IWF warnt vor Risiken für die deutsche Wirtschaft

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht Deutschland in naher Zukunft weiterhin auf Wachstumskurs. Gleichzeitig warnt der Fonds im Abschlussbericht der Artikel-IV-Konsultation, dass externe Risiken den positiven Ausblick mittelfristig eintrüben könnten. Bei den jährlichen Konsultationen überprüft der IWF die Finanz- und Wirtschaftspolitik seiner Mitgliedstaaten. Die rechtliche Grundlage dafür ist durch Artikel IV des Übereinkommens über den IWF gegeben.

Kurzfristig rechnet der IWF mit einer robusten heimischen Nachfrage, einem gut ausgelasteten Arbeitsmarkt und steigenden Löhnen in Deutschland. Mittelfristig sei aufgrund der ungünstigen demografischen Trends sowie des geringen Produktivitätswachstums jedoch mit einer Verlangsamung dieser Entwicklung zu rechnen, warnt das IWF-Exekutivdirektorium. Zu den Risiken zählen die Expertinnen und Experten beispielweise zunehmende protektionistische Tendenzen und einen harten Brexit.

Öffentliche Investitionen stärken

Der IWF rät Deutschland vor dem Hintergrund der derzeitig guten wirtschaftlichen Lage, langfristige Herausforderungen anzugehen. Um das Potenzialwachstum zu stärken, empfiehlt der Fonds öffentliche Investitionen auszuweiten, Anreize für die Arbeitsaufnahme zu schaffen sowie das Umfeld für private Investitionen zu verbessern. "Solche Maßnahmen würden das Produktivitätswachstum stärken, den langfristigen Output weiter stützen und Deutschlands hohen Leistungsbilanzüberschuss reduzieren", heißt es in der Pressemitteilung des IWF.

Einerseits ermutigt das IWF-Exekutivdirektorium Deutschland dazu, vorhandene fiskalische Spielräume stärker für öffentliche Investitionen und zur Umsetzung einzelner Strukturreformen zu nutzen. Dazu zählten der Ausbau der Kinderbetreuung, eine Steuerreform, sowie zusätzliche Ausgaben für frühkindliche Bildung und lebenslanges Lernen. Andererseits müsse aber ein finanzieller Puffer erhalten bleiben, um potenziellen gesamtwirtschaftlichen Risiken und demografischen Herausforderungen zu begegnen, betonen einige Direktoriumsmitglieder.

Immobilienmarkt: Datenlücken schließen

Darüber hinaus hat der IWF in seiner jährlichen Untersuchung auch die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt in Deutschland überprüft. Die steigenden Immobilienpreise vor allem in Ballungszentren müssten weiter im Blick behalten werden, so der Fonds. Der IWF kritisiert darüber hinaus, dass es zu wenige detaillierte Daten auf Städteebene gebe und daher eine umfassende Bewertung der Entwicklung auf dem Immobilienmarkt nicht möglich sei. Er empfiehlt deshalb, sogenannte makroprudenzielle Instrumente zu stärken und vorhandene Datenlücken schnellstmöglich zu schließen.

In Bezug auf den deutschen Bankensektor bemängeln die IWF-Expertinnen und -Experten die schwache Profitabilität der Institute. Gründe dafür seien neben strukturellen Faktoren auch die Nachwirkungen der Finanzkrise sowie das aktuelle Niedrigzinsumfeld. Um Risiken zu reduzieren und die Widerstandsfähigkeit der Banken zu verbessern, müssten deshalb die Anstrengungen zur Restrukturierung verstärkt werden, so der IWF.

Artikel-IV-Konsultationen

Die Bundesbank nimmt gemeinsam mit dem Bundesministerium der Finanzen die Rechte und Pflichten Deutschlands im IWF wahr. Sie kooperiert mit dem IWF bei dessen Überwachung der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik im Rahmen der jährlichen Artikel-IV-Konsultationen. Diese finden ihren Abschluss mit der Erörterung des IWF-Berichts durch das Exekutivdirektorium des Fonds.