Die Rolle der Notenbanken in der G20
Seit ihrer Gründung im Jahr 1999 beschäftigt sich die Gruppe der Zwanzig (G20) mit den Herausforderungen für das internationale Währungs- und Finanzsystem in einer zunehmend eng verflochtenen Weltwirtschaft. Dazu zählen beispielsweise die Stärkung der internationalen Finanzarchitektur, die Bewältigung von Finanzkrisen, die Krisenfestigkeit von Finanzsektoren sowie Strategien für nachhaltiges Wirtschaftswachstum.
Krisen bewältigen
Gegründet wurde die G20 als Format, in dem sich regelmäßig die Finanzminister und Notenbankgouverneure der bedeutendsten Industrie- und Schwellenländer treffen. Ihr Ziel ist, den Dialog zwischen den Mitgliedsländern in wichtigen Fragen des internationalen Währungs- und Finanzsystems zu verbessern. Dabei wurden ausdrücklich die Notenbanken mit eingebunden, da sie eine zentrale Rolle im Rahmen der Mitgliedschaft der Länder im Internationalen Währungsfonds (IWF) und bei der Währungspolitik spielen.
Die Gründung der G20 mit ihrem ersten Treffen in Berlin war eine Reaktion auf die Asienkrise und eine Serie weiterer Finanz- und Währungskrisen in verschiedenen Schwellenländern. Diese Krisen hatten Fehlentwicklungen in den betroffenen Ländern auf verschiedenen währungs-, wirtschafts- und finanzpolitischen Feldern offengelegt. Dies betraf neben dem Umgang mit grenzüberschreitenden Kapitalflüssen beispielsweise auch Fragen zu Währungsreserven, Wechselkurssystemen oder der Verschuldung in fremder Währung.
Auch in den darauffolgenden Jahren standen für die G20 die Stärkung der internationalen Finanzarchitektur und Bewältigung bzw. Vermeidung von Finanzkrisen im Vordergrund. Finanzminister und Notenbankgouverneure waren und sind hierfür zentrale Informations- und Kompetenzträger. Die G20 hat bisher unter anderem bedeutende Anstöße für die Reform der Finanzmarktregulierung gegeben, etwa für größere Kapitalpolster bei Banken. Die von den G20-Gipfeln in Auftrag gegebenen Reformmaßnahmen werden von den nationalen und internationalen Institutionen und Gremien nach und nach umgesetzt.
Finanzarchitektur fortentwickeln
Ein zentrales Thema der G20 stellt darüber hinaus das internationale Währungs- und Finanzsystem und die internationale Finanzarchitektur dar. Hierzu zählen die Fortentwicklung und Reform seiner Institutionen, wobei der Internationale Währungsfonds im Mittelpunkt steht. Dabei geht es um zentrale Fragen wie die Finanzausstattung und Governance des IWF sowie die Gestaltung seiner Instrumente für Finanzhilfen und die Bedingungen für ihre Inanspruchnahme. Für die Bundesbank sind diese Fragen von großer Bedeutung, da sie die Finanzierungsverpflichtungen aus der Mitgliedschaft Deutschlands im IWF trägt.
Eine Schlüsselrolle spielen die Notenbanken auch im Finanzstabilitätsrat (FSB). Die Staats- und Regierungschefs der G20 haben dieses Gremium im Jahr 2009 unter dem Eindruck der Finanzkrise geschaffen. Es ist auf globaler Ebene das zentrale Gremium, das die Vorhaben zur Regulierung des Finanzsystems koordiniert. Der FSB ist angebunden an die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). In beiden Institutionen haben die Zentralbanken bisher stets die Vorsitzenden gestellt.
Bundesbank eigenständiges Mitglied
Die Bundesbank als Notenbank für Deutschland ist eigenständiges G20-Mitglied neben der Bundesregierung. Der Bundesbankpräsident und ein weiteres Vorstandsmitglied als Stellvertreter nehmen an den regelmäßigen Treffen der Finanzminister und Zentralbankgouverneure bzw. ihrer Stellvertreter teil. Diese Zusammenkünfte dienen der Vorbereitung der Währungs- und Finanzthemen des jährlich stattfindenden G20-Gipfels, bei denen die Staats- und Regierungschefs zusammenkommen. Sichtbarstes Ergebnis eines G20-Gipfels sowie der Finanzminister- und Notenbankgouverneurstreffen ist die Abschlusserklärung, das sogenannte Kommuniqué. Dieses beinhaltet neben einer aktuellen Lageeinschätzung auch Vorgaben für die weiteren Arbeiten der Gruppe.