EZB-Rat beschließt Ausstieg aus Nettoanleihekäufen zum Jahresende

EZB-Rat am 14. Juni 2018 in Riga ©Europäische Zentralbank
EZB-Rat am 14. Juni 2018 in Riga
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat bei seiner Sitzung am 14. Juni in Riga beschlossen, die Anleihekäufe im Rahmen des Asset Purchase Programme (APP) zum Ende 2018 einzustellen. Derzeit kaufen die Notenbanken des Eurosystems Anleihen für 30 Milliarden Euro pro Monat. "Sofern die neu verfügbaren Daten unsere mittelfristigen Inflationsaussichten bestätigen, gehen wir davon aus, dass nach September 2018 der Nettoerwerb von Vermögenswerten bis Ende Dezember 2018 auf einen Umfang von monatlich 15 Milliarden Euro reduziert wird und dass der Nettoerwerb dann enden wird", erläuterte EZB-Präsident Mario Draghi die Beschlüsse auf einer Pressekonferenz.

Bis Ende des Jahres steigt bei den Notenbanken des Eurosystems durch das APP der Bestand an Wertpapieren auf voraussichtlich rund 2,6 Billionen Euro. Tilgungszahlungen aus fälligen Wertpapieren sollen "für einen längeren Zeitraum nach dem Ende der Nettoanleihekäufe und auf jeden Fall so lange wie nötig" wieder angelegt werden, sagte Draghi. Damit sollten die günstigen Liquiditätsbedingungen und eine umfangreiche geldpolitische Akkommodierung aufrechterhalten werden.

Leitzinsen bleiben vorerst unverändert

Die Leitzinsen im Euro-Raum hat der EZB-Rat bei seiner Sitzung unverändert gelassen. Demnach bleibt der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte bei 0,0 Prozent, der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität bei 0,25 Prozent und die Einlagefazilität bei -0,40 Prozent. Draghi zufolge geht der EZB-Rat davon aus, dass die Leitzinsen "mindestens über den Sommer 2019 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden". So solle sichergestellt werden, dass die Inflationsentwicklung weiterhin mit den derzeitigen Erwartungen eines nachhaltigen Anpassungspfads übereinstimme.

Inflationsprojektion angehoben

Die Verbraucherpreise im Euro-Raum waren zuletzt deutlich gestiegen. Laut der ersten Schätzung der Europäischen Statistikbehörde Eurostat sind die Verbraucherpreise im Euro-Raum gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) im Mai um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im April lag der Anstieg bei 1,2 Prozent. Draghi zufolge spiegelt die jüngste Preisentwicklung insbesondere den stärkeren Anstieg bei Energie und Nahrungsmitteln wider.

In die Entscheidungen des EZB-Rats flossen auch die jüngsten Projektionen des Stabs des Eurosystems vom Juni ein. Demnach rechnen die Fachleute für 2018, 2019 und 2020 mit einem jahresdurchschnittlichen Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) von jeweils 1,7 Prozent, deutlich mehr als noch im März dieses Jahres. Bei der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Euro-Raum erwartet der Stab für dieses Jahr mit einem Wachstum von real 2,1 Prozent etwas weniger als in der März-Projektion. Für 2019 rechnen die Expertinnen und Experten mit einem realen BIP-Anstieg von 1,9 Prozent und 1,7 Prozent im Jahr 2020.