Deutsche Wirtschaft Mitte März eingebrochen
Ein neuer wöchentlicher Aktivitätsindex (WAI) der Bundesbank soll die realwirtschaftliche Aktivität in Deutschland möglichst zeitnah erfassen. Gemessen am WAI lag die Wirtschaftsaktivität zwischen dem 16. März und dem 14. Juni um 7,4 Prozent unter der Aktivität zwischen dem 16. Dezember 2019 und dem 15. März 2020. Schätzt man auf Basis des WAI die Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP), lag diese für die 13 Wochen bis zum 14. Juni gegenüber den vorangegangenen 13 Wochen bei -7,78 Prozent. Die Coronavirus-Pandemie und die zu ihrer Eindämmung ergriffenen Maßnahmen ließen die deutsche Wirtschaft demnach seit Mitte März regelrecht einbrechen.
Der WAI ist ein Index, der als Kombination aus mehreren wöchentlich erfassten und schnell verfügbaren Indikatoren berechnet wird. Er ist also nicht mit dem vierteljährlichen BIP gleichzusetzen. Der Index schwankt um seinen langfristigen Mittelwert, der konstruktionsbedingt (die Daten werden „standardisiert“) bei null liegt. Folglich weisen positive Werte auf eine überdurchschnittlich stark steigende realwirtschaftliche Aktivität hin, während negative Werte eine unterdurchschnittliche Steigerung oder ein Sinken der Wirtschaftsleistung andeuten. Der WAI gibt somit die „trendbereinigte“ Wachstumsrate der an ihm gemessenen wirtschaftlichen Aktivität in den letzten 13 Wochen (beispielsweise Durchschnitt von Kalenderwoche 14 bis Kalenderwoche 26) gegenüber den vorletzten 13 Wochen (Durchschnitt von Kalenderwoche 1 bis Kalenderwoche 13) an. Der Index wird jeden Montag aktualisiert. Dabei verschieben sich die betrachteten Zeiträume stets um eine Woche. Als nützliches Nebenprodukt lässt sich vom WAI eine entsprechend zu interpretierende Schätzung für das BIP-Wachstum ableiten.
WAI beinhaltet Indikatoren verschiedener Wirtschaftsbereiche
Die Indikatoren decken neben einem hinreichenden Erklärungsgehalt in Bezug auf die wirtschaftliche Aktivität verschiedene Wirtschaftsbereiche ab. So erfassen der Stromverbrauch und der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex den Bereich Produktion beziehungsweise Handel. Die weltweite Anzahl an Flügen stellt einen Bezug zur globalen Aktivität her. Die aus Google-Suchanfragen zu den Begriffen „Arbeitslosigkeit“, „Kurzarbeit“ und „Staatshilfe“ gewonnenen Indikatoren beziehen sich auf den Arbeitsmarkt beziehungsweise staatliche Hilfsmaßnahmen. Das Passantenaufkommen auf großen Einkaufsstraßen bildet einen Teil des Konsumverhaltens ab, ein aus Verbraucherumfragen errechneter Index misst einen Teil der Konsumentenstimmung und die Luftverschmutzung (Stickstoffdioxid-Konzentration in der Luft) dient als Kennzahl für den Bereich Mobilität. Schließlich fließen zusätzlich die monatliche Industrieproduktion sowie das vierteljährliche BIP in den WAI ein.