Deutsche Wirtschaft im Frühjahr weiter kraftvoll gewachsen
Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal erneut mit hohem Tempo gewachsen. Wie aus dem jüngsten Monatsbericht der Bundesbank hervorgeht, stieg das Bruttoinlandsprodukt seit Jahresbeginn damit erheblich stärker als das Produktionspotenzial. "Die ohnehin schon merklich überdurchschnittliche Auslastung der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten nahm noch spürbar zu"
, heißt es im Bericht. Nach ersten Angaben des Statistischen Bundesamtes wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Frühjahr saison- und kalenderbereinigt um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorzeitraum, verglichen mit 0,7 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres.
Wie schon im Winterquartal war das kräftige Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal vor allem dem lebhaften Aufschwung in der Industrie und im Bau zuzuschreiben. So schwenkte dem Bericht zufolge die Industrieproduktion mit dem Jahreswechsel auf einen deutlichen Expansionspfad ein. Dies habe auch auf unternehmensnahe Dienstleistungsbranchen ausgestrahlt, beispielsweise den Großhandel. Im Bausektor hielt laut Monatsbericht die Hochkonjunktur an und die Produktion konnte nochmals erheblich gesteigert werden.
Stärker als prognostiziertes Wachstum möglich
Auch im laufenden Vierteljahr dürfte die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung der Bundesbank mit viel Schwung zulegen. Dafür sprechen dem Monatsbericht zufolge die ausgesprochen gute Stimmung sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Verbrauchern und die gute Auftragslage der Industrie. Das konjunkturelle Grundtempo, das bereits im vergangenen Jahr dank der guten konjunkturellen Entwicklung im Inland recht kräftig ausfiel, habe sich mit dem günstigeren außenwirtschaftlichen Umfeld zuletzt noch weiter verstärkt, heißt es im Bericht. "Insgesamt könnte der
BIP-Zuwachs im laufenden Jahr sogar noch etwas stärker ausfallen als in der Juni-Projektion erwartet"
, schreiben die Ökonominnen und Ökonomen. Anfang Juni hatte die Bundesbank für 2017 einen Anstieg des kalenderbereinigten BIP von 1,9 Prozent prognostiziert.
Günstige Beschäftigungslage
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt schätzen die Expertinnen und Experten als anhaltend sehr günstig ein. In den Frühjahrsmonaten expandierte die Erwerbstätigkeit deutlich, wenngleich das außerordentlich hohe Tempo des Winterhalbjahres 2016 / 2017 nicht erreicht wurde. Die Aussichten für die nächsten Monate bleiben dem Monatsbericht zufolge günstig. Die Löhne stiegen der Bundesbank zufolge dagegen im Frühjahr 2017 trotz der guten Arbeitsmarktsituation und der günstigen Konjunkturlage nur verhalten.
Deutliches Wirtschaftswachstum im Euroraum
Auch im Euroraum setzt sich der Bundesbank zufolge der konjunkturelle Aufschwung fort. Demnach erhöhte sich wie bereits im Winterhalbjahr die Wirtschaftsleistung im Frühjahrsquartal deutlich. "Die gute Stimmung unter privaten Haushalten und Unternehmen verspricht eine Fortsetzung der konjunkturellen Aufwärtsbewegung"
, heißt es im Monatsbericht. Nach Angaben von Eurostat erhöhte sich im zweiten Quartal das reale BIP im Euroraum saisonbereinigt um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Im Vorjahresvergleich ergibt sich ein Plus von 2,2 Prozent.
Binnenwirtschaft treibt zunehmend Erholung
Im jüngsten Monatsbericht beschäftigt sich die Bundesbank außerdem mit der Bedeutung von Impulsen der Außen- und Binnenwirtschaft für den seit nunmehr vier Jahren anhaltenden Konjunkturaufschwung im Euroraum. Dazu analysieren die Ökonominnen und Ökonomen auf zwei verschiedenen Wegen die unterschiedlichen Triebkräfte des Wirtschaftswachstums. Beide Berechnungen legen nahe, dass die gesamtwirtschaftliche Expansion im Euroraum in den vergangenen Jahren zunehmend von der Binnennachfrage getragen wurde. Hinter der Wachstumsverstärkung im Winterhalbjahr 2016/2017 standen nach Erkenntnis der Fachleute aber die Exporte, wie aus einer modifizierten Wachstumszerlegung deutlich werde.
Stabiles Grundtempo der Weltwirtschaft
Der Monatsbericht geht auch auf die globale konjunkturelle Entwicklung ein. Demnach bestätigte sich das Bild einer gefestigten Weltkonjunktur. So dürfte die globale Wirtschaftsleistung laut Bundesbank im zweiten Quartal 2017 deutlich gestiegen sein. Die Wachstumsdelle zu Jahresbeginn war nach Einschätzung der Expertinnen und Experten nicht so ausgeprägt wie zunächst vermutet. Für die Sommermonate rechnet die Bundesbank mit einem stabilen Grundtempo der Weltwirtschaft.