Containerschiff von oben ©aerial-drone / AdobeStock

Deutsche Wirtschaft derzeit schwächer als erwartet

Die deutsche Wirtschaftsleistung ging im Schlussquartal 2023 wohl etwas zurück, heißt es im Monatsbericht Januar. Nach wie vor belastete die schwache Nachfrage sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland die Industrie. Der Rückgang [der Industrieproduktion] war über die Branchen breit gestreut, wobei sich die Automobilindustrie vergleichsweise robust zeigte, schreiben die Fachleute. 

Auch die Produktion im Baugewerbe sank den bis November verfügbaren Daten zufolge saisonbereinigt kräftig. In Umfragen des ifo Instituts stieg der Anteil der Unternehmen mit Auftragsmangel weiter deutlich an. Die ungünstige Witterung beeinträchtigte die Bauproduktion wohl zusätzlich. Zudem dämpften die gestiegenen Finanzierungskosten nach wie vor die Investitionen, vor allem im Wohnungsbau. Nach Ansicht der Bundesbank-Fachleute dürfte auch die Unsicherheit über die zukünftige Ausrichtung der Fiskal- und Klimapolitik das Wirtschaftsgeschehen belastet haben. Zudem blieben die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin zurückhaltend: Obwohl der Arbeitsmarkt robust blieb, die Inflation rückläufig war und die Löhne kräftig zulegten, steigerten sie ihre Konsumausgaben wohl kaum. 

Insgesamt zeige sich die Konjunktur derzeit etwas schwächer, als in der Dezember-Projektion erwartet. Die Expertinnen und Experten rechnen im ersten Quartal 2024 damit, dass die deutsche Wirtschaftsleistung bestenfalls stagniert. Damit würde sich die in der Dezember-Projektion erwartete Erholung verzögern, schreiben sie.

Arbeitslosigkeit stieg nur geringfügig

Die Beschäftigung trotzte auch im November der schwachen Konjunktur, schreiben die Fachleute. Wie schon im Oktober stieg die Zahl der Erwerbstätigen im November leicht an. Besonders positiv sei die Entwicklung bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die Bundesbank rechnet mit Blick auf die Frühindikatoren auch weiterhin mit stabilen Beschäftigungsaussichten. 

Die registrierte Arbeitslosigkeit stieg saisonbereinigt im Dezember nur noch geringfügig, nachdem sie in den vorangegangenen Monaten durchaus merklich zugenommen hatte, heißt es im Monatsbericht weiter. 2,7 Millionen Personen waren im Dezember arbeitslos gemeldet, die entsprechende Quote lag bei 5,9 Prozent. Im Durchschnitt des gesamten Jahres ergibt sich eine Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent, was einem Anstieg um 0,4 Prozentpunkten gegenüber 2022 entspricht. Die Fachleute führen diesen Anstieg zum einen auf die große Zahl von Zuwanderern, zum anderen auf die schwache konjunkturelle Entwicklung im abgelaufenen Jahr zurück. 

Außergewöhnlich hohe Inflationsrate 2023

Die Verbraucherpreise (gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex – HVPI) gaben im Dezember gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt leicht um 0,1 Prozent nach. Die Energiepreise sanken weiter, während die Preise für Nahrungsmittel unverändert blieben und sich Industriegüter und Dienstleistungen leicht verteuerten, heißt es im Monatsbericht. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Inflationsrate jedoch deutlich auf 3,8 Prozent erhöht, nach 2,3 Prozent im November. Grund für diesen Anstieg war nach Angaben der Volkswirtinnen und Volkswirte ein Basiseffekt aufgrund der einmaligen staatlichen Soforthilfen bei den Gas- und Fernwärmezahlungen im Dezember 2022. Die Kerninflationsrate, bei der Energie- und Nahrungsmittelpreise nicht berücksichtigt werden, blieb nahezu konstant und betrug 3,4 Prozent (November: 3,5 Prozent).

Im Gesamtjahr 2023 lag die Inflationsrate (HVPI) laut dem Bericht wie bereits im Vorjahr außergewöhnlich hoch. Im Jahresdurchschnitt betrug sie 6,0 Prozent (2022: 8,7 Prozent), war aber im Jahresverlauf deutlich rückläufig. Verantwortlich für die nach wie vor hohe Teuerungsrate waren insbesondere die gegenüber 2022 nochmals gestiegenen Preiszuwächse bei Nahrungsmitteln, aber auch Dienstleistungen verteuerten sich noch stärker als zuvor. Die Bundesbank rechnet zu Beginn des neuen Jahres mit einer spürbar zurückgehenden Inflationsrate, auch weil der oben beschriebene erhöhende Basiseffekt aus dem Dezember entfällt.