Ertragslage deutscher Banken 2019 durch Sondereffekt belastet
Die Ertragslage deutscher Banken hat sich 2019 weiter verschlechtert. Grund dafür sei aber vor allem der strategische Umbau einer Großbank, schreibt die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. Der daraus resultierende negative Sondereffekt habe die positive Entwicklung beim Jahresüberschuss in allen anderen Bankengruppen überlagert. Insgesamt ging der Jahresüberschuss vor Steuern um mehr als zwei Drittel auf 5,7 Milliarden Euro zurück, wie eine Analyse der HGB-Jahresabschlüsse von 1.440 deutschen Banken zeigte. Während die Großbanken einen Fehlbetrag von 17,5 Milliarden Euro auswiesen, konnten alle anderen Bankengruppen ihre Jahresergebnisse im Vergleich zum Vorjahr steigern.
Das Marktumfeld sei für die Banken 2019 durch eine fortgesetzte konjunkturelle Abkühlung sowie eine expansive Geldpolitik geprägt gewesen, so die Bundesbank-Fachleute. Dennoch seien die operativen Erträge insgesamt nur moderat um 1,9 Milliarden Euro auf 118,6 Milliarden Euro zurückgegangen. „Dieser Rückgang kam insbesondere aufgrund eines gegenüber dem Jahr 2018 um 4,7 Milliarden Euro geringeren Zinsüberschusses und des um rund 1,1 Milliarden Euro gesunkenen Handelsergebnisses zustande“
, heißt es im Monatsbericht. Der Provisionsüberschuss und das sonstige betriebliche Ergebnis seien hingegen gestiegen, hätten jedoch die negative Gesamtentwicklung nicht ausgleichen können.
Zinsüberschuss weiterhin wichtigste Ertragsquelle
Der Zinsüberschuss stellte mit einem Anteil von 69,5 Prozent an den operativen Erträgen weiterhin die wichtigste Ertragskomponente dar; er sei jedoch deutlich von 87,2 auf 82,5 Milliarden Euro zurückgegangen. Rund die Hälfte dieses Überschusses haben den Bundesbank-Fachleuten zufolge erneut die Sparkassen und Kreditgenossenschaften erwirtschaftet. Die Großbanken erwirtschafteten dagegen lediglich ein Fünftel des gesamten Zinsüberschusses, waren allerdings für drei Viertel des über alle Bankengruppen hinweg gesamten Rückgangs gegenüber dem Vorjahr verantwortlich. Das Handelsergebnis habe sich um mehr als 30 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro reduziert und damit den niedrigsten Wert seit der Finanzkrise 2008 erreicht.
Im Niedrigzinsumfeldes des Jahres 2019 habe sich der Provisionsüberschuss, den die Institute beispielsweise durch Gebühren für die Kontoführung und Abwicklung von Wertpapiergeschäften sowie die Vermittlung von Immobilien, Bausparverträgen und Versicherungen erwirtschaften, als ertragsstabilisierend erwiesen, so die Expertinnen und Experten der Bundesbank. Mit einem Anstieg um 1,7 Milliarden Euro auf 31,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr sei er weiterhin die zweitwichtigste Ertragsquelle der deutschen Kreditinstitute gewesen.
Wirtschaftlichkeit verschlechtert
Die Eigenkapitalrendite, die sich aus dem Verhältnis von Jahresüberschuss zum bilanziellen Eigenkapital ergibt, sei 2019 um 2,66 Prozentpunkte auf 1,07 Prozent zurückgegangen, ermittelte die Bundesbank. Nicht zuletzt aufgrund des durch eine Großbank ausgelösten Sondereffekts habe sie damit erheblich unter dem langfristigen Durchschnitt von 5,36 Prozent gelegen. „Die Reduktion spiegelt zum einen den Rückgang des Jahresüberschusses wider“
, so die Fachleute. Zum anderen sei auch das bilanzielle Eigenkapitel im Jahr 2019 um 21,7 Milliarden Euro auf 527,2 Milliarden Euro gestiegen.
Auch die Wirtschaftlichkeit der Institute habe sich weiter verschlechtert. Gemessen wird diese am Verhältnis der Verwaltungsaufwendungen zu den operativen Erträgen. Da die Verwaltungsaufwendungen, zu denen zum Beispiel Personalausgaben zählen, leicht gestiegen seien, während die operativen Erträge insbesondere aufgrund des Sondereffekts bei den Großbanken nachgegeben hätten, habe sich die Aufwand-Ertrags-Relation nach Bundesbank-Berechnungen um 2,9 Prozentpunkte auf 76,0 Prozent erhöht.
Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie ungewiss
Die Coronavirus-Pandemie dürfte nach Auffassung der Bundesbank-Fachleute die Ertragslage der Banken im laufenden Jahr weiter belasten. „Insbesondere Kreditausfälle könnten zu Wertberichtigungen und Abschreibungen führen sowie Erträge im zinsabhängigen Geschäft reduzieren.“
Neben der Pandemie dürfte auch das anhaltende Niedrigzinsumfeld das klassische Zinsgeschäft der Banken weiter beeinträchtigen. Es bestehe eine große Unsicherheit hinsichtlich des weiteren Krisenverlaufs und seiner gesamtwirtschaftlichen Folgen, so die Bundesbank-Fachleute.