Claudia Buch ©Gaby Gerster

Claudia Buch: Kredit- und Liquiditätsrisiken könnten steigen

Der starke Zinsanstieg der vergangenen Monate habe Verwundbarkeiten im Finanzsystem offengelegt, sagte Bundesbankvizepräsidentin Claudia Buch im Vorfeld der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Allerdings sind die vollen Effekte gestiegener Zinsen bislang noch nicht sichtbar geworden. Kredit- und Liquiditätsrisiken könnten steigen, so Buch. Die Weltwirtschaft sei noch stark von jüngsten Schocks und Krisen geprägt, wie der Corona-Pandemie und der hohen Inflation, welche einen hohen strukturellen Anpassungsbedarf erforderten. „Gerade jetzt brauchen wir eine gute Krisenprävention und Überwachung der Wirtschafts- und Finanzpolitik – hier hat der IWF eine wichtige Funktion“, betonte die Vizepräsidentin angesichts des anstehenden Treffens in Afrika. 

Jahrestagung des IWF in Marrakesch

Bei der Jahrestagung des IWF und der Weltbank, die vom 9. bis 15. Oktober in Marrakesch, Marokko stattfindet, kommen die G20-Finanzministerinnen und Finanzminister, Vertreter und Vertreterinnen der Finanzwirtschaft und der Entwicklungszusammenarbeit sowie Zentralbankerinnen und Zentralbanker zusammen. Die Bundesbank nimmt die finanziellen Rechte und Pflichten Deutschlands im IWF wahr und wird im obersten Lenkungsgremium des IWF, dem Gouverneursrat, von Bundesbankpräsident Joachim Nagel und – als seine Stellvertreterin – von Vizepräsidentin Claudia Buch vertreten. 

Dieses Jahr werden aktuelle Themen wie die drohende Schuldenkrise einkommensschwächerer Länder, der Klimawandel, die hohe Inflation sowie die Bekämpfung von Armut im Zentrum der Diskussionen stehen. Zudem wird auch der Kapitalanteil der Mitgliedsländer am IWF, die sogenannte Quote, Thema sein. Nach ihr bemessen sich die Einzahlungsverpflichtung, das Recht zum finanziellen Rückgriff auf den IWF und das Stimmrecht des jeweiligen Mitgliedslandes. Damit der IWF seine Aufgaben erfüllen kann, muss er angemessen finanziert sein. Dazu arbeiten wir in internationalen Gremien an einem baldigen Abschluss der laufenden Quotenüberprüfung, sagte Buch. 

Ausblick auf die Weltwirtschaft

Im Rahmen der Jahrestagung veröffentlicht der IWF den „World Economic Outlook“. Darin präsentiert der IWF seine Aussichten für die konjunkturelle Entwicklung der Weltwirtschaft. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa kündigte bereits im Vorfeld an, dass der Internationale Währungsfonds mittelfristig von einem schwachen weltweiten Wirtschaftswachstum ausgehe. Finanzinstitute sollten die derzeit gute Gewinnsituation nutzen, um ihre Resilienz zu stärken, betonte Buch, um somit für unsichere Zeiten gewappnet zu sein.