Zwei Arbeiter in einer Autofabrik ©Monty Rakusen / Getty Images

Deutsche Wirtschaftsleistung sinkt wegen Corona stark

Nach ers­ten Be­rech­nun­gen des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes (Destatis) ist die deut­sche Wirt­schaftsleistung im ersten Quartal 2020 um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gesunken. „Das war der stärkste Rückgang seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und der zweitstärkste Rückgang seit der deutschen Vereinigung“, teil­ten die Fach­leu­te in Ber­lin mit. Lediglich im ersten Quartal 2009 sei der Rückgang mit 4,7 Prozent noch stärker gewesen.

Nach An­ga­ben der Sta­tis­ti­ke­rin­nen und Sta­tis­ti­ker ver­zeich­ne­te die deut­sche Wirt­schaft auch im Vergleich zum Vorjahr einen starken Einbruch. Im ersten Quartal 2020 sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent niedriger gewesen.

Bauinvestitionen und Staatskonsum verhindern stärkeren Rückgang

Destatis zu­fol­ge sind vor allem der private Konsum sowie Investitionen, zum Beispiel in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge, spürbar zurückgegangen. Die Industrieproduktion sei im März 2020 nahezu in allen Bereichen stark gesunken. „Am stärksten war die Automobilindustrie betroffen, deren Produktion gegenüber Februar 2020 um fast ein Drittel zurückging“, so die Expertinnen und Experten. Auch die Umsätze im Einzelhandel seien im März stark gesunken, obwohl sie im Lebensmitteleinzelhandel sowie in Apotheken und Drogerien gestiegen seien.

Insgesamt gingen im ersten Quartal sowohl die Exporte als auch die Importe gegenüber dem vierten Quartal 2019 stark zurück. Einzig die Konsumausgaben des Staates und die Investitionen in Bauten hätten einen stärkeren Rückgang verhindert. Im Vergleich zu anderen großen Euro-Ländern ist der Rückgang des deutschen BIP allerdings noch moderat ausgefallen. In Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft im Euroraum, ist das BIP nach ersten Schätzungen um 5,8 Prozent gesunken und in Italien um 4,7 Prozent. Im gesamten Euroraum ist die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 3,8 Prozent geschrumpft.

Erwerbstätigkeit bis Ende März kaum verändert

Laut Destatis veränderte sich die Erwerbstätigkeit in Deutschland im ersten Quartal 2020 kaum. 45 Millionen Menschen seien als erwerbstätig registriert worden, das seien 147.000 Personen (0,3 Prozent) mehr als noch vor einem Jahr gewesen. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie würden sich bisher nur verhalten auf die Zahl der Erwerbstätigen auswirken, auch weil Kurzarbeitende weiterhin als Erwerbstätige zählten, so die Fachleute. Nach den jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit lagen bis Ende April 751.000 Anzeigen auf Kurzarbeit für insgesamt bis zu 10,1 Millionen Beschäftigte vor. Bei anhaltender Kurzarbeit dürfte dem Statistischen Bundesamt zufolge die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen im zweiten Quartal sehr viel ausgeprägter sein.