Dombret fordert von Banken sichtbaren Kulturwandel

Von links nach rechts: Alberto Musalem, Andreas Dombret und Patrick Kenadjian ©Ingo Claus Peter
v. l. n. r.: Alberto Musalem, Andreas Dombret und Patrick Kenadjian
Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret hat bei einer Konferenz in  Frankfurt am Main von der Finanzindustrie einen sichtbaren Kulturwandel gefordert. Aus seiner Sicht ist ein solcher Wandel für die Kreditinstitute zum jetzigen Zeitpunkt essenziell. "Die Finanzkrise und ihre Folgen haben das Vertrauen vieler Menschen in das Finanzsystem zerstört", sagte Dombret. Ohne Vertrauen könne eine Bank ihre Geschäfte nicht ausüben. 

Die Verhaltensweisen von Bankern würden von der Gesellschaft genau beobachtet und entschieden letztlich über das Ansehen eines Instituts, sagte Dombret. Letztlich definierten sie auch die Kultur, die in einer Bank oder in einem Unternehmen herrsche. Banken unterstützten den ökonomischen Kreislauf, indem sie Risiken, Größen und Fristen transformierten, also beispielsweise kurzfristig angenommene Geldanlagen in langfristige Kredite umwandeln. Dazu müssten sie als Mittler für mindestens zwei Parteien agieren – Sparer und Investoren. Beide Parteien müssten der Bank vertrauen, so Dombret. "´Banking`, wie wir es kennen, ist sonst schwierig, wenn nicht unmöglich", betonte das Vorstandsmitglied der Bundesbank.

Es sei nun Aufgabe der Regulierer, angemessene rechtliche Rahmenbedingungen zu entwickeln, die richtigen Anreize zu setzen und angemessenes Verhalten zu fördern. "Jedes einzelne Finanzinstitut steht aber in der Verantwortung, aktiv zu werden", so Dombret. Aus Sicht des Bundesbank-Vorstands bedeutet dies, eine Reihe von Werten zu finden, die von jedem einzelnen Arbeitnehmer einer Bank oder eines Unternehmens akzeptiert und gelebt werden. Gemeinsame Werte zu finden, sei für die Kreditinstitute aber nicht einfach, sagte Dombret. Es gebe kein bewährtes Verfahren, an dem sich die Akteure orientieren könnten. "Jede Einheit muss seine eigene Wahl treffen", sagte das Bundesbank-Vorstandsmitglied.

"Jeden Tag neue Belege für das Fehlverhalten von Kreditinstituten"

Wie dringend Verhaltensmuster in der Finanzindustrie geändert werden müssen, machte auch die oberste Bankenaufseherin der Europäischen Zentralbank, Danièle Nouy, bei der gleichen Veranstaltung deutlich. "Neue Belege für das Fehlverhalten von Kreditinstituten kommen jeden Tag zum Vorschein", sagte sie. Die Rolle von Ethik und Geschäftskultur im Risikomanagement von Banken stünde deshalb unter besonderer Beobachtung der EZB-Bankenaufsicht. Die Aufsicht beleuchte dabei etwa die Zusammensetzung des Managements und der Entscheidungsprozesse. Auch wie Regeln zum Umgang mit Risiken umgesetzt und mit Vergütungssystemen verknüpft seien, würde die Aufsicht genau beobachten. Die EZB ist seit gut einem Jahr für die direkte Aufsicht über die rund 120 größten Geldhäuser in der Währungsunion zuständig.