Claudia Buch während eines Gesprächs ©Alexandra Lechner

Claudia Buch: Weltwirtschaft ist an einem Wendepunkt angekommen

Im Vorfeld der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) sagte Bundesbankvizepräsidentin Claudia Buch, dass die Entwicklung der Weltwirtschaft an einem Wendepunkt angelangt sei. „Konjunkturelle Risiken und eine hohe Inflation belasten die Märkte, geopolitische Entwicklungen und die Bekämpfung des Klimawandels erfordern strukturelle Anpassungen“, so Buch. Das globale Finanzsystem habe die jüngsten Krisen vergleichsweise gut verkraftet, nicht zuletzt auf Grund der Reformen des vergangenen Jahrzehnts. Allerdings seien die Verwundbarkeiten im Finanzsystem unverändert hoch. Des Weiteren könnten „makroökonomische und geopolitische Risiken unterschätzt werden“ und „negative Schocks die internationalen Finanzmärkte unter Druck setzen.“

Claudia Buch warnte zudem davor, dass die private und öffentliche Verschuldung seit der Pandemie nochmals deutlich gestiegen sei, sodass negative Schocks die Schuldentragfähigkeit gefährden könnten. „Der Aufbau von Resilienz sollte für alle Akteure Priorität haben“, so Buch. Internationale Initiativen zur Restrukturierung von Schulden, wie das Common Framework for Debt Treatments, könnten hierbei unterstützen.

Ausblick auf die Weltwirtschaft

Bei der Jahrestagung des IWF und der Weltbank, die Mitte Oktober in Washington D.C. stattfindet, kommen die IWF-Gouverneure aller Mitgliedstaaten zusammen. Im Zuge seiner Jahrestagung veröffentlicht der IWF zudem den World Economic Outlook. Darin präsentiert der IWF seine Aussichten für die konjunkturelle Entwicklung der Weltwirtschaft. Für das laufende Jahr erwartet der IWF unverändert ein Wachstum von 3,2 Prozent, doch wurde verglichen mit der Prognose vom Juli 2022 die globale Wachstumserwartung für das kommende Jahr auf 2,7 Prozent gesenkt.

Ein prominentes Thema der Tagung wird deshalb auch die Unterstützung von Ländern sein, die am stärksten von den wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs und insbesondere dem Anstieg der Lebensmittelpreise betroffen sind. „Der IWF hat in der Covid-19-Pandemie gezeigt, dass er schnell und flexibel auf Krisen reagieren kann“, so Buch. Ein neues Programm des IWF , das sogenannte „Food Shock Window“, soll verwundbaren Volkswirtschaften helfen, mit den starken Verwerfungen auf den internationalen Lebensmittelmärkten umzugehen.

Die Bundesbank nimmt die finanziellen Rechte und Pflichten Deutschlands im IWF wahr und wird im obersten Lenkungsgremium des IWF, dem Gouverneursrat, von Bundesbankpräsident Joachim Nagel und – als seine Stellvertreterin – von Bundesbankvizepräsidentin Claudia Buch vertreten. Am Rande der Tagung treffen sich traditionell die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G20.