Dombret: Wachstums­potenzial durch strukturelle Reformen stärken

Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret hat angeregt, die derzeit gute konjunkturelle Lage der Weltwirtschaft zu nutzen, um durch strukturelle Reformen das Wachstumspotenzial und die Widerstandsfähigkeit der Volkswirtschaften zu stärken. Im Vorfeld der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) warnte er gleichzeitig vor stärker national ausgerichteten wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Diese könnten die langfristigen Wachstumskräfte weiter schwächen, so Dombret.

Bei der Jahrestagung des IWF und der Weltbank, die Mitte Oktober in Washington, D.C. stattfindet, kommen die IWF-Gouverneure aller 189 Mitgliedstaaten zusammen. Die Bundesbank nimmt die finanziellen Rechte und Pflichten Deutschlands im IWF wahr und wird dabei im IWF-Gouverneursrat von Bundesbankpräsident Jens Weidmann und – als sein Stellvertreter – von Vorstandsmitglied Andreas Dombret vertreten.

Finanzausstattung komfortabel

In Washington werden die Fachleute des IWF unter anderem einen Ausblick auf die Lage der Weltwirtschaft geben. In ihrer jüngsten Prognose vom Juli waren sie von einem Wachstum von 3,5 Prozent für 2017 und 3,6 Prozent für das kommende Jahr ausgegangen. Dombret erwartet, dass dieser Aufschwung weiter an Dynamik gewinnt. "Allerdings lasten der demographische Wandel und ein schwaches Produktivitätswachstum auf den längerfristigen Wachstumsaussichten vieler Länder", gab er zu bedenken.

Ein weiteres Thema der Tagung ist der künftige Finanzbedarf des Fonds. Dombret bezeichnete die Finanzausstattung des IWF als "unverändert komfortabel". Aus Sicht der Bundesbank sollte die Finanzierung des IWF in erster Linie auf den Quoten basieren, die dem Fonds von seinen Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden. "Nur so stehen Finanzierungsverpflichtungen und Mitspracherechte der Mitglieder in einem angemessenen Verhältnis zueinander", sagte Dombret. Mit Blick auf die aktuelle Quotenüberprüfung verwies Dombret auf die Sperrminorität der USA. Ein frühzeitiges Signal der USA, ob sie einer Quotenerhöhung zustimmen, sei deshalb wichtig für eine konstruktive Diskussion.

Letzte G20-Sitzung unter deutscher Präsidentschaft

Im Zuge seiner Jahrestagung veröffentlicht der IWF am 10. Oktober den World Economic Outlook. Zwei Mal jährlich präsentiert der IWF darin seien Aussichten für die konjunkturelle Entwicklung der Weltwirtschaft. Die derzeitigen Risiken für die Finanzstabilität beurteilen die IWF-Expertinnen und -Experten im Global Financial Stability Report, der – ebenso wie der Fiscal Monitor – am 11. Oktober erscheint.

In Washington treffen sich am Rande der Tagung auch die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G20. Zum Abschluss dieser letzten Sitzung unter deutscher Präsidentschaft findet am Freitag, den 13. Oktober, eine Pressekonferenz mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Bundesbankpräsident Jens Weidmann statt. Zum 1. Dezember 2017 übernimmt Argentinien den Vorsitz der Gruppe der zwanzig größten Industrie- und Schwellenländer.