Deutsche Wirtschaft erholt sich kräftig
„Die deutsche Wirtschaftsleistung nahm im zweiten Quartal 2021 wohl wieder kräftig zu“
, heißt es im jüngsten Monatsbericht der Bundesbank. Die Fachleute gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft damit den herben Rückschlag, den sie im Winterquartal aufgrund der umfassenden Pandemie-Schutzmaßnahmen erlitten hatte, in etwa wettmachen konnte. Insbesondere der Dienstleistungssektor habe zu der kräftigen Erholung beigetragen. Hier hätten die im Zuge der gesunkenen Corona-Inzidenz ermöglichten Lockerungen der Einschränkungsmaßnahmen ab Mai zu deutlich stärkerer Aktivität geführt.
Engpässe belasten Industrie und Baubranche
Dagegen hätten anhaltende Lieferengpässe bei Vorprodukten die Industrieproduktion gebremst, heißt es im Monatsbericht. Sie habe sich im Mittel der Monate April und Mai saison- und kalenderbereinigt um ¾ Prozent gegenüber dem Winterquartal verringert. Insbesondere in der Automobilindustrie sei es deshalb zu erheblichen Einbußen bei der Fertigung gekommen. Hier habe der Rückgang beträchtliche 9½ Prozent betragen. Auch im Bausektor führten nach Umfragen des ifo Instituts Materialknappheiten zu Problemen. Dennoch habe die Bauproduktion im Vergleich zum Winterquartal kräftig zulegen können.
„Sofern es mit Blick auf die Pandemie zu keinen nennenswerten Rückschlägen kommt und die Lieferengpässe in der Industrie zumindest schrittweise nachlassen, dürfte das gesamtwirtschaftliche Expansionstempo im Sommerquartal noch stärker ausfallen“
, schreiben die Fachleute. Dann könnte das reale Bruttoinlandsprodukt schon im dritten Vierteljahr sein Vorkrisenniveau wieder erreichen.
Kurzarbeit geht kontinuierlich zurück
Im Winter konnten Beschäftigung und Arbeitslosigkeit in Deutschland durch den massiven Einsatz von Kurzarbeit stabilisiert werden, schreibt die Bundesbank. Nach dem kräftigen Rückgang der Kurzarbeit im März sei sie im April trotz des aufgeflammten Pandemiegeschehens der dritten Welle weiter gesunken, wenngleich nicht mehr so stark. Die Bundesagentur für Arbeit vermeldete im April laut ihrer Schätzung noch 2,34 Millionen Personen in wirtschaftlich bedingter Kurzarbeit. Das entspricht einem Rückgang im Vergleich zum Februar um mehr als ein Viertel. Das durch Kurzarbeit ausgefallene Arbeitsvolumen habe sich sogar um mehr als ein Drittel verringert. „Mit den weiteren Lockerungsschritten im Mai und Juni dürfte der Einsatz des Instruments nochmal erheblich zurückgegangen sein“
, so die Bundesbank. Die Erwerbstätigkeit sei im Mai wie schon in den beiden Vormonaten nur wenig gewachsen. Die Fachleute gehen aber davon aus, dass sich das Tempo des Beschäftigungsaufbaus in den kommenden Monaten deutlich verstärken wird. Die registrierte Arbeitslosigkeit habe sich im Juni saisonbereinigt um 38.000 Personen verringert, die Arbeitslosenquote sank damit auf 5,9 Prozent.
Verbraucherpreise steigen weiter
Nach Angaben der Bundesbank zogen die Rohölpreise im Juni spürbar an. Gegenüber dem Vormonat hätten sie um 7½ Prozent zugelegt und damit den Vorjahresstand um rund 80 Prozent überschritten. Die Verbraucherpreise gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) seien im Juni saisonbereinigt kräftig um 0,5 Prozent angestiegen. Insbesondere die Preise für Industriegüter ohne Energie und für Dienstleistungen hätten spürbar angezogen. Letztes habe vor allem daran gelegen, dass die Preise für einige Dienstleistungsangebote nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen merklich angehoben worden seien. Die Vorjahresrate des HVPI sei insgesamt von 2,4 Prozent auf 2,1 Prozent gesunken. Hierbei spiele aber die spätere Lage des Pfingstfestes im Vorjahr eine Rolle, wodurch Reisen im Vorjahresvergleich deutlich günstiger gewesen seien. Ab dem laufenden Monat erwartet die Bundesbank wieder deutlich höhere Teuerungsraten, die zum Ende des Jahres vorübergehend die 4-Prozent-Marke übertreffen könnten. Ein Grund dafür ist der Basiseffekt der temporären Mehrwertsteuersenkung im Vorjahr.