Deutsche Wirtschaft wächst moderat
Die deutsche Wirtschaft ist im Winterquartal 2019 moderat gewachsen. Die immer noch positive Entwicklung war allerdings nach Einschätzung der Bundesbank zu einem erheblichen Teil auf Sondereffekte zurückzuführen: So profitierte etwa die ohnehin boomende Baubranche zusätzlich von der günstigen Witterung im Februar, heißt es im aktuellen Monatsbericht April. Zudem habe der private Verbrauch die Schwächephase des zweiten Halbjahres 2018 hinter sich gelassen, was sich in den jüngst deutlich gestiegenen Umsätzen im Einzelhandel widerspiegelt. Offenbar holten die Verbraucherinnen und Verbraucher auch Neuwagenkäufe nach, die sie im Herbst aufgrund des begrenzten Modell-Angebots verschoben hatten, heißt es in dem Bericht. Damals litt die Automobilindustrie unter Schwierigkeiten mit der Einführung eines neuen Emissionstestverfahrens (Worldwide harmonised Light Vehicles Test Procedure – WLTP).
Ohne die Sondereinflüsse bleibe die konjunkturelle Grundtendenz der deutschen Wirtschaft allerdings verhalten, schreiben die Bundesbank-Fachleute. Sie führen dies vor allem auf den anhaltenden Abschwung in der Industrie zurück: „Hier sind die Auftragseingänge zuletzt regelrecht eingebrochen und die Stimmung der Unternehmen hat sich laut ifo Institut weiter deutlich eingetrübt.“
Industrieproduktion fehlt Schwung
So blieb die industrielle Erzeugung im Februar ohne Schwung. Im Vormonatsvergleich verringerte sie sich saisonbereinigt leicht um ¼ Prozent. Besonders deutliche Produktionseinbußen mussten die deutschen Maschinenbauer verkraften, heißt es im Bericht. Im Mittel der Monate Januar und Februar lag ihre Produktion um ½ Prozent unter dem Vorquartal. Auch die Kfz-Produktion war gegenüber dem Vorquartalsstand rückläufig.
Der Auftragseingang in der deutschen Industrie erlitt im Februar 2019 einen starken Rückschlag. Gegenüber dem Vormonat brach er saisonbereinigt um 4 ¼ Prozent ein. Im Januar und Februar zusammengenommen unterschritt er den Orderzufluss gegenüber dem Vorquartal ebenfalls kräftig (– 3 ¾ Prozent). Besonders stark ging die Nachfrage nach deutschen Produkten in Drittstaaten außerhalb des Euroraums zurück (– 6 ½ Prozent). Dies betraf vor allem die Aufträge für Kraftfahrzeuge (– 13 ¼ Prozent). Für positive Impulse sorgten hingegen die Kfz-Bestellungen in den Ländern des Euroraums (+ 6 Prozent) und im Inland (+ 3 ¼ Prozent). Diese Zuwächse dürften laut Monatsbericht im Zusammenhang mit den WLTP-bedingten Aufholeffekten stehen. Insgesamt gingen die Aufträge aus dem Euro-Währungsgebiet kräftig um 4 ½ Prozent zurück, die inländischen Aufträge verringerten sich um 1 Prozent.
Die deutsche Industrie setze im Februar 2019 deutlich weniger um. Die nominalen Umsätze sanken saisonbereinigt um 1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im Durchschnitt der Monate Januar und Februar legten sie gegenüber dem vierten Quartal 2018 allerdings kräftig zu (+ 1 ¼ Prozent).
Hervorragende Baukonjunktur
Die Produktion im Baugewerbe stieg im Februar 2019 sehr stark an. Gegenüber dem Vormonat legte sie saisonbereinigt um 6 ¾ Prozent zu. „Dieser Anstieg dürfte allerdings vor allem der besonders günstigen Witterung im Berichtsmonat zu verdanken sein“, schreiben die Bundesbank-Fachleute. Im Mittel der Monate Januar und Februar legte die Bauproduktion gegenüber dem Vorquartal ebenfalls erheblich zu (+ 4 ¼ Prozent). Auch abgesehen von positiven Wettereinflüssen rechnet die Bundesbank mit einer Fortsetzung der regen Baukonjunktur in Deutschland. So sei der Orderzufluss im Bauhauptgewerbe im Januar 2019 gegenüber dem ausgesprochen starken Vorquartal sogar noch leicht gestiegen (+ ¼ Prozent). Die hervorragende Baukonjunktur habe sich auch in der Geräteauslastung der Branche niedergeschlagen, die laut Angaben des ifo Instituts im März ein neues Rekordhoch erklommen habe.
Robuster Arbeitsmarkt
Nach Einschätzung der Bundesbank-Ökonominnen und -Ökonomen erweist sich der Arbeitsmarkt bislang als sehr robust gegenüber der konjunkturellen Abkühlung. Im Februar wuchs die Beschäftigung zwar weniger stark als im Januar, aber immer noch erheblich. Saisonbereinigt lag die Zahl der Erwerbstätigen um 39.000 Personen über dem Vormonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat war sie 1,1 Prozent höher. Die registrierte Arbeitslosigkeit ging im März saisonbereinigt nur wenig zurück. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 4,9 Prozent.