IWF prognostiziert moderates Wachstum in Deutschland
Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass die Wachstumsdynamik in Deutschland weiterhin moderat bleiben wird. Treibende Wachstumskraft sei insbesondere der private Konsum. Zudem würden eine Ausweitung der Staatsausgaben, die jüngsten geldpolitischen Impulse und immer noch günstige Energiepreise die Schwäche wichtiger Handelspartner ausgleichen, erklärte der IWF nach Abschluss der sogenannten Artikel-IV-Konsultationen mit Deutschland.
Der IWF überprüft zusammen mit den Mitgliedsländern im Rahmen jährlicher Konsultationen deren Finanz- und Wirtschaftspolitik. Die rechtliche Grundlage dafür ist durch Artikel IV des Übereinkommens über den IWF gegeben.
Heimischer Konsum stützt Wachstum
Das Exekutivdirektorium des IWF begrüßte, dass der heimische Konsum stärker zum deutschen Wirtschaftswachstum beigetragen habe, unterstützt von niedrigeren Energiepreisen, höheren Löhnen, einer abnehmenden Arbeitslosigkeit sowie unterstützenden fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen. Diese Entwicklungen würden das Wachstum auch künftig weiter tragen.
Herausforderungen seien der deutsche Leistungsbilanzüberschuss, die alternde Bevölkerung sowie der Flüchtlingszustrom. Vor diesem Hintergrund empfahl der IWF, das deutsche Potenzialwachstum zu stärken. Zudem sprach er sich dafür aus, den deutschen Leistungsbilanzüberschuss abzubauen. Dazu solle Deutschland mehr investieren, wenn es dafür fiskalischen Spielraum gebe, und wachstumsfördernde Reformen anstoßen. Das IWF-Exekutivdirektorium betonte, dass schnellere Fortschritte insbesondere bei den Strukturreformen notwendig seien. Konkret wird auf eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen, älteren Arbeitnehmern und Migranten verwiesen. Reformbedarf wird auch beim Steuer-, Renten- und Gesundheitssystem gesehen.
In diesem Jahr rechnet der IWF mit einem realen Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts von 1,7 Prozent, für 2017 wird ein Plus von 1,5 Prozent vorhergesagt. Die Ökonomen des IWF rechnen zudem für 2016 mit einer leichten Überauslastung der Produktionskapazitäten. Zusammen mit den Effekten der jüngsten geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems werde dies zu einem Anstieg der Inflation führen, sowohl auf breiter Basis als auch bei der um Lebensmittel und Energie bereinigten Kerninflation. Auf mittlerer Sicht prognostiziert der Währungsfonds zudem einen Anstieg der Teuerungsrate auf knapp 2 Prozent, was auch der Preisstabilitätsdefinition der Europäischen Zentralbank entspricht.
Die Ökonomen betonten aber, dass die Prognose die wirtschaftlichen Folgen des bevorstehenden Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union noch nicht berücksichtige. Der IWF denke aus diesem Grund über eine Abwärtsrevision der Konjunkturprognose nach, hieß es bei der Vorstellung des Berichts.
Widerstandsfähiges Finanzsystem, aber Kreditinstitute unter Druck
In einem gesonderten Bericht haben die IWF-Ökonomen die Stabilität des deutschen Finanzsystems untersucht. Der IWF zeichnet im Ergebnis das Bild eines gefestigten, trotz bestehender Anfälligkeiten insgesamt stabilen und widerstandsfähigen deutschen Finanzsystems. Trotz guter Eigenkapitalausstattung der Banken steht aus Sicht des IWF der Bankensektor vor einer Reihe von Herausforderungen, die zu einer geringen Profitabilität führen würden. Beispiele dafür seien das niedrige Zinsniveau, hohe Betriebskosten sowie neue regulatorische Anforderungen. Diese Entwicklungen würden Anpassungen der Geschäftsmodelle der Kreditinstitute erfordern, so die IWF-Ökonomen. Eine genaue Beobachtung der Immobilienpreisentwicklung und der Kreditvergabe sei zudem empfehlenswert.
Die Bundesbank nimmt gemeinsam mit dem Bundesministerium der Finanzen die Rechte und Pflichten Deutschlands im IWF wahr. Sie kooperiert mit dem IWF bei dessen Überwachung der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik im Rahmen der Artikel-IV-Konsultationen. Die Konsultationen finden ihren Abschluss mit der Erörterung der Analysen und wirtschaftspolitischen Empfehlungen des Berichts im Exekutivdirektorium des IWF.
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