Bundesbankpräsident Joachim Nagel bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Geschäftsberichts 2022 ©Frank Rumpenhorst

Bundesbankpräsident Nagel: Unser Kampf gegen die Inflation ist noch nicht vorbei

In einem Interview mit der Financial Times spricht sich Bundesbankpräsident Joachim Nagel für eine weitere Erhöhung der Zinsen im Euroraum aus. „Wenn wir diese hartnäckige Inflation zähmen wollen, müssen wir noch hartnäckiger sein“, sagt er. Der Kampf gegen die Inflation sei noch nicht vorbei. Zugleich betont Nagel, dass sich die Zinsen dem restriktiven Bereich näherten. 

Der EZB-Rat hat die Leitzinsen in der vergangenen Woche das sechste Mal in Folge angehoben, den Einlagensatz von 2,5 auf 3,0 Prozent. In dem Interview unterstreicht der Bundesbankpräsident, dass die Inflation im Euroraum von 8,5 Prozent - mehr als das Vierfache des EZB-Ziels von 2 Prozent – erst "signifikant und nachhaltig" zurückgehen müsse, bevor die Zentralbank die Zinsanhebungen beenden könne. Auch die Kerninflation, bei der die Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden, müsse "ausreichend zurückgehen", nachdem sie im vergangenen Monat einen Rekordwert von 5,6 Prozent erreicht habe.

Bundesbankpräsident Nagel: „Wir stehen nicht vor einer Wiederholung der Finanzkrise von 2008“

Der Bankensektor des Euroraums ist laut Nagel weiterhin gut aufgestellt, im Interview bezeichnet er ihn als „widerstandsfähig“. Er räumt ein, dass die Pleite der Silicon Valley Bank und die Rettung der Schweizer Bank Credit Suisse zwar dazu führen könnte, dass die europäischen Banken bei der Kreditvergabe nun vorsichtiger würden. Gleichzeitig betont er jedoch: „Wir stehen nicht vor einer Wiederholung der Finanzkrise von 2008“. 

In dem Interview spricht Nagel sich auch dafür aus, bei der Verringerung der Anleihebestände des Eurosystems schneller vorzugehen. „Wir sollten mehr tun", sagte er, und fügte hinzu, dass die EZB "zu einem späteren Zeitpunkt" auch in Betracht ziehen könnte, das separate Pandemie-Notkaufprogramm PEPP mit einem Wertpapierbestand von 1,7 Billionen Euro zu reduzieren. Dieses war 2020 aufgelegt worden, um den Folgen der Covid-19-Pandemie entgegenzuwirken. 

Das Eurosystem hat im März damit begonnen, seine Anleihebestände zu verringern, indem durchschnittlich 15 Milliarden Euro der monatlich fällig werdenden Wertpapiere aus dem 3,2 Billionen Euro schweren Ankaufprogramm APP nicht ersetzt werden. 

Mit den Worten "Ich sehe nach wie vor eine weiche Landung" gibt er einen optimistischen Ausblick für die deutsche Wirtschaft und die Wirtschaft des Euroraums. Als wichtige Stütze sieht er dabei den "außerordentlich robusten" Arbeitsmarkt der Eurozone. Die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor auf einem Rekordtief.