Deutsche Wirtschaftsleistung dürfte im zweiten Quartal 2023 wieder leicht ansteigen
Im zweiten Quartal 2023 dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung wieder leicht ansteigen
, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht für Mai. Der Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes von Ende April 2023 zufolge blieb das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal saisonbereinigt unverändert. Die hohe Inflation belastete den privaten Konsum und die konsumnahen Dienstleister. Dagegen gaben nachlassende Lieferengpässe und verringerte Energiepreise der Industrie einen Schub. Die milde Witterung begünstigte den Bau.
Arbeitsmarkt bleibt robust, trotz leicht gestiegener Arbeitslosenrate
Am Arbeitsmarkt setzte sich der deutliche Beschäftigungsanstieg aus dem Herbst im Winterquartal 2023 fort
, so die Fachleute der Bundesbank. Die Frühindikatoren lassen in den nächsten Monaten eher geringe Verbesserungen am ansonsten nach wie vor robusten Arbeitsmarkt erwarten.
Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich in den Monaten März und April insgesamt um 43.000 Personen, die entsprechende Quote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent. Im April erfasste die Bundesagentur für Arbeit (BA) 2,57 Millionen Personen als arbeitslos, rund 276.000 mehr als im April 2022. Zum Anstieg der Arbeitslosigkeit trug die schwache Konjunktur in einigen Wirtschaftsbereichen sowie der hohe Zuzug von Geflüchteten, zum Beispiel aus der Ukraine, bei. Die Fachleute der Bundesbank schätzen die Aussichten für den Arbeitsmarkt zwar insgesamt als leicht positiv ein, weisen aber darauf hin, dass sich diese in den vergangenen Monaten nicht weiter aufgehellt haben.
Die Teuerung hinterlässt mehr und mehr Spuren in den Lohnsteigerungen
Die Tarifverdienste unter Berücksichtigung der Nebenvereinbarungen stiegen im ersten Quartal um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, nach 2,0 Prozent zuvor. Die jüngsten Tarifabschlüsse übertrafen die vereinbarten Lohnsteigerungen des vergangenen Jahres. Angesichts hoher Inflation, robuster Arbeitsmarktlage und der erwarteten konjunkturellen Verbesserung ist auch in den kommenden Monaten mit hohen Lohnabschlüssen zu rechnen
, schätzen die Fachleute die weiteren Entwicklungen ein.
Die mittlerweile breit angelegte und recht hartnäckige Teuerung hinterlässt mehr und mehr ihre Spuren in den Lohnsteigerungen. So wird die Möglichkeit zur Zahlung der Inflationsausgleichsprämien auch in nicht-tarifgebundenen Bereichen verstärkt ausgeschöpft. Mit Blick auf die laufenden Tarifrunden begünstigen die erwartete Konjunkturverbesserung und die gesunkene Unsicherheit hinsichtlich der Energieversorgung die Bestrebungen, die bisherigen Reallohnverluste stärker als bislang auszugleichen. Es spricht vieles dafür, dass die Unternehmen im Jahresverlauf die gestiegenen Lohnkosten zum Teil in die Preise überwälzen werden
, heißt es im Monatsbericht der Bundesbank.
Die Verbraucherpreise (HVPI) stiegen zu Jahresbeginn weniger stark als in den Quartalen zuvor. Im Durchschnitt der Monate Januar bis März 2023 erhöhten sie sich saisonbereinigt um 0,9 Prozent, nach 2,6 Prozent im Herbst. In der Vorjahresbetrachtung ging die Inflationsrate im ersten Quartal 2023 von 10,8 Prozent auf 8,8 Prozent zurück. Ausschlaggebend hierfür waren die binnen Jahresfrist weniger stark gestiegenen Energiepreise. Ein ganz anderes Bild zeigt sich jedoch weiterhin bei Nahrungsmitteln, die sich kräftig verteuerten. Ohne volatile Komponenten wie Energie, Nahrungsmittel, Reisedienstleistungen und Bekleidung gerechnet zog die Teuerungsrate im Frühjahr deutlich von 5,0 Prozent auf 5,8 Prozent an. Sie lag damit oberhalb der Kernrate (5,5 Prozent), die sich ohne die Preise für Energie und Nahrungsmittel ergibt. Angesichts der nach wie vor hohen Preissteigerungen, insbesondere bei Lebensmitteln, dürfte die Inflation für die kommenden Monate nur langsam zurückgehen.
Für zweites Quartal 2023 leichter BIP-Anstieg erwartet
Die Expertinnen und Experten der Bundesbank gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2023 wieder leicht ansteigen dürfte. Nachlassende Lieferengpässe, das hohe Auftragspolster und die gesunkenen Energiepreise begünstigen die Fortsetzung der Erholung in der Industrie. Die realen Netto-Einkommen der privaten Haushalte sollten aufgrund der kräftigen Lohnsteigerungen trotz weiter hoher Inflation zumindest nicht weiter sinken. Der private Konsum dürfte daher stagnieren.