Deutsche Wirtschaft nach historischem Einbruch auf Erholungskurs

Die Coronavirus-Pandemie verursachte einen historischen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland, schreibt die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im zweiten Vierteljahr 2020 laut Statistischem Bundesamt gegenüber dem Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 10,1 Prozent gesunken. Der Absturz der wirtschaftlichen Aktivität sei nicht nur in einer beispiellosen Tiefe, sondern aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auch mit einer zuvor nicht beobachteten Geschwindigkeit erfolgt, so die Bundesbank in ihrem Bericht.  

Gegenwärtig befinde sich die Wirtschaft jedoch auf Erholungskurs und dürfe im Sommerquartal kräftig wachsen. Bereits im Mai habe nach ersten Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen die wirtschaftliche Erholung eingesetzt. „Das aktuelle Indikatorenbild deutet darauf hin, dass sich diese Aufwärtsbewegung während der Sommermonate fortsetzt“, schreiben die Bundesbank-Fachleute. Die expansiven geld- und finanzpolitischen Maßnahmen, wie das von der Bundesregierung zuletzt beschlossene Konjunkturpaket, wirkten dabei als zusätzliche Konjunkturstütze. Allerdings geben die Bundesbank-Fachleute zu bedenken, dass die deutsche Wirtschaft das Vorkrisenniveau noch für geraume Zeit erheblich verfehlen wird.

Privater Konsum massiv gefallen

Der private Konsum dürfte im zweiten Quartal massiv zurückgegangen sein, heißt es im Monatsbericht. Besonders stark seien die Konsumausgaben in den von den vorübergehenden Kontaktbeschränkungen und Unsicherheiten betroffenen Bereichen gesunken. Dazu zähle allen voran das Gastgewerbe. Hier sei der reale Umsatz im Mittel von April und Mai gegenüber dem Winterquartal um knapp zwei Drittel eingebrochen. Auch bei Neuwagenkäufen hielten sich die Kunden zurück. Die Pkw-Zulassungen seien im Frühjahr um gut ein Drittel gegenüber dem Vorquartalsstand gesunken. Zudem gehen die Expertinnen und Experten von einem dramatischen Rückgang der privaten Ausgaben im Reiseverkehr sowie für andere freizeit- und kulturbezogene Dienstleistungen aus. Dagegen hätten sich die realen Umsätze im Einzelhandel im Laufe der Corona-Krise sehr robust gezeigt. Zwar sei der Absatz im stationären Handel mit Textilien, Bekleidung und Schuhen aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung abrupt und massiv eingebrochen. Die Umsätze im Internet- und Versandhandel sowie der Verkauf von Lebensmitteln und Getränken hätten sich jedoch ausgeweitet.

Kurzarbeit dämpft Auswirkungen auf Arbeitslosigkeit und Beschäftigung

„Die Corona-Krise zog den Arbeitsmarkt im Frühjahr erheblich in Mitleidenschaft“, schreibt die Bundesbank. Die Beschäftigung sei im Verlauf des Berichtsquartals kräftig gesunken und die Arbeitslosigkeit rasant gestiegen. „Gemessen an der Tiefe des wirtschaftlichen Einbruchs waren diese Anpassungen jedoch eher moderat.“ Dies führen die Fachleute insbesondere darauf zurück, dass die Arbeitszeit massiv eingeschränkt wurde. Der weitverbreitete Einsatz von Kurzarbeit hätte sowohl Beschäftigungsstand als auch Einkommen stabilisiert. Im Mai hatten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) 6,7 Millionen Personen Kurzarbeit in Anspruch genommen, dies entsprach jedem fünften sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Zudem sei der durchschnittliche Arbeitszeitausfall mit 44 Prozent weiterhin vergleichsweise hoch gewesen. Das ausgefallene Arbeitsvolumen hätte damit 2,9 Millionen Vollzeitbeschäftigen entsprochen.

Die durch die Corona-Krise hervorgerufene Zunahme der Arbeitslosigkeit habe sich zuletzt nicht mehr fortgesetzt. Zwar hätte die Zahl der registrierten Arbeitslosen im April und Mai noch sprunghaft zugenommen, aber bereits im Juni sei der Anstieg deutlich abgeflacht. Im Juli seien 2,92 Millionen Personen arbeitslos gemeldet gewesen und damit 659.000 mehr als im März, dessen Wert noch nicht wesentlich von der Pandemie beeinflusst gewesen sei. Dies entspräche einem Anstieg der entsprechenden Quote um 1,4 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent.