Autotransport mit dem Güterzug ©EKH-Pictures / Adobe Stock

Deutsche Wirtschaft erholt sich nur langsam

Die deutsche Wirtschaft legte im Frühjahr wohl ein wenig langsamer zu als erwartet, schreibt die Bundesbank im aktuellen Monatsbericht. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte im zweiten Quartal nur leicht gestiegen sein. Die zwischenzeitlichen Hoffnungen auf ein Ende der Schwäche der Industriekonjunktur seien nicht erfüllt worden, denn die Industrieproduktion ging im Mai kräftig zurück. Mit Ausnahme der Hersteller von Kfz und Kfz-Teilen, die ihre Produktion kräftig ausweiten konnten, war der Rückgang über die Branchen breit verteilt. Ein Plus bei der Produktion konnten die energieintensiven Wirtschaftszweige verzeichnen, auch wenn das Produktionsniveau weiterhin erheblich unter den Ständen von vor dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine lag. Insgesamt aber dürfte die Industrie die Konjunktur im zweiten Quartal gebremst haben, heißt es in dem Bericht weiter.

Dagegen habe sich die Belebung im Dienstleistungssektor wohl fortgesetzt, auch gestützt durch den privaten Konsum. Zwar liegen Produktionsdatendaten für den Dienstleistungssektor nur bis März vor, jedoch zeigen die für das gesamte zweite Quartal vorliegenden Stimmungsindikatoren (vom ifo Institut und S&P Global) spürbar zufriedenere Dienstleister.

Arbeitsmarkt tritt auf der Stelle

Die schwache Konjunktur führt in Kombination mit der starken Zuwanderung aktuell dazu, dass sowohl die Beschäftigung als auch die Arbeitslosigkeit in Deutschland leicht steigen, schreiben die Fachleute. Allerdings waren es zumeist Dienstleistungszweige, wie zum Beispiel der Gesundheits- und Pflegebereich, die Bildung und die Energie- und Wasserversorgung, die spürbar mehr Personal einstellten. Hingegen reichten die konjunkturellen Impulse nicht aus, um die Erwerbstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe und am Bau unverändert zu lassen. Die Zahl der Erwerbspersonen insgesamt erhöhte sich laut Bericht im Mai saisonbereinigt um 20.000 Personen. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosigkeit im Juni auf 2,78 Millionen Personen, rund 18.000 mehr als im Mai. Die entsprechende Quote erhöhte sich leicht auf 6,0 Prozent. Mit Blick auf die Frühindikatoren rechnen die Expertinnen und Experten in den nächsten Monaten mit einem weiterhin leichten Beschäftigungsanstieg und einer etwas langsamer steigenden Arbeitslosigkeit.

Inflationsrate sank im Juni wieder leicht

Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) stieg im Juni saisonbereinigt nur noch um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat, nach 0,2 Prozent im Mai, heißt es im Monatsbericht. Während die erneut günstigeren Preise für Energie dämpfend wirkten, verteuerten sich die Nahrungsmittel deutlich, und auch die Industriegüter ohne Energie zogen wieder leicht an. In der Vorjahresbetrachtung fiel die Teuerungsrate merklich, von 2,8 Prozent im Mai auf 2,5 Prozent im Juni. Die Fachleute rechnen in den kommenden Monaten mit einer schwankenden aber in der Tendenz nicht weiter sinkenden Inflationsrate.

Bundesbank erwartet weitere leichte Aufwärtsbewegung 

Im dritten Quartal dürfte sich die Konjunktur nach Einschätzung der Fachleute etwas festigen. Sie gehen davon aus, dass der private Konsum etwas mehr Fahrt aufnimmt. Kräftig steigende Löhne, nachlassende Inflation und ein robuster Arbeitsmarkt dürften die Konsumlaune der Verbraucherinnen und Verbraucher weiter stützen. Diese Einschätzung deckt sich auch mit den Erwartungen der Einzelhändler und Dienstleister: Die Ergebnisse der Umfragen des ifo Institutes zu den Geschäftserwartungen hellten sich im Juni spürbar auf. Allerdings dürfte sich die Industriekonjunktur aufgrund der Nachfrageschwäche nur zögerlich verbessern. Daher könnte das BIP-Wachstum aus heutiger Perspektive auch im dritten Quartal ein wenig hinter den Erwartungen aus der Deutschland-Prognose der Bundesbank vom Juni zurückbleiben, schreiben die Autorinnen und Autoren.