch erhalten. Die kroatische 1-Euro-Münze zeigt einen Marder (kroatisch: Kuna). Dieses Motiv wurde von Münzen der Kuna übernommen. Es erinnert daran, dass im Mittelalter auf dem Gebiet des heutigen Kroatiens Marderfelle als Zahlungsmittel verwendet wurden. Auf den 10-, 20- und 50-Cent-Münzen ist übrigens Ingenieur Nikola Tesla zu sehen, dessen Geburtsort im heutigen Kroatien liegt. Die kroatische Regierung hat das Design der nationalen Seiten ihrer Euro-Münzen Anfang 2022 vorgestellt. Kuna-Banknoten können an den Schaltern der Bundesbank-Filialen vom 1. Januar 2023 bis zum 28. Februar 2023 zum festgelegten Umrechnungskurs (1Euro = 7,53450 HRK) kostenlos getauscht werden. Dabei gilt eine Obergrenze von HRK 8.000 pro Person und Tag. Kunden mit größeren Banknotenbeständen können sich an die kroatische Zentralbank (HRVATSKA NARODNA BANKA), Trg hrvatskih velikana 3, HR-10000 Zagreb (www.hnb.hr) beziehungsweise Franje Račkog 5, 10002 Zagreb (Schalter der kroatischen Zentralbank) wenden.
Ein postalischer Umtausch ist bei der Deutschen Bundesbank nicht möglich.
Bis zum 31. Dezember 2023 kann der Umtausch in Kroatien bei Geschäftsbanken, Postfilialen und der kroatischen Finanzagentur erfolgen. Pro Transaktion werden gebührenfrei 100 Kuna-Banknoten und 100 Kuna-Münzen umgetauscht. Für den Umtausch einer größeren Anzahl an Banknoten oder Münzen kann eine Gebühr anfallen.
Ab 1. Januar 2024 ist der Umtausch nur noch bei der kroatischen Zentralbank möglich. Der Umtausch erfolgt gebührenfrei - Kuna-Banknoten werden unbefristet umgetauscht, Kuna-Münzen hingegen nur bis zum 31. Dezember 2025.
Kroatien in der Währungsunion
Die Euro-Währungsunion besteht seit 1999 und bildet den Zusammenschluss von Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) auf dem Gebiet der Geld- und Währungspolitik. Kroatien trat der EU am 1. Juli 2013 bei. Mit Ausnahme von Dänemark sind alle Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, auch der Währungsunion beizutreten, sobald sie die im EG-Vertrag festgelegten vier Konvergenzkriterien erfüllen.
Sowohl die EZB als auch die Europäische Kommission stellten in ihren getrennten Konvergenzberichten vom 1. Juni 2022 fest, dass Kroatien den vier Kriterien entspricht. Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, sagte über den Beitritt Kroatiens: „Dies wird die kroatische Wirtschaft stärken und den Bürgerinnen und Bürgern, den Unternehmen und der Gesellschaft insgesamt Vorteile bringen. Durch die Einführung des Euro in Kroatien wird auch der Euro gestärkt.“
Auf der Grundlage des Konvergenzberichtes der Europäischen Kommission beschließt der Rat der Europäischen Union, ob ein Mitgliedstaat die Voraussetzungen für den Beitritt zum Euro-Währungsgebiet erfüllt. Der Rat schloss das Verfahren, das den Beitritt Kroatiens ermöglichte, am 12. Juli 2022 ab.
Veränderungen durch den Beitritt
Bisher war Kroatien lediglich Mitglied im Europäischen System der Zentralbanken (ESZB). Dieses besteht aus der EZB und den nationalen Zentralbanken aller Mitgliedstaaten der EU. Mit dem Beitritt zur Währungsunion wird Kroatien nun Teil des Eurosystems. Das Eurosystem umfasst die EZB sowie die Zentralbanken der Länder, die den Euro bereits als Währung eingeführt haben. Ab dem 1. Januar 2023 ist also auch Boris Vujčić, Gouverneur der Kroatischen Nationalbank, Mitglied des EZB-Rates. Die Nationalbank hat ihren Sitz in der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Vujčić ist dort seit 2012 in seiner Position. Im EZB-Rat wird er fortan an der Geldpolitik des Eurosystems mitwirken.
Kroatiens Beitritt zur Währungsunion verändert außerdem den Kapitalschlüssel, nach dem die Zentralbanken der Euro-Mitgliedstaaten in das Grundkapital der EZB einzahlen. Mit dem Kapitalschlüssel entfällt auf jede nationale Zentralbank der EU ein bestimmter Prozentsatz. Dieser Prozentsatz legt beispielsweise fest, wie die Anleihekäufe im Rahmen der Programme der EZB unter den Zentralbanken verteilt werden. Der Kapitalschlüssel richtet sich nach der Größe des Mitgliedstaats, gemessen an der Bevölkerung und am Bruttoinlandsprodukt.