Deutsche Konjunktur zu Jahresbeginn leicht stabilisiert, Aussichten aber deutlich eingetrübt
Die Wirtschaftsleistung in Deutschland dürfte sich im ersten Quartal 2025 leicht erhöht haben, könnte im zweiten Quartal aber einen Rückschlag erleiden
, heißt es im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank. Die Industrieproduktion stieg im Mittel der beiden Monate Januar und Februar 2025 gegenüber dem Vorquartal leicht. Dahinter stand jedoch eine recht heterogene Entwicklung in den einzelnen Bereichen. So erhöhte sich etwa die Produktion für Konsum- und Vorleistungsgüter, während die Herstellung von Investitionsgütern hinter dem Durchschnitt des Vorquartals zurückblieb. Die niedrige Kapazitätsauslastung in der Industrie wirkt sich laut den Fachleuten weiterhin negativ auf die Neigung der Unternehmen aus, zu investieren. Die Umsätze im Einzelhandel zogen im Januar und Februar weiter an und deuten auf einen geringfügig höheren privaten Konsum hin.
Insgesamt blieb die Nachfrage nach deutschen Industrieprodukten aus dem In- und Ausland Anfang des Jahres schleppend, nachdem sie im vergangenen Jahr noch leichte Erholungstendenzen zeigte. Die preisbereinigten Warenexporte stiegen dagegen im Mittel der ersten beiden Monate des Jahres merklich gegenüber dem Vorquartal. Dabei könnte die Ankündigung neuer Zölle durch die US-Regierung eine Rolle gespielt haben, schreiben die Expertinnen und Experten. So konnten besonders die Ausfuhren in die USA im Februar noch einmal deutlich zulegen. Sofern es im zweiten Quartal 2025 nicht erneut zu solchen Vorzieheffekten kommt, dürften die Ausfuhren dann aber zurückgehen. Angesichts der Zollpolitik der US-Regierung bleibt der Ausblick für das deutsche Exportgeschäft und die Industrie insgesamt trüb, heißt es im Monatsbericht: Insgesamt ist aus heutiger Perspektive zu erwarten, dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal wieder sinken wird.
Mehr Aufträge im Baugeschäft
Im Bau lag die Produktion im Mittel der ersten beiden Monate des Jahres 2025 deutlich über dem vierten Quartal 2024. Dieser Anstieg wurde ausschließlich vom Ausbaugewerbe getragen. Dazu gehören Leistungen, die Handwerker und Handwerkerinnen nach Fertigstellung eines Rohbaus erbringen, zum Beispiel Malerarbeiten oder Elektroinstallationen. Die verbesserte Auftragslage im Bau lässt laut den Fachleuten darauf hoffen, dass eine Talsohle nun überwunden ist. Die Aufträge im Tiefbau im vergangenen Jahr folgten durchweg einem Aufwärtstrend und auch im Hochbau setzten sich im Januar die ersten positiven Tendenzen fort. Bis sich die Produktion aber wirklich nachhaltig erholt, dürfte es noch etwas dauern.
Große Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt
Die Beschäftigung ist im Februar wie schon im Januar geringfügig gesunken. Dahinter stand in erster Linie ein Minus bei den Selbständigen, während die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer insgesamt nahezu konstant blieb. Wie schon zuvor gab es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Wirtschaftsbereichen. So wurde in einigen Dienstleistungsbranchen – insbesondere in der Pflege, im Gesundheitsbereich und in der Energieversorgung – weiter eingestellt. In der Industrie gingen dagegen im Januar Stellen verloren. Die Beschäftigung insgesamt dürfte weitgehend stabil bleiben, heißt es im Monatsbericht.
Inflationsrate erneut gesunken
Die Inflationsrate ist im März 2025 erneut gesunken. Die Gesamtrate, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), fiel auf 2,3 Prozent, nach 2,6 Prozent im Februar. Infolge der niedrigeren Ölpreise und der Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar gaben die Preise für Energie gegenüber dem Vormonat merklich nach. Auch die Preise für Nahrungsmittel und Dienstleistungen stiegen nicht mehr so stark. Bei Industriegütern wie zum Beispiel Kraftwagen zogen die Preise dagegen wieder stärker an.