
Deutsche Wirtschaftsleistung sinkt im vierten Quartal 2024 – Exporte und Industrie bleiben Sorgenkinder
Die deutsche Wirtschaftsleistung sank im vierten Quartal 2024 überraschend deutlich, heißt es im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank. Laut der Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes ging das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um saisonbereinigt 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurück. Vor allem deutlich niedrigere Exporte und eine schwächere Industrie belasteten die Wirtschaft. Die Industrieproduktion ging im Herbst zurück, getrieben durch die Automobilindustrie und die energieintensiven Branchen
, schreiben die Expertinnen und Experten. Ohne diese beiden Bereiche hätte die Produktion leicht zugelegt. Positiv entwickelten sich etwa die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen und Datenverarbeitungsgeräten sowie der seit einigen Jahren expandierende sonstige Fahrzeugbau.
Laut des Berichts konnte die Industrieproduktion im vierten Quartal noch nicht von der Stabilisierung des Auftragseingangs profitieren. Ohne die volatilen Großaufträge seien die Auftragseingänge zwar seit dem Frühjahr leicht angestiegen. Aber dennoch sei die Nachfrage nach deutschen Industrieprodukten weiterhin schwach. Die hohe wirtschaftspolitische Unsicherheit und die mittlerweile sehr niedrige Kapazitätsauslastung belasteten weiterhin die Investitionen und damit die inländische Nachfrage nach Investitionsgütern und Bauleistungen.
Nachfrage, Produktion und Investitionen im Baubereich stabilisieren sich wohl
Die Bauinvestitionen könnten sich den Expertinnen und Experten zufolge nach zwei Quartalen mit Rückgängen zum Jahresende wieder stabilisiert haben. Zumindest legte die Produktion im Hoch- und im Tiefbau erstmals seit dem Winterquartal wieder etwas zu. Zudem hatten sich zuletzt sowohl der Auftragseingang als auch die Baugenehmigungen etwas erholt. So legte der reale Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Mittel von Oktober und November insgesamt merklich gegenüber dem Vorquartal zu. Dennoch kämpfe die Bauwirtschaft insgesamt weiterhin mit einer schwachen Nachfrage. Die immer noch erhöhten Finanzierungskosten stellen für die Branche, insbesondere für den Wohnungsbau, weiterhin einen Belastungsfaktor dar, so die Fachleute.
Privater und staatlicher Konsum steigen
Der private Konsum und die Dienstleister stützten die Wirtschaft wohl auch im Herbstquartal, heißt es im Bericht. Der private Konsum profitierte von Lohnzuwächsen, jedoch zögerten die Verbraucher weiterhin, ihre zusätzlichen Ausgabenspielräume vollständig zu nutzen. Die Fachleute führen die Zurückhaltung nicht zuletzt auf die unsicheren Arbeitsmarktaussichten zurück. Trotzdem zeichneten Indikatoren im vierten Quartal ein positives Bild für den Konsum und die konsumnahen Dienstleistungen. Einzelhandelsumsätze und private Kfz-Zulassungen stiegen und die Umsätze im Gastgewerbe stabilisierten sich.
Arbeitsmarkt im Herbst stabil
Die Beschäftigung blieb im Herbst stabiler, als nach dem Rückgang im Sommer zu erwarten gewesen war, so die Fachleute. Die Beschäftigung verharrte insgesamt auf dem Stand des Vorquartals. Der Beschäftigungsabbau im Produzierenden Gewerbe wurde durch die Einstellungen in einigen Dienstleistungsbereichen ausgeglichen. Die Kurzarbeit erhöhte sich den Fachleuten zufolge seit den Sommerferien etwas. Die Arbeitslosigkeit stieg leicht an. Im Durchschnitt des Jahresschlussquartals 2024 waren saisonbereinigt 2,86 Millionen Personen arbeitslos, rund 48.000 mehr als im dritten Quartal 2024.
Inflationsrate etwas gestiegen
Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) stieg im Durchschnitt der Monate Oktober bis Dezember 2024 um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, nach 2,2 Prozent im Sommerquartal. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) erhöhte sich im Vorjahresvergleich etwas auf 3,2 Prozent.
Im Jahresdurchschnitt 2024 sank die Inflationsrate erheblich auf 2,5 Prozent, nachdem sie 2023 noch 6,0 Prozent betragen hatte. Vor allem der Preisauftrieb bei Waren ließ kräftig nach, heißt es im Bericht. Die Teuerungsrate bei Nahrungsmitteln entsprach 2024 mit 2,8 Prozent nahezu dem historischen Durchschnitt. Bei Industriegütern ohne Energie sank die Teuerungsrate auf 1,5 Prozent und näherte sich ebenfalls dem historischen Mittel. Lediglich der Preisanstieg bei Dienstleistungen war mit 4,3 Prozent weiterhin ungewöhnlich hoch. Für die nächsten Monate erwarten die Fachleute eine sinkende Inflationsrate, bevor sie ab Mitte des Jahres vorübergehend wieder steigen könnte.
Anfang 2025 könnte die deutsche Wirtschaft etwas wachsen
Im ersten Quartal 2025 könnte die deutsche Wirtschaft laut der Expertinnen und Experten trotz anhaltend schwacher konjunktureller Grundtendenz geringfügig zulegen. Die Industrie könnte im Winterquartal weniger als bisher dämpfen und der Bausektor etwa auf dem Stand des Vorquartals verharren. Zwar belasten Faktoren wie eine hohe Unsicherheit, erhöhte Finanzierungskosten und eine geringe Auslastung nach wie vor die Investitionen. Allerdings erholte sich die Nachfrage gemessen am Auftragseingang in beiden Sektoren zuletzt etwas. Die Exporte könnten sich weniger ungünstig entwickeln, insbesondere falls es wegen drohender US-Zölle zu Vorzieheffekten kommt. Der private Konsum und vor allem die Dienstleister dürften die Wirtschaft weiter stützen.