Constanze Stelzenmüller, Joachim Nagel, Kristalina Georgieva und die Moderatorin Astrid Frohloff beim Hauptstadtempfang ©Heiko Laschitzki

Bundesbankpräsident Nagel und IWF-Chefin Georgieva beim Hauptstadtempfang in Berlin

Einmal im Jahr lädt die Bundesbank Gäste aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft zum Hauptstadtempfang nach Berlin ein, um sich über die Wirtschaftslage und aktuelle Themen auszutauschen. Als besondere Gäste begrüßte Bundesbankpräsident Joachim Nagel in diesem Jahr die IWF-Chefin Kristalina Georgieva und die Publizistin Constanze Stelzenmüller. Beide bereicherten den Hauptstadtempfang mit ihren Sichtweisen zum Thema des Abends: Vernetzte Weltwirtschaft: Zwischen Kooperation und Konfrontation.

In seiner Rede ging Bundesbankpräsident Joachim Nagel auf die Notwendigkeit ein, sich angesichts der bestehenden geopolitischen Unsicherheiten auf verschiedene Szenarien einzustellen. So könnten sich die Inflation und die Wirtschaft im Euroraum je nach Ausgang der US-Wahl durchaus unterschiedlich entwickeln. Die Agenda Donald Trumps könnte etwa für Europa spürbare Wachstumseinbußen und Inflationsrisiken zur Folge haben, sagte Nagel. Aufgrund der im Vergleich zum restlichen Euroraum überdurchschnittlichen Handelsverflechtung Deutschlands mit den USA könnten die negativen Effekte für Deutschland größer sein als für den gesamten Euroraum. Nagel hob hervor, wie wichtig es sei, sich für mögliche Konstellationen zu wappnen. Womöglich könne es ein heilsamer Prozess sein, wenn externe Herausforderungen unsere Handlungsfähigkeit und Handlungsbereitschaft in Europa stärken, so Nagel.

Geldpolitik auf Kurs

Zur Geldpolitik sagte der Bundesbankpräsident: Wir müssen wachsam bleiben, damit sich die Inflationsrate mittelfristig bei 2 Prozent einpendelt. Auch wenn die Teuerungsraten in den kommenden Monaten wieder etwas steigen dürften: Grundsätzlich sei die Inflation auf dem Rückzug. Bei der Entwicklung der Leitzinsen werde sich der EZB-Rat weiterhin nach den Daten richten.

Bedeutung der Widerstandsfähigkeit Europas

Abschließend hob Nagel die Bedeutung von Resilienz und internationaler Zusammenarbeit hervor, um Europa gegenüber globalen Risiken widerstandsfähig zu machen. Unser Ziel sollte sein, uns so aufzustellen, dass der Regen Europa nichts anhaben kann – in welcher Form er auch kommen mag, sagte Nagel. Die Überwindung der Energiekrise und die weiterhin hohe Beschäftigungsrate sehe er als Zeichen der Stärke.

Stelzenmüller zu internationaler Kooperation oder Konfrontation

Im Anschluss an die Rede von Joachim Nagel sprach zunächst Constanze Stelzenmüller, Direktorin des Center on the United States and Europe, über das Thema „Vernetzte Weltwirtschaft: Zwischen Kooperation und Konfrontation". Danach diskutierte sie mit Nagel über die internationalen Verflechtungen Deutschlands und die möglichen Auswirkungen der kommenden US-Wahl für Europa.

Austausch über Notenbankthemen

Der Hauptstadtempfang der Bundesbank hat zum Ziel, den Austausch über Notenbankthemen weiter zu verstärken und bietet Interessierten aus dem politischen Berlin die Gelegenheit, sich miteinander zu vernetzen. Unter den rund 220 Gästen waren sowohl Mitglieder des Finanz- und Haushaltsausschusses des Bundestags sowie Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Ministerien, der Wissenschaft und von Verbänden.