Internationaler Austausch: Bundesbank veranstaltet Konferenz zu makroprudenziellen Themen
Gemeinsam mit der niederländischen und der schwedischen Zentralbank (De Nederlandsche Bank und Sveriges Riksbank) hat die Bundesbank eine internationale Konferenz rund um makroprudenzielle Themen veranstaltet. In Eltville am Rhein ging es in diesem Jahr unter anderem um Zinsänderungsrisiken, Kapitalpuffer für Banken sowie unkonventionelle Geldpolitik. Unter den Vortragenden und Teilnehmenden waren die Vizegouverneure der Bank of Japan, Ryozo Himino und der Bank of Ireland, Vasileios Madouros sowie der frühere Gouverneur der Reserve Bank of Australia, Philip Lowe, hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der EZB und des Single Resolution Boards (SRB). Zudem nahmen Professorinnen und Professoren der University of Chicago, der University of Oxford, der Stanford University und der London School of Economics an der Konferenz teil. Den Impulsvortrag hielt Tobias Adrian vom Internationalen Währungsfonds (IWF).
Kapitalpuffer beugen Krisen vor
Adrian betonte die entscheidende Rolle ausreichender Eigenkapitalpuffer von Banken für die Resilienz des Finanzsystems. Demnach können Eigenkapitalpuffer, die Banken in einer Krise nutzen können, zu einem stabileren Kreditangebot führen. Adrian zufolge sollten Banken die Puffer nicht nur in Zeiten starken Kreditwachstums, sondern auch in normalen Zeiten aufbauen. So seien sie gegen verschiedene Schocks gewappnet, sagte er, und beschrieb beispielhaft die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Banken in Ländern, in denen es solche Anforderungen bereits vor der Pandemie gab, verfügten demnach zu Beginn der Pandemie über einen Kapitalpuffer, den die Aufseherinnen und Aufseher freigeben konnten. Adrian zufolge profitierten diese Länder in der Pandemie dann dadurch, dass die Banken aufgrund des freigegebenen Kapitals das Kreditangebot stabil halten konnten.
In der an den Vortrag anschließenden Diskussion ging es um die Gründe, warum einige Länder die Puffer schon eingeführt haben. Dabei zeigte sich, dass die Volatilität einer Volkswirtschaft, ihre Offenheit, aber auch der fiskalische Spielraum der Regierung eine Rolle spielen.
Weltweite Unterschiede bei Zinsänderungsrisiken
Ein weiteres Thema der Konferenz war der Umgang mit Zinsänderungsrisiken. Die Teilnehmenden sprachen über die konzeptionelle Erfassung von Zinsänderungsrisiken und wie sensitiv verschiedene Geschäftsbereiche der Banken auf Zinsänderungen reagieren. Zudem wurde über die weltweit unterschiedlichen Erfahrungen in den letzten beiden Jahren diskutiert. Obwohl sowohl in den USA als auch in Europa die Zinsen in dieser Zeit ähnlich stark stiegen, kam es nur in den USA zu Bankausfällen. Die europäischen Banken hingegen verkrafteten die Zinsanstiege gut. Gründe dafür könnten sein, dass europäische Banken ihre Zinsänderungsrisiken stärker auf den Finanzmärkten absichern und in Europa die Regulierung nach Basel III für alle Banken, nicht nur für besonders große, verschärft wurde.
Umgang mit gestressten Banken
Die Teilnehmenden sprachen zudem intensiv über die Schwierigkeiten der Bankenaufsicht im Umgang mit sogenannten gestressten Banken. Solche Institute halten aufsichtsrechtliche Vorschriften zwar noch ein, es ist aber wahrscheinlich, dass dies in absehbarer Zeit nicht mehr der Fall sein wird. Weitgehende Eingriffe der Aufsicht könnten aus Sicht vieler Teilnehmenden zwar präventiv angezeigt sein – solange eine Bank die Regeln einhält, ist dies juristisch jedoch nur bedingt möglich. Die Diskussion zeigte, dass im Umgang mit den Banken gerade bei dieser Frage deutliche Unterschiede zwischen den Ländern bestehen.
Geldpolitik am langen Ende
Zudem diskutierten die Expertinnen und Experten über eine bestimmte Form der unkonventionellen Geldpolitik, nämlich die Kontrolle eines längerfristigen Zinssatzes. So formulierten unter anderem die Zentralbanken von Japan und Australien in Phasen niedriger Inflationsraten ein Ziel für einen längerfristigen Zins. Die Teilnehmenden sprachen darüber, dass es in beiden Fällen immer wieder Phasen gab, in denen die Märkte von diesem Ziel nicht völlig überzeugt waren. Beide Zentralbanken mussten in diesen Phasen Anleihen ankaufen, um ihr Zinsziel zu verteidigen. Die Teilnehmenden sprachen auch über Unterschiede zwischen beiden Ländern.
Im kommenden Jahr wird die neunte makroprudenzielle Konferenz in Amsterdam stattfinden. Im Fokus werden dann voraussichtlich unter anderem geopolitische Risiken und die Gefahr von Cyber-Attacken für die Finanzstabilität stehen.