Deutsche Wirtschaft setzt Erholung trotz angebotsseitiger Engpässe fort
„Die deutsche Wirtschaft setzte im Sommer 2021 die im Frühjahr begonnene Erholung mit erhöhtem Tempo fort“
, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. Besonders der private Verbrauch und die Dienstleistungen hätten stark zulegen können. „Insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal kräftiger ansteigen als im Frühjahr“
, so die Fachleute. Damals hatte sie um 1,6 Prozent gegenüber dem ersten Quartal zulegen können. Den Vorkrisenstand aus dem vierten Quartal 2019 wird sie aufgrund der angebotsseitigen Schwierigkeiten in der Industrie jedoch im Sommer wohl noch nicht wieder erreichen, schätzt die Bundesbank.
Lieferengpässe bremsen die Industrieproduktion
Nach Angaben der Bundesbank hielten die Lieferengpässe bei Vorprodukten in der Industrie weiter an. „Dies hatte zur Folge, dass das Produktionsniveau weiterhin erheblich hinter der starken Nachfrage zurückblieb“
, schreiben die Volkswirtinnen und Volkswirte. Die Industrieproduktion sei zwar im Juli zum ersten Mal seit vier Monaten wieder angestiegen, dies könne man aber weitgehend auf die Lage der Sommerferien zurückführen. Der Auftragseingang in der Industrie hätte im Juli gegenüber dem Frühjahrsquartal saisonbereinigt kräftig (+ 5 ¼ Prozent) zugelegt, insbesondere aufgrund von Großaufträgen. Die Nachfrage nach deutschen Industrieerzeugnissen habe im Juli ihr Vorkrisenniveau vom vierten Quartal 2019 um satte 18 Prozent überschritten. Die Industrieproduktion sei dagegen um 3 ½ Prozent hinter ihrem Vorkrisenniveau zurückgeblieben, schreiben die Expertinnen und Experten.
Starker Anstieg der Beschäftigung
„Der Arbeitsmarkt erholt sich seit Juni außerordentlich kräftig“
, heißt es im Monatsbericht. Die Erwerbstätigkeit sei im Juli saisonbereinigt um 100 000 Personen gestiegen, nach einer ähnlich starken Zunahme im Juni. Insbesondere sozialversicherungspflichtige Stellen seien im Juni besetzt worden, damit habe die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bereits ihren Vorkrisenstand übertroffen. Auch die konjunkturelle Kurzarbeit sei zügig gesunken: Der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer in konjunktureller Kurzarbeit sei im Juni auf unter 5 Prozent zurückgegangen und damit auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Pandemie. Mit einem Rückgang der registrierten Arbeitslosigkeit im August um 53.000 Personen gegenüber dem Vormonat habe sich die Arbeitslosenquote saisonbereinigt auf 5,5 Prozent vermindert. Nach Einschätzung der Bundesbank dürfte die Arbeitslosigkeit in den nächsten drei Monaten weiter stark sinken.
Verbraucherpreise steigen weiter deutlich
„Der saisonbereinigte Anstieg der Verbraucherpreise fiel im August gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) mit 0,2 Prozent nicht mehr ganz so kräftig aus wie in den Monaten zuvor“
, schreibt die Bundesbank. Grund sei, dass sich die Verteuerung bei Energie, Nahrungsmitteln und Industrieerzeugnissen ohne Energie abgeschwächt habe. Dagegen habe sich bei den Dienstleistungen der kräftige Preisauftrieb fortgesetzt. Gegenüber dem Vorjahr habe sich der HVPI insgesamt von 3,1 Prozent auf 3,4 Prozent und ohne Energie und Nahrungsmittel von 1,8 Prozent auf 2,1 Prozent erhöht. „Aus heutiger Sicht sind ab September bis zum Jahresende vorübergehend Raten zwischen 4 Prozent und 5 Prozent möglich“
, so die Einschätzung der Fachleute. Ein Grund dafür sei der Basiseffekt der temporären Mehrwertsteuersenkung im Vorjahr. Die Ökonominnen und Ökonomen gehen davon aus, dass die Teuerung Anfang 2022 zwar spürbar nachlassen wird, aber bis zur Jahresmitte noch bei über 2 Prozent liegen wird.