EZB-Rat beschließt neue Runde langfristiger Refinanzierungsgeschäfte
Der EZB-Rat hat eine neue Runde gezielter langfristiger Refinanzierungsgeschäfte (Targeted Longer-term Refinancing Operations, TLTROs) angekündigt. Wie der Rat im Anschluss an seine geldpolitische Sitzung ankündigte, wird die EZB zwischen September 2019 und März 2021 in jedem Quartal ein solches Geschäft mit zweijähriger Laufzeit begeben. Die Zinsen werden an den während der Laufzeit herrschenden Hauptrefinanzierungssatz gebunden. Im Rahmen dieser Geschäfte dürfen die Banken Kredite in Höhe von maximal 30 Prozent ihres berücksichtigungsfähigen Kreditbestandes aufnehmen (Stichtag: 28. Februar 2019). Weitere Details zu diesen Geschäften sollen zu gegebener Zeit kommuniziert werden. Wie EZB-Präsident Mario Draghi bei einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main mitteilte, sollen diese Geschäfte „zur Aufrechterhaltung günstiger Kreditvergabekonditionen der Banken und zur reibungslosen Transmission der Geldpolitik beitragen“
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Von Herbst 2014 bis zum Frühjahr 2017 hatte der EZB-Rat bereits mehrere TLTROs mit einer Laufzeit von bis zu vier Jahren durchgeführt. Die Grundidee hierbei war, dass die Zinskonditionen der TLTROs für die Geschäftsbanken umso günstiger sind, je mehr Kredite diese dem nichtfinanziellen Sektor gewähren. Der Zinssatz für die Kredite konnte dabei sogar negativ werden.
Leitzinsen bleiben auf gleichem Niveau
Die EZB kündigte zudem an, ihre Leitzinsen auch weiterhin nicht antasten zu wollen. Demnach werden die Leitzinsen mindestens bis Ende 2019 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben, um eine fortgesetzte nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe 2 Prozent auf mittlere Sicht sicherzustellen. Der Hauptrefinanzierungssatz, der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld, bleibt damit bei 0,0 Prozent. Auf diesem Niveau liegt er seit März 2016. Der Einlagensatz blieb bei weiterhin minus 0,4 Prozent. Bislang hatte der EZB-Rat signalisiert, nur bis mindestens zum Ende des Sommers 2019 die Zinsen nicht zu verändern.
Wachstumsprognose gesenkt
Aufgrund der eingetrübten Konjunktur senkte die EZB zudem ihre Wachstumsprognosen für den Euroraum für dieses und nächstes Jahr. Sie erwartet nun für 2019 nur noch einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,1 Prozent, im Dezember hatte sie noch mit einem Plus von 1,7 Prozent gerechnet. Die Prognose für 2020 liegt nun bei 1,6 Prozent statt bislang 1,7 Prozent. Für 2021 rechnet die EZB unverändert mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent. Die Risiken für die Wachstumsaussichten seien weiterhin abwärtsgerichtet, sagte Draghi bei der Pressekonferenz. Er begründete dies mit den anhaltenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit geopolitischen Faktoren, der Gefahr von Protektionismus und Anfälligkeiten in den aufstrebenden Volkswirtschaften.
Die Inflationsprognosen korrigierte die EZB ebenfalls nach unten. So rechnet sie für das laufende Jahr mit einer Teuerung von 1,2 (bisher: 1,6) Prozent. Für 2020 erwartet die Zentralbank eine Teuerung von 1,5 (1,7) Prozent, für 2021 von 1,6 (1,8) Prozent.