Verwendung von Taschenrechner für Bilanzierung ©Tom Grill / Getty Images

Bundesbank-Studie: Vermögen in Deutschland steigen nominal, gehen aber real zurück. Ungleichheit bleibt unverändert

Die Bundesbank hat im Jahr 2023 im Rahmen der sogenannten PHF-Studie („Private Haushalte und ihre Finanzen“) erneut Haushalte zu ihren Vermögen, ihren Schulden und ihren Einkommen befragt. Die Vermögensbestände, gemessen als durchschnittliches Nettovermögen pro Haushalt, haben sich demnach zwischen 2021 und 2023 nominal leicht erhöht. Dennoch blieben die Vermögen nominal wie auch inflationsbereinigt auf einem höheren Niveau als in der Bundesbank-Befragung vor der Corona-Pandemie 2017.

Im Durchschnitt verfügten die Haushalte in Deutschland im Jahr 2023 über ein Nettovermögen von rund 324.800 Euro. Das sind etwa 3 Prozent mehr als noch 2021 (316.500 Euro), schreiben die Fachleute der Bundesbank in ihrem aktuellen Bericht zur Studie. Inflationsbereinigt sind die Nettovermögen in diesem Zeitraum jedoch von 268.700 Euro auf 239.200 Euro zurückgegangen. Auch der Median, welcher die Mitte der Vermögensverteilung markiert, ist inflationsbereinigt von 90.500 Euro auf 76.000 Euro zurückgegangen.

Auf längere Sicht gesehen sind die Nettovermögen der privaten Haushalte jedoch sowohl nominal als auch inflationsbereinigt angestiegen. Der Mittelwert erhöhte sich zwischen 2017 – der letzten Befragung vor der Corona-Pandemie – und 2023 nominal um 40 Prozent und inflationsbereinigt um 13 Prozent. Der Median stieg in dieser Zeit nominal um 46 Prozent und inflationsbereinigt um 18 Prozent.

Vermögensungleichheit in Deutschland unverändert, aber weiterhin hoch

Ein klassisches Maß für die Ungleichheit ist der sogenannte „Gini-Koeffizient“, welcher Werte zwischen 0 (minimale Ungleichheit) und 1 (maximale Ungleichheit) annehmen kann. Der Gini-Koeffizient für das Nettovermögen in Deutschland hat sich seit der letzten Welle 2021 trotz hoher Inflationsraten und gestiegener Zinsen kaum verändert und liegt bei 0,724. Spanien und Italien beispielsweise weisen einen niedrigeren Gini-Koeffizienten aus, was bedeutet, dass Vermögen dort gleichmäßiger verteilt ist.

Beteiligung am Kapitalmarkt steigt an

Nach wie vor korrelieren Immobilien- und Unternehmensbesitz stark mit hohen Vermögen. Auch Finanzanlagen, wie Investmentfonds und Aktien, sind eher bei vermögenderen Haushalten zu finden. Vermögensärmere Haushalte besitzen hingegen hauptsächlich Guthaben auf Sparkonten und andere risikoarme Anlageformen. Allerdings steigt der Anteil der Haushalte, die in Fonds oder Aktien investieren, nun schon seit längerem an.

Verschuldungssituation der Haushalte

Der Anteil der verschuldeten Haushalte ist leicht gesunken, heißt es im Bericht. Der Rückgang zwischen 2021 und 2023 sei hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass weniger Haushalte unbesicherte Kredite, wie zum Beispiel Konsumentenkredite, hatten. Im Jahr 2023 hatten etwa 26 Prozent der Haushalte solche Kredite, während es 2021 noch 29 Prozent waren. Diese Entwicklung könnte eine Folge der Corona-Pandemie sein, damals hatten auch ärmere Haushalte mehr Geld auf Spar- und Girokonten angesammelt. Wahrscheinlich nutzen die Haushalte zuerst diese Ersparnisse, anstatt neue Konsumentenkredite oder andere ungesicherte Kredite aufzunehmen. Auch könnte das gestiegene Zinsniveau die Aufnahme zusätzlicher Kredite weniger attraktiv gemacht haben.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Vermögensstrukturen sowie die Struktur der Verschuldung der Haushalte in Deutschland recht stabil sind. Wie sich die gestiegenen Zinsen mittelfristig auf die Vermögen und deren Verteilung auswirken, lässt sich mit den aktuell vorliegenden Daten noch nicht abschätzen. Die nächste Erhebung der Bundesbank ist für 2026 geplant.