Dombret stellt Forderungen an Basel-Verhandlungen
Knapp zwei Wochen vor einem Treffen des Baseler Ausschusses in Santiago, bei dem über neue internationale Vorschriften zur Regulierung von Banken verhandelt wird, hat Bundesbankvorstand Andreas Dombret Forderungen der Bundesbank formuliert. Er werde sich dafür einsetzen, dass Banken interne Modelle für die Berechnung ihrer Kreditrisiken beibehalten werden. Anhand dieser Modelle berechnen insbesondere große Banken, wie viel Eigenkapital sie für Kredite und andere Geschäfte zur Seite legen müssen.
Banken und Sparkassen zu konservativer Wertermittlung verpflichtet
Am Beispiel von Immobilienkrediten machte Dombret seine Forderung bei einer Rede in Frankfurt am Main deutlich. In Deutschland und einigen anderen Ländern seien Banken und Sparkassen bei der Bewertung von Immobilien zu konservativen Wertermittlungen verpflichtet. Diese seien vorsichtiger und weniger volatil als Bewertungen, die etwa lediglich den Marktwert der Immobilie berücksichtigten. "Marktpreise sind natürlich anfällig für Überbewertungen und Preisblasen",
so Dombret. Im Vergleich mit Deutschland kämen in anderen Ländern aber oft weniger restriktive Bewertungsstandards zum Einsatz. Doch wird in den Baseler Regelungen keine Unterscheidung zu den Methoden zur Wertermittlung getroffen, wodurch deutsche Banken angesichts der geringeren eingegangenen Risiken durch gleiche Kapitalanforderungen gestraft würden. "Dagegen wenden wir uns als deutsche Aufsicht"
, sagte Dombret. Seiner Meinung nach würde durch ein solches Vorgehen der regionale und globale Wettbewerb verzerrt. Außerdem würde sich jedes Institut dafür bestraft fühlen, dass es zu einem vorsichtigeren Management der Finanzrisiken aus Immobilienfinanzierungen beitrage, sagte Dombret. "Im Fall der Immobilienfinanzierung wollen wir im Baseler Regelwerk verlässliche Datenreihen zu niedrigen Verlustquoten, wie sie durch die konservativen Bewertungsmethoden in Deutschland entstehen, berücksichtigt sehen"
, sagte Dombret. Mit der Bewahrung interner Modelle sieht Dombret einen risikosensitiven Regulierungsansatz, durch den Kapitalanforderungen die tatsächlichen Risiken eines Instituts möglichst scharf abbildeten, beibehalten.
Der Bundesbankvorstand sprach sich außerdem gegen einen Vorstoß aus, der eine Untergrenze beim eigens ermittelten Kapitalbedarf, einen sogenannten Output-Floor, vorsieht. Dieser kommt zum Tragen, wenn eine Bank mit eigenen Risikomodellen einen geringeren Kapitalbedarf ermittelt als Banken, die das Standardverfahren nutzen. Nach Vorschlägen des Baseler Ausschusses soll der maximale Abschlag beim Kapitalbedarf künftig entweder 20 Prozent oder 40 Prozent im Vergleich zum Standardmodell betragen dürfen. Damit soll der Vorteil, der den Banken durch eigene Modelle entsteht, begrenzt werden. Aus Sicht von Dombret gilt der Output-Floor in der Theorie als Mittel, um leichtsinniger Rechenakrobatik bei internen Modellen einen Riegel vorzuschieben. "In der Praxis wirkt er allerdings der Risikoorientierung entgegen",
sagte er. Der Bundesbankvorstand sprach sich zudem dafür aus, das neue Regelwerk bei kleinen und mittelgroßen Institute nicht anzuwenden. "Diese Regeln sind für große internationale Institute gedacht",
sagte er.
Keine Einigung um jeden Preis
Zum Abschluss seiner Rede betonte Dombret den Wert von internationalen Abkommen wie Basel III. Jenseits von regionalen Interessen seien erfolgreiche internationale Standards im Interesse aller, sagte er. Basel setze damit ein Zeichen für erfolgreiche internationale Kooperation. "Aktuell sehen wir, dass viele Bürger unsere globalisierte Welt in Frage stellen und zunehmend Antworten in einer Abschottung oder Regionalisierung suchen", so Dombret. Er hoffe sehr, dass auch die neue Administration in den Vereinigten Staaten die vertrauensvolle Zusammenarbeit im Baseler Ausschuss fortsetzen wird. "Allerdings sollte und wird es mit der Bundesbank auch keine Einigung um jeden Preis geben",
betonte Dombret.