Deutsche Wirtschaft: Wachstumspause im Sommerquartal
Der konjunkturelle Aufschwung der deutschen Wirtschaft ist grundsätzlich intakt, er könnte aber im Sommerquartal 2018 vorübergehend zum Erliegen gekommen sein. Wie die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht schreibt, lag das vor allem an erheblichen Produktionsrückgängen bei Kfz-Herstellern. Außerdem legte das boomende Baugewerbe laut den Expertinnen und Experten der Bundesbank nach dem kräftigen Zuwachs im Frühjahr voraussichtlich einen langsameren Gang ein. Auch die Umsätze im Einzelhandel seien nach bislang vorliegenden Angaben recht verhalten gewesen.
Die Fachleute gehen davon aus, dass die Wachstumspause nicht von langer Dauer sein wird: "Die Schwierigkeiten in der Automobilbranche sollten bald überwunden sein. So stiegen die Geschäftserwartungen in diesem Sektor zuletzt wieder deutlich an", heißt es im Monatsbericht. Laut ifo Institut hellte sich auch insgesamt das Geschäftsklima in Deutschland im dritten Quartal merklich auf. Daher rechnet die Bundesbank bereits im laufenden Quartal wieder mit einer deutlichen Expansion der Wirtschaftsleistung.
Produktionseinbruch in der Kfz-Branche
Die Industrieerzeugung gab im Mittel der Monate Juli und August gegenüber dem Frühjahrsquartal kräftig nach (–1½ Prozent). Ausschlaggebend hierfür war ein ganz erheblicher Produktionseinbruch in der Kfz-Branche um 9 Prozent. Eine maßgebliche Rolle spielten dabei Probleme im Zusammenhang mit der Umstellung auf ein neues, EU-weit einheitliches und verbindliches Emissionstestverfahren für neu zugelassene Fahrzeuge. "Die damit verbundenen zeitweisen Produktionsausfälle hinterließen tiefe Bremsspuren bei der industriellen Erzeugung", schreiben die Fachleute. Ohne den Automobilsektor gerechnet behielt gemäß Bericht die industrielle Erzeugung jedoch den Stand des Vorquartals bei, obwohl über Lieferketten auch andere Branchen von dem Einbruch im Kraftfahrzeugbereich betroffen waren.
Bauproduktion erheblich zurückgegangen
Die Produktion im Baugewerbe gab im August 2018 saisonbereinigt im Vormonatsvergleich kräftig nach (–1¾ Prozent). Im Mittel der Monate Juli und August änderte sie sich im Vergleich zum starken zweiten Quartal kaum. Die Ökonominnen und Ökonomen der Bundesbank gehen dennoch davon aus, dass der Bauboom in Deutschland weiterhin anhält. Dies signalisiere auch die Beurteilung der Geschäftslage im Bauhauptgewerbe, die während der Sommermonate mehrmals die bis dahin erreichten Rekordstände hinter sich ließ.
Dem Bericht zufolge erhöhte sich der Umfang der Beschäftigung im August saisonbereinigt vergleichsweise moderat. Die Erwerbstätigkeit stieg in erster Linie dank einer starken Zunahme sozialversicherungspflichtiger Stellen. Einen erheblichen Rückgang gab es dagegen bei der Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten wie auch der Selbständigen.
Arbeitslosigkeit kräftig gesunken
Die Arbeitslosigkeit ging im September saisonbereinigt stärker zurück als in den Sommerferienmonaten. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozent auf 5,1 Prozent. Ein Teil des recht kräftigen Rückgangs könnte aus Sicht der Expertinnen und Experten auch damit in Zusammenhang stehen, dass nach dem Ende der Sommerferien arbeitsmarktpolitische Maßnahmen ausgeweitet wurden.
Rohöl deutlich teurer
Die Rohölpreise zogen im September vor dem Hintergrund geopolitischer Unsicherheiten sowie einer langsameren Ausweitung der Förderung spürbar an. Im Vergleich zum Vormonat notierten sie um knapp 8 Prozent höher, im Vergleich zum Vorjahr waren es fast 45 Prozent.
Infolge der höheren Rohölpreise verteuerte sich Energie deutlich. Auch die Preise für Nahrungsmittel, Industriegüter und Dienstleistungen stiegen im Vergleich zum Vormonat spürbar. Insgesamt zogen die Verbraucherpreise (HVPI) im September daher kräftig um saisonbereinigt 0,5 Prozent an.